Internet Love | s.m.

Kapitel 54

"Das kann ja witzig werden", sage ich mit Blick auf den Boden, wobei die Ironie nicht zu überhören ist. Es hat ja schon ewig gedauert, bis ich endlich herausgefunden habe, dass ich Shawn mehr mag, als ich es mir eingestehen wollte. Und jetzt auch noch das?

"Hey", flüstert er darauf und legt zwei Finger unter mein Kinn, mit denen er meinen Kopf zu sich dreht. "Mach dir keine Sorgen. Irgendwie werden wir das schon regeln können. Andrew wird zwar sicher nicht zufrieden sein, aber letztendlich ist es mein Leben."

Nun wandern seine Finger von meinem Kinn zu meiner Wange, welche er zart streichelt. "Und ich möchte dieses Leben nicht damit verbringen, meine Freundin vor aller Welt zu verstecken. Die ganze Zeit so zu tun, als würde ich nichts mit dir zu tun haben, und dich erst unter vier Augen küssen zu können. Das will ich nicht."

Mit jedem seiner Worte schlägt mein Herz schneller, sodass es bald zu explodieren droht. Unglaublich, dass Shawn sich wegen mir gegen seinen Manager stellen will. Zwar möchte ich nicht, dass die beiden Stress miteinander bekommen, doch irgendwie bedeutet mir das schon viel.

Deshalb nehme ich seine Hand und drücke meine Lippen auf deren Oberfläche. Mit verschränkten Fingern lege ich unsere beiden Hände auf meinem Schoß ab und lasse mich etwas nach unten rutschen, sodass ich wieder meinen Kopf auf seiner Schulter ablegen kann.

"Aber es kommt auch auf dich drauf an", gibt Shawn nach einiger Zeit von sich. "Wenn du dich nicht in der Öffentlichkeit zeigen willst, dann..." Er stockt, mehr kommt da nicht von ihm. Und ich weiß auch ganz genau, warum.

Dann können wir es auch gleich bleiben lassen, beende ich den Satz in meinen Gedanken. Denn es ist, wie er gesagt hat: Shawn Mendes und ein Leben in der Öffentlichkeit gibt es nur im Doppelpack. Wir können uns nicht, wie jedes andere Paar, im Park küssen und keinen interessiert's.

"Weißt du was?", beginne ich, nachdem ich mich richtig aufgesetzt habe. "Manchmal muss man was riskieren, um zu seinem Glück zu finden. Und ich denke, dass ich es mal versuchen sollte. Deswegen nehme ich die Paparazzi und das ganze Zeug einfach auf mich. Ich möchte nämlich auch kein Verstecken spielen."

"Allerdings wird es echt kein Zuckerschlecken, vor allem am Anfang nicht. Also bist du dir wirklich sicher?", erkundigt der Sänger sich und schaut mir ernst in die Augen. Ihm ist mein Wohlbefinden wohl sehr wichtig.

"Um ehrlich zu sein, nein", gebe ich offen zu. Er scheint etwas erwidern zu wollen, doch ich lasse ihn nicht zu Wort kommen. "Ich wusste auch nicht, was ich mit Alex machen sollte. Immerhin wird es ihm genau das Gleiche sein. Aber ich bin mir mehr als sicher, dass ich nicht ohne dich sein möchte."

Abwechselnd schaut Shawn mir in die Augen und dann auf die Lippen, bis er sich immer mehr nähert und ich seine Lippen schließlich erneut auf meinen spüre. Es ist verrückt, seit unserem ersten Kuss ist es nicht einmal eine Stunde her und ich bin trotzdem schon süchtig nach dem Gefühl.

Auf einmal höre ich ein Klopfen und löse mich erschrocken von dem Jungen. Als ich aufblicke, stelle ich fest, dass Alex an der Tür steht, das Gewicht auf sein unversehrtes Bein gelagert. Natürlich ist er genau im passenden Moment zu uns gestoßen.

Auch wenn er wahrscheinlich weiß, dass zwischen Shawn und mir schon etwas vorgefallen ist, gehe ich schnell ein wenig auf Abstand und kratze mich am Hinterkopf. "Ähm, was machst du denn hier?"

"Ich wohne hier, schon vergessen?", sagt Alex und grinst dabei. Natürlich fällt mir sofort auf, dass wir beide die Situation schon einmal durchlebt haben. Genau diese Worte sind gefallen, als wir uns kennengelernt haben. "Und außerdem wollte ich euch fragen, ob wir uns einen Film anschauen wollen oder so."

Filme schauen mit meinem Ex und meinem neuen Freund? Ganz schön komische Vorstellung. Allerdings wüsste ich nicht, was wir sonst machen sollten. Immerhin können Shawn und ich nicht ewig im Badezimmer sitzen, und bevor wir aus dem Gebäude gehen, sollten wir vielleicht noch mit Andrew reden. Das kann jedoch noch ein bisschen warten.

"Gute Idee", antworte ich deswegen für uns beide. Somit stehe ich auf, was etwas holprig aussieht, und möchte den Braunhaarigen hochziehen, was sich jedoch als kompletter Fail herausstellt. Er bewegt sich nämlich kein Stück. Wie erbärmlich.

"Ich sollte dich wohl ein paar Mal ins Fitnessstudio mitnehmen", lacht er mich aus, weshalb ich ihn leicht gegen den Arm stoße, als auch er steht. Dabei ist das ein Angebot, das ich auf gar keinen Fall ausschlagen sollte. Selbstverständlich nicht aufgrund des Sports, wahrscheinlich werde ich mich eh irgendwo hinsetzen und ihn die ganze Zeit anstarren.

"Muss ich dich daran erinnern, wie sehr ich aus der Puste war, als du mich damals in deine Wohnung gebracht hast? Willst du dir das wirklich antun?", frage ich dennoch lachend. "Ich komme gerne mit, aber ich werde ganz sicher nicht trainieren." Besser, ich sage ihm gleich schon, was Sache sein wird.

"Leute, so sehr ich mich ja freue, dass wenigstens ihr beiden jetzt glücklich seid, möchte ich doch lieber den Film schauen als mit euch in Erinnerungen zu schwelgen", gibt Alex schnippisch von sich. Anscheinend nimmt er es doch nicht so gut auf, wie es vorhin aussah. Aber ehrlich gesagt hätte es mich doch auch gewundert.

Ich werfe ihm einen entschuldigenden Blick zu und gehe auf den Themawechsel ein: "In Ordnung. Was hast du denn so für Filme hier?" Hoffentlich nicht nur Actionfilme, sondern auch ein paar Komödien.

Während wir alle zusammen ins Wohnzimmer laufen, meint der Basketballer: "Alles Mögliche. Praktisch unendliche Auswahl." Da fällt mir ein, dass er im Gegensatz zu mir Netflix hat und sich nicht ständig die DVDs bestellen muss.

Wenige Sekunden später quetschen wir drei uns auf die eigentlich viel zu kleine Couch. Wie ich bereits vermutet habe, muss ich zwischen den beiden Jungs sitzen. Es stellt sich allerdings als nicht so schlimm heraus wie gedacht, vor allem wenn man sich während Kindsköpfe schlapplachen muss.

Als ungefähr die Hälfte des Filmes vergangen ist, ertönt ein Geräusch, das von einem Handy stammt. Um genauer zu sein, Shawn's Handy. Wahrscheinlich eine Nachricht, nichts Besonderes. Deshalb mache ich mir nichts draus und schaue weiter auf den Fernseher.

"Shit, das hab ich total vergessen", ruft Shawn dann aber aus und springt auf. Das kann ich nun nicht mehr ignorieren. "Andrew sucht mich. Ich sollte mich nochmal mit ihm treffen, weil er etwas mit mir besprechen wollte. Um was es geht, hat er mir aber nicht gesagt. Jetzt habe ich ihn versetzt und er möchte sofort wissen, wo ich stecke."

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Ich habe heute erfahren, dass alle meine Weisheitszähne raus müssen. Wir haben dann auch schon einen Termin ausgemacht und zwar den 24. Oktober. Ich hab keine Lust auf dicke Backen😂