Kapitel 39

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Hey Babe! Ich hab mit Nick gesprochen und es gibt gute Neuigkeiten: Er wird den Security-Leuten sagen, dass du gratis reindarfst. Du musst einfach deinen Namen nennen und schon kannst du dir einen Platz auf der Tribüne aussuchen. Ich bin echt froh, dass das geklappt hat. Ich freu mich auf dich❤️

Ein erneutes Mal lese ich mir die Nachricht von Alex durch und kann mir mein Grinsen nicht verkneifen. In wenigen Tagen findet sein zweites richtiges Spiel statt und ich kann ihn dort anfeuern und ihn danach endlich wieder in die Arme nehmen. Jedes Mal, wenn ich daran denke, spüre ich die Schmetterlinge in meinem Bauch.

Zwar weiß meine Mutter noch nichts davon, weil ich damit warten wollte, es ihr zu erzählen, bis auch wirklich alles klar geht - immerhin sind alle Karten für das Spiel ausverkauft -, doch ich denke, sie wird nichts dagegen haben. Vor allem nach meinem letzten Ausflug nach Toronto wäre es unlogisch, wenn sie es mir jetzt, da ich meinen Abschluss in der Tasche habe, verbieten würde.

Gut gelaunt verlasse ich mit meinem Handy in der Hand mein Zimmer und stürme die Treppen herunter, wobei ich mir keine Mühe gebe, leise zu sein. Im Wohnzimmer angekommen schaut meine Mom mich schon leicht verstört an und fragt mich lachend: "Gibt es einen Grund, warum du zum Trampeltier mutierst?"

Langsam lasse ich mich neben ihr auf dem Sofa nieder und halte ihr mein Handy mit Alex' Nachrichten hin. "Ja, den gibt es tatsächlich", antworte ich. "Lies dir die bitte mal schnell durch." Während sie dies tut, forme ich meine Hände unauffällig zu Fäusten und betrachte ihr Gesicht. Allerdings kann ich ihrem Ausdruck nichts entnehmen.

"So so", fängt sie zunächst einmal an. Normalerweise sagt sie das nur, wenn sie etwas skeptisch sieht, weswegen mir Bedenken kommen. Wenn sie mir diesen Ausflug jetzt doch nicht erlaubt, muss ich mir wohl etwas ausdenken. "Eigentlich hört sich das ja nicht schlecht an. Aber wo wirst du übernachten?"

"Alex hat inzwischen eine eigene Wohnung gefunden. Hier und da stehen zwar noch ein paar Kartons rum, aber alles Wichtige ist vorhanden", erzähle ich ihr das, was mein Freund mir während eines Telefongesprächs gesagt hat. Dabei lasse ich natürlich absichtlich aus, dass seine Couch zu klein ist, um darauf zu schlafen, und er auch nur ein kleines Bett besitzt.

"Na gut", meint Mom, während sie mir mein Handy zurückgibt. "Auch wenn es relativ kurzfristig ist, gibt es keinen Grund, warum ich dich nicht gehen lassen sollte. Außerdem weiß ich, wie sehr du ihn vermisst, und ich will doch nur, dass du glücklich bist. Also, geh ruhig!" Mir fällt ein Stein vom Herzen.

Nun umarme ich meine Mutter stürmisch. Etwas, das ich nicht allzu oft mache, obwohl ich es eigentlich sollte. Immerhin habe ich ihr so viel zu verdanken. Auch wenn sie mich manchmal ganz schön nerven kann, wüsste ich nicht, was ich ohne sie machen sollte. "Danke, Mom!", sage ich. "Ich hab dich lieb."

Noch leicht überrascht legt sie auch ihre Arme um mich und tätschelt mir über den Rücken. "Gerne doch, Schatz. Ich hab dich auch lieb", flüstert sie mir ins Ohr. Dann lösen wir uns voneinander und sie blickt mich plötzlich ernst an. "Aber versprich mir, dass du nichts Blödes anstellst. Vor allen Dingen nicht mit Alex." Darauf brechen wir in schallendes Gelächter aus.

***

"Was machst du hier?", frage ich den Jungen vor mir zischend. Es passt mir gerade überhaupt nicht, dass er auf einmal neben mir aufgetaucht ist. Mein Freund, der jederzeit zurückkommen könnte, weiß noch immer nichts von ihm und wird sicher eine Erklärung von mir erwarten, wenn er ihn zu Gesicht bekommt.

"Ich kann einfach nicht ohne dich, Kyla", sagt er darauf. "Ich musste dich einfach sehen." Im nächsten Moment steht er mir auch schon direkt gegenüber und streicht mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Am liebsten würde ich ihn von mir stoßen, aber ich bin gelähmt, wie in einer Starre, und kann mich nicht bewegen. "Bitte gib mir noch eine Chance."

"Kyla?", nehme ich nun meinen Freund wieder wahr. "Wer ist das? Und warum kommt er dir so nahe?" Er klingt nicht besonders begeistert, doch es bringt mich zurück in die Realität. Sofort entferne ich mich von dem Jungen mit den braunen Locken und schaue meinen Freund nur sprachlos an...

Ich fahre aus meinem Sitz hoch und schaue mich schnell um. Gott sei Dank, es war nur ein Traum. Kaum komme ich der Heimat von Shawn näher, schleicht er sich schon wieder in mein Unterbewusstsein. Wieso kann er mich nicht ein für alle Mal in Ruhe lassen?

Zwei Tage, nachdem ich die Erlaubnis von meiner Mom bekommen habe, wir haben einen Freitag, sitze ich bereits im Flieger nach Toronto. Das zweite Mal in nur zwei Monaten, aber das erste Mal komplett auf mich allein gestellt. Ich bin ja schon stolz auf mich, dass ich ins richtige Flugzeug gestiegen bin und mich nicht gerade auf dem Weg nach Australien befinde. Wobei das auch ein schönes Reiseziel ist, doch ich muss zu Alex.

Dank meiner kleinen Runde Schlaf habe ich den größten Teil des Fluges schon überstanden und so dauert es nicht mehr allzu lange, bis ich wieder festen Boden unter meinen Füßen spüre. Mit meinem Koffer, der mich nebenbei gemerkt ziemlich am Laufen hindert, weil ich meine Fersen immer wieder darunter bringe, suche ich ein Taxi, welches sich auch schnell findet.

Mit jedem Kilometer freue ich mich immer mehr, da es nicht mehr lange dauern kann, bis ich Alex sehe. Mittlerweile bin ich schon so aufgeregt, dass die übrige Müdigkeit vergessen ist. Wie ich mich fühle, als wir schließlich ankommen, muss ich, denke ich, wohl eher nicht erwähnen.

"Ich bin Kyla Jones", stelle ich mich am Eingang vor und sehe den großen, starken Mann vor mir etwas schüchtern an. Mit dem würde ich lieber keinen Stress bekommen. Doch dann nickt er mir zu und macht mir Platz zum Vorbeigehen, worauf ich ihn anlächele und mich auf den Weg zur Tribüne mache.

Die meisten Plätze sind bereits belegt, aber nachdem ich ganz genau hingeschaut habe, mache ich noch einen freien aus. Das Blöde ist nur, dass ich noch etwas anderes entdeckt habe. Oder besser gesagt, jemanden...

Internet Love | s.m.Where stories live. Discover now