Kapitel 19

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Wenig später klingelt die Schulglocke und leitet so den Unterricht ein. Glücklicherweise ist unser Mathelehrer, Mr. White, ein ziemlicher Chaot, sodass wir alle noch ein paar Minuten miteinander reden können.

Als er schließlich im Zimmer erscheint und seine Tasche auf dem Stuhl neben dem Pult abstellt, verstummen allmählich die Gespräche. "Ey, Leute!", begrüßt er uns, wie jedes Mal. Wir hingegen geben nur ein unverständliches "Morgen" von uns, was der Lehrer auf unsere Müdigkeit zurückführt. Dabei ist es nur unsere fehlende Motivation.

"Leute, lehnt euch zurück, macht es euch gemütlich und denkt an was Schönes", fährt er fort, worauf ich mal wieder mit meinen Augen rolle. Kann ihm nicht einmal etwas anderes einfallen? Na ja, egal. Er ist eben ein Lehrer.

Folglich mache ich es mir gemütlich und denke an Shawn. Zwar hat Mr. White mit etwas Schönem Mathe gemeint, aber das interessiert mich herzlich wenig. Er wird mich eh nicht aufrufen, das hat er noch nie.

Ob Shawn meine Nachricht bereits gelesen hat? Vielleicht hat er sogar schon geantwortet. Aber leider kann ich jetzt nicht nachschauen, denn aus seinen Fehlern lernt man. Zumindest meistens. Und ich werde mein Handy ganz sicher nicht schon wieder konfiszieren lassen.

"Kyla", höre ich plötzlich meinen Namen. "Erzähl mal, was haben wir letzte Stunde gemacht?"

Da habe ich mich wohl zu früh gefreut... Was soll ich jetzt machen? Ich weiß, es ist nicht gerade vorbildlich und wenn meine Mutter davon wüsste, würde sie mich umbringen, aber in der letzten Stunde habe ich so gut wie gar nicht aufgepasst. Und es wäre zu auffällig, wenn Lori mir die Lösung zuflüstern würde. Also sitze ich nun richtig in der Patsche.

"Ähm...", fange ich an und ziehe das Wort unendlich in die Länge, damit es wenigstens nicht so still ist. Komplette Stille bedeutet nämlich komplette Ahnungslosigkeit. Aber wahrscheinlich weiß mittlerweile eh jeder, dass ich keinen Plan habe.

Nun beginnt Mr. White auch noch, mich eindringlich anzusehen. "Werden wir heute noch etwas hören?"

Ich bin kurz davor, meinen Kopf zu schütteln und im Erdboden zu versinken. Seit ich Shawn kenne, fühle ich mich zwar lebendiger, aber meine Leistungen in der Schule leiten definitiv darunter.

Und dann ertönt das typische Geräusch, das eine Durchsage ankündigt. "Kyla Jones möchte bitte ins Direktorat kommen!"

Von allen Seiten kommt darauf ein Grölen und ich werde gefragt, was ich angestellt habe. Um ehrlich zu sein, kann ich nicht einmal mir selbst diese Frage beantworten. Für mich kommt das auch ziemlich überraschend. Dennoch bin ich dafür dankbar, weil ich mir zunächst keine Gedanken um Mathe mehr machen muss.

Demnach stehe ich auf und sage leise zu meiner Freundin, sodass nur sie es hört: "Wünsch mir Glück!" Zwar bekomme ich keine Antwort, aber einen bemitleidenden Blick und der genügt mir.

Während ich die Gänge entlanglaufe, überlege ich, was der Grund für diese Durchsage sein könnte. Immerhin habe ich weder etwas angestellt noch etwas beantragt, wofür ich die Zustimmung der Schulleitung brauche.

Als ich schließlich vor der entsprechenden Tür stehe, zögere ich kurz. Was ist, wenn jemand mir etwas angehängt hat? Ach, ich sollte mich nicht verrückt machen und mich einfach stellen.

Also klopfe ich an und, als wäre ich schon längst erwartet worden, höre ich auch gleich darauf ein "Herein!". Aber gut, ich wurde per Durchsage hierher zitiert, natürlich wurde ich erwartet.

"Wenn es wegen meiner Note in Spanisch ist", fange ich an, als ich im Zimmer stehe, "dann kann ich Ihnen versichern, es wird nie wieder vorkommen." Gegen Ende werde ich leiser, bis man mich schließlich kaum mehr verstehen kann.

Vor meinen Augen sitzen sich die Schuldirektorin Ms. Whinesteen und ein mir allzu bekannter Junge an einem Tisch gegenüber und schauen mich mittlerweile beide an.

"Alex, was machst du denn hier?", frage ich ein wenig überrumpelt. Ich hätte hier niemals mit ihm gerechnet.

Er kommt allerdings gar nicht zu Wort, weil Ms. Whinesteen ihm dazwischenkommt: "Er hat mir von eurem Plan erzählt. Ihr wollt also am Freitag nach Kanada fliegen."

Ich nicke nur. Irgendwie klingt sie nicht besonders überzeugt von der Idee. Hätte ich Shawn doch noch nichts davon erzählen sollen? Immerhin habe ich ihm bereits diese Nachricht geschickt, die ihn umstimmen sollte, und wenn er sich jetzt auf ein Treffen freut, werde ich ihn enttäuschen müssen.

Aber andererseits hört sich die Frau fast immer so an, wenn ich darüber nachdenke. Demnach heißt das nicht, dass unser Plan im Eimer ist, und ich sollte die Hoffnung nicht zu früh aufgeben. Die stirbt ja bekanntlich zuletzt.

"Nun, weißt du, Kyla. Eigentlich müsste ich dir diesen Ausflug verbieten, weil deine Abschlussprüfungen bald anstehen und du den Unterricht nicht einfach vernachlässigen solltest", meint die Direktorin, womit sie genau genommen auch recht hat. Aber ich werde den ganzen Stuff ja nachholen und ich lerne schnell, wenn ich will.

"Allerdings sind deine bisherigen schulischen Leistungen herausragend gut, sodass ich denke, auch einmal eine Ausnahme machen zu können. Außerdem muss doch jemand dabei sein, wenn unser Champion sich seinen Traum erfüllt", zwinkert sie mir im nächsten Moment zu, weshalb sich in meinem Gesicht langsam ein Grinsen bildet. "Viel Spaß in Kanada."

Sofort schaue ich zu Alex, der mich wiederum mit einem Blick ansieht, der eindeutig sagen will: Siehst du? Ich habe es dir doch gesagt.
Niemals hätte ich gedacht, dass diese Masche wirklich zieht.

Gerade als ich auf den Jungen zugehen und ihn vor Freude umarmen möchte, fällt mir jedoch ein, dass das Ziel noch nicht ganz erreicht ist und eine Sache noch ungeklärt bleibt.

"Aber was ist mit meiner Mutter? Ich habe dir schon gesagt, dass sie wahrscheinlich nicht damit einverstanden sein wird", flüstere ich ihm aus diesem Grund zu. Wenn es wegen ihr jetzt nicht klappen sollte, werde ich wohl ziemlich sauer auf sie sein. Und ja, vielleicht würde ich sogar ohne ihre Zustimmung gehen.

"Ach wirklich?", lacht Alex auf einmal, weshalb ich meine Stirn in Falten lege. "Ja, es war schwierig am Anfang, aber nachdem ich erwähnt habe, dass Ms. Whinesteen es erlaubt, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis deine Mom auch zustimmt."

"Moment, heißt das...?", möchte ich mich unsicher vergewissern. Eigentlich hat er alles verständlich erklärt, aber mein Gehirn will nicht realisieren, dass es wirklich funktioniert hat.

"Ja, das heißt es", unterbricht mich der Junge, der mittlerweile aufgestanden ist. "Wir haben sie eben angerufen und sie von unserem Ausflug überzeugen können. Kyla, nur noch zwei Tage und wir beide sind in Kanada."

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Auch wenn es schon fast vorbei ist, wünsche ich euch allen noch Frohe Ostern!🐰❤️

Mein Bruder und ich haben gestern unsere Osternester gesucht - ja, wir machen das immer noch - und ich hab einfach ewig gebraucht. Aber mal ganz ehrlich: Wer kommt schon auf die Idee, in einen Grassack zu gucken?😂😂

Jedenfalls habe ich Süßigkeiten und den dritten Teil der Obsidian-Reihe bekommen.

Und was hat der Osterhase euch gebracht?🙈

Internet Love | s.m.Where stories live. Discover now