Kapitel 51

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Am liebsten würde ich ihm widersprechen, ihm sagen, dass er sich täuscht, aber ich kann nicht. Egal wie sehr ich mich auch anstrenge, es kommt kein einziges Wort aus meinem Mund.

Jetzt bin ich den ganzen Weg von London nach Toronto geflogen, um meinen Freund zu besuchen, und kann ihm dann nicht einmal versichern, dass ich nicht etwas mit jemand anderem anfangen werde.

"Du musst nichts sagen, Kyla. Du fühlst dich zu Shawn hingezogen und tief in deinem Inneren weißt du das", spricht Alex weiter. "Ich finde es zwar echt schade, weil die Zeit mit dir wunderschön war, aber mit jemandem zusammen zu sein, den man nicht wirklich liebt, ist nicht einfach. Das kann ich bezeugen."

"Aber... Aber ich liebe dich doch, ich tue nicht nur so", stammele ich vor mich hin. Die Schmetterlinge damals waren echt. Die kann ich mir nicht nur eingebildet haben.

Wenn ich jedoch an die letzten Ereignisse mit Shawn denke... Sobald er mich angelächelt hat, musste ich auch grinsen, ich konnte nicht anders. Und gestern, als er mich in seine Arme genommen hat, hat es, um ehrlich zu sein, an jeder einzelnen Stelle, die er berührt hat, gekribbelt.

Ich glaube kaum, dass ich das sage, aber vielleicht ist an Alex' Worten wirklich etwas dran.

"Wobei ich zugeben muss", gebe ich deshalb kleinlaut bei, "dass er mir tatsächlich viel bedeutet. Aber das tust du genauso. Ich kann mir dich aus meinem Leben gar nicht mehr wegdenken."

Nun legt der Blonde sein Butterbrot auf dem Tisch ab, während er beinahe erschöpft ausatmet. "Begreif's doch endlich, Kyla. Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sage, aber er ist der Richtige für dich, nicht ich." Wow, das kam echt unerwartet.

"Ich meine, er macht dich wirklich glücklich, während ich dich alleine in meiner Wohnung zurücklasse und mich betrinke, obwohl ich genau weiß, dass du das nicht magst", fährt er fort. "Auch wenn es nicht immer perfekt zwischen euch lief, habt ihr doch von Anfang an zusammen gehört."

Auf der Stelle muss ich an das Picknick denken und wie ich mich sofort in Shawn's Lächeln verliebt habe. Ob ich mich komplett in ihn verknallt habe, kann ich nicht sagen. Meine Gefühle haben komplett verrückt gespielt - ich weiß ja selbst nicht mehr, wann ich von wem was wollte - und das tun sie eigentlich immer noch.

Doch ich merke, wie schnell mein Herz schon wieder schlägt, und stelle fest, dass Shawn mehr als nur ein Freund für mich sein soll.

"Ich denke, du hast recht", gebe ich schließlich nach einer Weile zu. "Was meinst du? Wie soll es jetzt mit uns beiden weitergehen?" Einfach so weiter machen, als wäre nichts gewesen, ist ausgeschlossen.

Allerdings werden wir von einem Klopfen unterbrochen und unsere Blicke schnellen zur Tür. Gemächlich steht Alex von seinem Stuhl auf und marschiert dorthin. Das war's wohl mit dem ernsthaften Gespräch.

Als er die Tür öffnet, kann ich meinen Augen kaum trauen. Zum Vorschein kommt nämlich Shawn, der mich aber offensichtlich nicht bemerkt. Was macht der denn auf einmal hier?

"Hey, was...?", möchte auch Alex ihn fragen, und ich wundere mich schon, dass er nach allem trotzdem so freundlich zu ihm ist, aber zum Aussprechen der ganzen Frage kommt er nicht.

Ich muss träumen, anders kann ich es mir nicht erklären. Shawn würde nie im Leben jemandem körperlich wehtun, zumindest nicht mit Absicht. Doch ich beobachte, wie er Alex ins Bein staucht. "Weil du verantwortlich für Kyla's Tränen bist!"

Selbstverständlich lässt der Basketballer das nicht einfach so auf sich sitzen, denn Jungs geben sich ja nicht gleich geschlagen, und schlägt zurück. Und zwar mitten ins Gesicht.

Schnell springe ich von meinem Stuhl auf, der beinahe umfliegt, und renne zu den beiden herüber. Wenn jetzt niemand dazwischen geht, wird die Situation wohl eskalieren. "Was wird das?", rufe ich. "Stopp, aufhören!"

Auch wenn ich ein klein wenig Angst habe, ebenfalls von einem der zwei erwischt zu werden, stelle ich mich zwischen sie und halte sie mit meinen Armen auseinander. Geschockt sehe ich sie nacheinander an.

Alex sieht man kaum etwas an, wahrscheinlich wird morgen nur ein großer blauer Fleck an seinem Bein prangen, den er jedoch unter einer Hose verstecken kann. Shawn's Nase allerdings sieht nicht gut aus. Sie scheint gebrochen zu sein.

Es gibt so vieles, was ich in diesem Moment gern machen würde, doch ich entscheide mich dafür, den Sänger zu versorgen. "Komm mit", sage ich deshalb und ziehe ihn an seinem Shirt mit mir. Alex setzt sich währenddessen auf die Couch und legt sein Bein hoch.

"Was sollte das? Warum hast du ihn gestaucht?", frage ich ihn auf dem Weg ins Badezimmer. Er hat zwar bereits einen Grund genannt, aber ich kann es noch immer nicht fassen.

"Können wir das irgendwann anders besprechen? Meine Nase tut scheiße weh", brummt Shawn und ich kann ihm wirklich anhören, dass er Schmerzen hat.

"Klar", sage ich etwa besorgt. Inzwischen sind wir im Badezimmer angekommen und ich mache mich auf die Suche nach einem Waschlappen oder so. "Was ist dir lieber? Willst du ins Krankenhaus oder soll ein Arzt herkommen?"

"Ich will nicht schon wieder in den Schlagzeilen landen. Shawn Mendes in Prügelei verwickelt? Darauf habe ich keine Lust", meint er, womit ziemlich klar ist, was wir machen werden. Definitiv nicht ins Krankenhaus.

Im Schrank neben der Dusche mache ich endlich Waschlappen aus, schnappe mir einen und halte ihn unter den Wasserhahn. Dummerweise fällt mir erst jetzt auf, dass ich einen weißen herausgezogen habe. Aber egal.

Als nächstes setzen wir uns beide auf den Badewannenrand. Ich zögere zunächst, doch dann lege ich meine linke Hand an seine rechte Wange und drehe seinen Kopf zu mir, damit ich das Blut unter seiner Nase vorsichtig abtupfen kann.

Er zuckt mehrmals ein wenig zusammen, weswegen ich mich immer wieder entschuldige, obwohl Shawn mir jedes Mal versichert, dass ich nichts dafür kann.

"Fertig", sage ich ganz leise, als ich alles einigermaßen abgetupft habe. Auf irgendeine Weise ist es nun komplett ruhig und mir fällt erneut erst später auf, dass wir uns gegenseitig in die Augen starren.

In den ganzen Liebesschnulzen würden sich der Junge und das Mädchen jetzt näher kommen und sich küssen. Und wenn nichts dazwischen kommen würde, wäre es hier wohl genauso.

Ich räuspere mich. "Ähm, ich sollte mal den Arzt anrufen." Und schon bin ich aufgestanden und verlasse das Zimmer.

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So, das ist das letzte Kapitel vor meinem Urlaub. Jetzt kommt eine Woche wahrscheinlich erstmal nichts😅

Internet Love | s.m.Where stories live. Discover now