Kapitel 79

459 25 32
                                    

Der Freitag kommt schneller als gedacht und so sind meine Mom und ich dabei, die Wohnung mit Girlanden, Luftballons und anderen Dingen auszuschmücken und ein paar Snacks auf den kleinen Tisch im Wohnzimmer zu verteilen. Mein Dad ist währenddessen in der Stadt, um noch ein paar Getränke zu holen. Sowohl mit als auch ohne Alkohol.

Es soll eine recht kleine Party werden, weswegen wir auch nicht allzu viele Leute eingeladen haben. Würde ja vielleicht den ein oder anderen in diesem Gebäude stören. Ein paar unserer neuen "Nachbarn" werden allerdings kommen und Familie Mendes und Alex natürlich auch. Die dürfen einfach nicht fehlen.

"So, dann hätten wir es hier eigentlich", stellt Mom fest, nachdem sie sich im Raum umgesehen hat. Ein Blick auf meine Armbanduhr verrät mir, dass es noch ganze drei Stunden dauert, bis die ersten Gäste eintrudeln werden. Ich hätte nicht gedacht, dass wir so schnell mit den Vorbereitungen fertig würden.

"Jetzt muss nur noch Dad mit den Getränken kommen", sage ich. "Oh, und vielleicht sollte ich noch mein Zimmer aufräumen." Es ist schon sehr oft vorgekommen, dass meine Mutter unseren Gästen mein Zimmer zeigen wollte, und ich kann mir gut vorstellen, dass dies heute auch der Fall sein könnte. Und selbst wenn nicht, wird Shawn es bestimmt zu Gesicht bekommen.

Jedenfalls schlendere ich nun dorthin und mache mich an die Arbeit. Klamotten, die auf meinem Bett und sonst wo verstreut liegen, falte ich zusammen und lege sie in den Schrank. All die anderen Gegenstände versuche ich, in den Regalen unterzubringen. Und tatsächlich ist auch das bald getan.

Blöderweise dauert es immer noch eine gefühlte Ewigkeit, bis es los geht. Als ich mich umschaue, bleibt mein Blick an meinem Handy hängen, und da kommt mir eine Idee. Also schnappe ich mir mein Telefon und mache es mir auf meinem Bett gemütlich. Zum Glück habe ich noch genug Internet-Guthaben, sodass ich einen kleinen Videoanruf tätigen kann.

So gern hätte ich Lori heute Abend bei mir, auch wenn ich sie nur auf meinem Bildschirm sehen könnte. Doch leider macht uns da der Zeitunterschied einen Strich durch die Rechnung, weil sie bereits schlafen wird, wenn die Party steigt. Jetzt allerdings müsste es klappen, vorausgesetzt hat Zeit und eine gute Internetverbindung.

Zu meinem Glück erscheint schon ein paar Sekunden, nachdem ich meine Freundin angewählt habe, ihr Gesicht auf dem Screen. Sie strahlt von einem Ohr bis zum anderen und begrüßt mich überschwänglich: "Kyla, oh mein Gott! Hey!" Dabei schreit sie schon fast, sodass ich leicht zusammenschrecke.

"Ich freue mich ja auch, dich zu sehen", lache ich darauf, "aber geht das vielleicht ein bisschen leiser? Sonst bekomme ich noch einen Hörschaden... Okay, Spaß beiseite. Wie geht es dir? Was läuft so in London? Irgendwas Spannendes passiert?" Ich bombardiere Lori fast schon mit Fragen, doch wer kann es mir verübeln. Ich möchte eben wissen, was in meiner alten Heimat abgeht.

"Oh, mir geht's sehr gut", entgegnet sie mir, wobei sie einen Gesichtsausdruck aufsetzt, den ich nicht wirklich deuten kann. "Und ich hab dir auch etwas zu erzählen. Also passt es ziemlich gut, dass du mich angerufen hast. Als ob du spüren konntest, dass mir etwas passiert ist. Oder besser gesagt, jemand..."

"Lori, jetzt rück' endlich mit der Sprache heraus und lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!", rufe ich nun auch beinahe, da sie mich unglaublich neugierig gemacht hat. Es würde mich nicht wundern, wenn meine Mom gleich hereinkommen, mich schräg angucken und mich fragen würde, ob alles okay mit mir ist.

"Na gut", meint sie darauf und setzt sich auf ihrem Bett, wie ich vermute, aufrechter hin. "Gestern war ich in der Mall, um nach einem Geschenk für meine Mutter zu schauen, weil sie ja bald Geburtstag hat. Jedenfalls ist dann ein Typ in mich hineingelaufen, weil er nach einem bestimmten Geschäft gesucht und mich so nicht gesehen hat. Und glaub mir, wenn ich sage, dass ich noch nie so froh war, dass jemand mich angerempelt hat!"

"Wow, ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal aus deinem Mund höre." Ich bekomme kaum ein einziges Wort heraus, das nicht von meinem Lachen begleitet wird. Vor ein paar Jahren, als wir mitten in der Pubertät waren, hat Lori jeden, der sie auch nur gestreift hat, angemeckert. "Und weiter?"

"Der Typ sah ziemlich gut aus und so hab ich ihn gefragt, ob ich ihm helfen kann", fährt das Mädchen mit ihrer Erzählung fort. "Und na ja, dann hab ich ihn eben bis zu diesem Geschäft begleitet. Wir haben uns ziemlich gut verstanden und er meinte, dass er sich irgendwie revanchieren möchte. Wir haben unsere Nummern ausgetauscht und seitdem schreiben wir fast ununterbrochen. Ich weiß, es ist noch sehr früh, aber ich mag ihn und ich hab das Gefühl, dass es diesmal wirklich klappen könnte."

"Du hast recht, es ist wirklich sehr früh. Immerhin kennst du ihn erst seit einem Tag", weise ich sie zurecht, obwohl sie sich dessen ganz genau bewusst ist. "Aber hey, aller guten Dinge sind drei. Ich drücke euch beiden jedenfalls die Daumen." Zur Verdeutlichung meiner Worte mache ich mit meiner linken Hand die passende Geste.

"Danke", lächelt Lori in die Kamera. Danach ist ein Geräusch zu hören, das mir sehr nach der Stimme von ihrer Mutter klingt. Was sie sagt, verstehe ich jedoch nicht. "Oh, tut mir leid, aber ich muss Schluss machen. Meine Mom möchte, dass ich ihr kurz zur Hand gehe, und sie ist heute nicht besonders gut gelaunt, weswegen ich mich lieber beeile. Ach, und viel Spaß bei eurer Party. Du musst mir dann auf jeden Fall davon erzählen, okay? Also, bye!" Dann legt sie auf.

Auch wenn es nicht allzu lang war, hat es sehr Spaß gemacht, mit ihr zu videochatten. Ich hoffe, wir schaffen es, auch in Zukunft immer wieder auf diese Weise Kontakt aufzunehmen. Jedenfalls werde ich alles dafür geben.

Inzwischen ist Dad mit den Getränken aufgetaucht, doch diese sind alle bereits verstaut, weswegen ich mich nicht behilflich machen kann. Alles, was wir für die Party brauchen, steht bereit. Jetzt müssen nur noch unsere Gäste kommen, dann wird unsere Wohnung so richtig eingeweiht.

Das erste Klopfen an der Tür ertönt um kurz vor sechs Uhr. Weil ich auf der Couch sitze und mein Dad sowieso durch den Raum läuft, geht er zur Tür und öffnet sie. Gespannt schaue ich ihm hinterher, doch es kommen nur ein paar der anderen Mieter, mit welchen ich mich noch nicht wirklich bekannt gemacht habe. Jedoch sehe ich, dass ein Mädchen in Aaliyah's Alter dabei ist, mit welchem sie sich beschäftigen kann. Dann sind die beiden wenigstens nicht allein unter Erwachsenen.

Ein wenig später machen weitere Gäste sich bemerkbar. Diesmal sind meine Eltern beide nicht dazu fähig, sie hereinzulassen, weshalb ich das übernehme. Und als ich die Tür öffne, erscheint Shawn mitsamt seiner Schwester und seinen Eltern. "Wir sind bereit für die Party."

~~~~~

Ich hab eine gute und eine schlechte Nachricht😅

Zuerst die schlechte: Das nächste Kapitel wird das letzte dieser Geschichte sein🙊

Jetzt die gute: Internet Love hat den 2. Platz des Christmas Lights Awards in der Kategorie Christmas Imagination erreicht!🎉 Ich war ehrlich überrascht, weil ich wirklich nicht damit gerechnet hab, aber natürlich freue ich mich riesig❤️

Internet Love | s.m.Where stories live. Discover now