Kapitel 64

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Dass Noah seine Meinung doch noch geändert hat, hätte ich nicht gedacht. Ich bin wirklich sehr überrascht, aber auch echt froh. Somit kann ich mit gutem Gewissen nach Hause laufen, nachdem ich meine Freundin abgesetzt habe.

Zuhause angekommen schmeiße ich also meine Schuhe erleichtert in die Ecke und mache mich auf den Weg ins Wohnzimmer. Da meine beiden Eltern arbeiten sind, erwarte ich niemanden in diesem Raum, weswegen ich leise das Lied "Someone You Loved" vor mich hin summe. So macht gleich alles mehr Spaß.

Nur als ich die Tür öffne, stelle ich blöderweise fest, dass ich nicht alleine bin, und halte dann schnell inne. Warum muss mir das immer wieder passieren? Warum können sich die Leute nicht sofort durch ein einfaches "Hallo" bemerkbar machen, sodass mir diese peinliche Situation erspart bleibt?

Aber gut, das ist nicht Sinn und Zweck dieser ganzen Sache. Es wäre sonst ja keine Überraschung mehr. Doch das ist jetzt eigentlich egal, denn der Moment ist schon vorbei und die Überraschung definitiv gelungen.

"Hat sich sehr schön angehört", sagt die auf der Couch sitzende Person und zwinkert mir zu. "Allerdings könnte man hier und da noch was verbessern. Versuch beim nächsten Mal einfach, etwas mehr Töne zu treffen."

"Haha", mache ich darauf sarkastisch und gehe langsam auf die Person zu. "Was machst du hier? Ich dachte, du hättest geschäftliche Termine. Und vor allem, wie bist du hier reingekommen? Ich kann mich nicht daran erinnern, dir einen Schlüssel gegeben zu haben."

"Tja, ich hab da so meine Methoden", meint er und steht von der Couch auf, als ich ihm schon fast gegenüber stehe. Auch wenn uns noch ein paar Zentimeter trennen, kann ich das Knistern bereits spüren. "Okay, eigentlich hab ich nur unter den Fußabtreter geschaut."

Scheint so, als müsste ich noch einmal mit Mom reden. Eigentlich hab ich ihr schon gesagt, dass sie den Ersatzschlüssel nicht mehr darunter verstecken soll, weil es schon längst kein richtiges Versteck mehr ist. Für die Zukunft muss sie sich etwas anderes überlegen, doch heute bin ich dafür dankbar, dass sie noch nichts geändert hat.

"Und stimmt, ich hatte geschäftliche Termine", sagt er, "aber die habe ich alle abgesagt. Ich habe echt lange hin und her überlegt, weil ich niemanden enttäuschen will - auch nicht die Leute, die sich ein Shooting mit mir erhoffen -, aber du warst mir einfach wichtiger. Ich konnte dich nicht einfach so gehen lassen und bin dir gleich nachgeflogen."

"Du bist echt verrückt, Shawn", grinse ich und mache den letzten Schritt auf ihn zu. Nun stehen wir so nahe beieinander, dass ich seinen Atem spüren kann. Obwohl unsere Begegnung am Flughafen gar nicht so lange her ist, habe ich seine Nähe sehr vermisst.

"Ja, verrückt nach dir", wispert der Braunhaarige und verpasst mir damit eine Gänsehaut am ganzen Körper. Automatisch breitet sich ein Grinsen in meinem Gesicht aus. Dieser Junge würde es immer schaffen, mich zum Lächeln zu bringen, egal wie scheiße es mir eigentlich geht.

Im nächsten Moment liegen seine Hände auf meinen Wangen und seine Daumen streichen leicht darüber. Beide schauen wir uns gegenseitig in die Augen und blenden alles andere aus. In diesem Augenblick gibt es nur uns zwei.

Nun kann ich es allerdings nicht mehr länger abwarten, ich muss den Abstand zwischen uns endgültig schließen. Also nähere ich mich ihm noch ein bisschen mehr, schließe meine Augen und drücke meine Lippen auf seine. Das Gefühl ist unbeschreiblich, sodass ich mich am liebsten gar nicht von Shawn lösen würde. Doch natürlich geht das nicht und wir müssen unsere Lippen wieder voneinander trennen.

Auch wenn mir bewusst ist, dass das ein Stimmungskiller ist, muss ich wissen, was sein Manager zu seiner Entscheidung sagt. Immerhin möchte ich nicht schon wieder der Grund für Stress zwischen den beiden sein. Wenn er nicht damit einverstanden wäre, müsste ich wohl mit dem Sänger darüber reden, dass es nicht nur mich in seinem Leben gibt. 

"Sag mal, was denkt eigentlich Andrew darüber, dass du mich schon wieder deinen Verpflichtungen vorziehst?", frage ich folglich. "Ich meine, ich kann mir schon vorstellen, dass er sich ein wenig darüber ärgert. Würde ich mich zumindest als Manager."

"Da hast du auch recht", stimmt Shawn mir zu. "Er war zuerst auch nicht erfreut, aber nachdem ich ihm gesagt habe, dass ich das alles nachholen und mich echt ins Zeug legen werde, hat er plötzlich seine Meinung über eine Beziehung geändert. So ganz ohne Vorwarnung. Jetzt findet er nämlich, dass man mehr meine Musik hören wird, wenn ich eine Freundin habe."

Vor Verwirrung gehe ich einen Schritt zurück, meine Hände lege ich auf seiner Brust ab. "Wie jetzt?", wundere ich mich. "Erst meint er, es würde deinem Ruf schaden, und jetzt soll es deiner Musik zugute kommen? Nichts gegen deinen Manager, aber irgendwie verstehe ich diesen Typen nicht."

"Ich manchmal auch nicht", erwidert er, worauf ich schmunzeln muss. "Aber lass uns jetzt nicht über ihn reden, sondern unsere gemeinsame Zeit allein genießen." Dabei senkt er seine Stimme und bemüht sich, verführerisch zu klingen. Was ihm auch ganz schön gut gelingt, denn auf einmal überkommt mich eine überaus große Lust, ihn zu küssen.

Demnach ergreift der Braunhaarige meine Hand und zieht mich auf die Couch, auf die wir uns fallen lassen. Bevor ich mich überhaupt richtig orientieren kann, stemmt er seine Hand schon rechts neben mir ab und sein Oberkörper befindet sich über mir. Ganz schön heiß, denke ich mir.

Da ich noch nie zuvor in solch einer Lage war, weiß ich nicht wirklich, was ich tun soll. Doch das fällt glücklicherweise gar nicht so sehr auf, weil mein Freund sich bereits zu mir nach unten beugt und er selbst mich nun küsst. Mir wird augenblicklich warm, was definitiv nicht an körperlicher Anstrengung liegt.

Der Druck, den er auf meine Lippen auswirkt, wird noch intensiver, als ich eine meiner Hände um seinen Nacken schlinge und leicht an seinen Haaren ziehe. Ich kann nicht glauben, dass das hier wirklich passiert, es fühlt sich eher wie ein Traum an. Jedoch wird mir schnell bewusst gemacht, dass ich nicht träume, indem die Tür aufgeht und ich die Stimme meiner Mom wahrnehme.

"Das ist nicht Alex!", ruft sie aus, worauf Shawn und ich auseinanderschrecken. "Wer ist das, Kyla? Würdest du mir das bitte erklären?"

Irgendwann musste das ja kommen...

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Endlich haben die Schmerzen nachgelassen und ich muss nicht mehr ständig kühlen. Die Gelegenheit hab ich natürlich gleich genutzt und ein Kapitel geschrieben. Und naja, irgendwie hatte ich Lust auf #Shayla🙈❤️

Internet Love | s.m.Where stories live. Discover now