Kapitel 52

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Es dauert nicht lange, bis die Sanitäter mit ihren Erste-Hilfe-Sets durch die Wohnungstür marschieren. Während einer davon sich das Bein von Alex anschauen möchte, führe ich den anderen zu Shawn, den ich bis jetzt alleine im Bad gelassen habe.

Ich weiß, es wäre besser gewesen, ihn im Auge zu behalten - immerhin hätte sonst noch was geschehen können-, aber nach der Situation vorhin brauchte ich erst einmal ein bisschen Abstand. Ich muss mich erst einmal an den Gedanken gewöhnen, doch wieder etwas für ihn zu empfinden.

"Da drinnen ist er", sage ich, als wir vor dem Badezimmer angekommen sind, und lasse dem Mann den Vortritt. Danach bin ich ihm jedoch so dicht auf den Fersen, dass er sich belästigt fühlen könnte. Dabei will ich nun einfach wissen, dass mit dem Braunhaarigen alles in Ordnung ist.

Er sitzt noch immer auf dem Rand der Badewanne und schaut sofort zu uns. Anscheinend habe ich nicht erwähnt, dass der Patient Shawn Mendes ist, weshalb der Sanitäter kurz auflacht und sagt: "Ach, den kenne ich doch."

Allerdings entgegnet keiner etwas auf seine Aussage und so kniet er sich auf den Boden, stellt sein Erste-Hilfe-Set ab und erkundigt sich: "Nase gebrochen, das sehe ich schon von Weitem. Wie ist das denn passiert?"

Während ich mich erneut neben Shawn setze, antwortet der leise, sodass ich genau hinhören muss: "Na ja, ich musste meine Wut rauslassen und hab nicht damit gerechnet, dass der Typ zurückschlägt, was eigentlich echt dumm von mir war."

"Warum waren Sie denn so wütend?", fragt Dr. Miles, wie es auf dem Schild, das in sein Shirt eingenäht ist, steht, als er vorsichtig die Nase des Sängers abtastet. Zwar kann ich mir schon denken, was der Grund für seine Wut war, aber ich möchte es gerne von ihm selbst hören.

Nachdem er kurz zischend nach Luft geschnappt hat, senkt er noch mehr seine Stimme. "Ähm", beginnt er leicht zögernd. "Es gibt da ein Mädchen, welches ich sehr gern hab, und jemand hat ihr echt wehgetan. Ich wollte, dass er genauso Schmerz verspürt, damit er auch nur annähernd weiß, wie das Mädchen sich fühlen musste."

Wow, dass es etwas mit Alex zu tun hat, habe ich mir bereits gedacht. Was ich gerade gehört habe, verschlägt mir aber trotzdem die Sprache. Noch nie hat ein Typ mich so beschützen wollen.

Natürlich braucht Dr. Miles keine Sekunde, um herauszufinden, von wem Shawn da gesprochen hat, worauf er mich verdächtigend ansieht. Ich hingegen schaue zu Boden und halte mich komplett aus dem Gespräch heraus.

"Also gut", meint der Sanitäter nun und wendet sich wieder dem Patienten zu. "Ich muss Ihre Nase richten. Deshalb gebe ich Ihnen gleich eine lokale Betäubung, sodass Sie nicht solche Schmerzen haben, aber Sie werden dennoch etwas spüren."

"Alles klar", erwidert Shawn darauf und legt seinen Kopf für einen kurzen Moment in den Nacken. "Das Shooting nächste Woche fällt dann wohl ins Wasser. Ich sollte Andrew am besten gleich anrufen." Er ist bereits im Begriff, nach seinem Handy zu suchen.

"Das kann aber noch warten", mische ich mich ein und schaue ihm in die Augen. "Jetzt ist es erst einmal wichtig, dass deine Nase versorgt wird. Die Agentur wird es selbst dann noch verstehen, wenn du einen Tag vorher absagst."

Mit einem "Okay" gibt er letztendlich nach und versucht sich zu entspannen. Damit Dr. Miles es leichter hat, setzt er sich auf den Boden, wo er sich mit dem Rücken an die Wanne anlehnt. Und ehe wir uns versehen, ist der Sanitäter auch schon am Werk.

Kurz bevor er Shawn's Nase richten möchte, merke ich, wie sich der 19-Jährige erneut anspannt. Was ich total verstehe, da ich mir vor Angst wahrscheinlich in die Hose machen würde. Aus diesem Grund lasse ich mich zu ihm herunter und greife langsam nach seiner Hand.

Unsere Finger verschränken sich automatisch und als es schließlich so weit ist, drückt er fester zu. Zwar fühlt es sich an, als würde er meine Hand gleich zerquetschen, doch ich tue nichts dagegen. Für ihn ist es sicherlich auch nicht angenehm. Ich meine, mich schüttelt es schon bei diesem Knacken.

"Geschafft", sagt Dr. Miles und legt seine Hand auf Shawn's Knie, wie um zu zeigen, wie stolz er auf ihn ist. Ich bin ebenfalls so froh, dass das Schlimmste vorbei ist, dass ich nicht mehr darüber nachdenke und mich einfach an Shawn lehne. Mein Kopf liegt dabei an seiner Schulter.

Auch wenn es gerade überhaupt nicht in die Situation passt - ich meine, mein Noch-Freund liegt im Wohnzimmer mit einem schmerzenden Bein und der Typ, mit dem ich wohl früher oder später zusammen kommen werde, sitzt mit einer gebrochenen Nase neben mir, nachdem die beiden sich fast geprügelt haben -, fühle ich mich unglaublich sicher an Shawn's Seite und könnte den ganzen Tag so verbringen.

"Ich mache Ihnen noch ein Stück Tape drauf und dann bekommen Sie von mir ein paar Schmerztabletten", reißt mich Dr. Miles aus meinen Gedanken. "Die Betäubung wird nämlich bald nachlassen und das fühlt sich echt nicht schön, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen."

Irgendwie würde es mich ja schon interessieren, was bei ihm vorgefallen ist, aber das tut jetzt nicht zur Sache. Ich lasse den Mann lieber seine Arbeit zu Ende bringen.

Nachdem er das Zimmer verlassen hat, lasse ich die Hand des Sängers los, was sich irgendwie anfühlt, als würde mir ein wichtiger Teil entrissen werden, und stehe auf. "Ich schaue mal schnell nach Alex."

Im Wohnzimmer angekommen, stelle ich fest, dass beide Sanitäter die Wohnung verlassen haben. Wäre da nicht das aufgeschnittene Hosenbein von dem Basketballer, der nun mit einem Kühlbeutel auf der Couch lag, könnte man meinen, dass nie etwas gewesen wäre.

"Was ist herausgekommen?", möchte ich von ihm wissen und stelle mich hinter die Couch, sodass ich ihm ins Gesicht sehen kann.

"Nichts Ernstes", erklärt er darauf. "Wie ich gesagt habe; es wird nur ein großer, blauer Fleck." Ich bin echt froh, dass die kleine Schlägerei ein nicht besonders großes Ausmaß genommen hat.

Immer wieder schaue ich in Richtung Badezimmer, was Alex nicht verborgen bleibt. "Na, geh schon", meint er plötzlich. "Ich sehe doch, dass du lieber bei ihm wärst. Ich brauche auch keinen Aufpasser."

"Meinst du wirklich?", frage ich unsicher. "Ich bleibe auch gerne hier, wenn du Gesellschaft brauchst."

"Wie gesagt, brauche ich nicht", sagt er im nächsten Moment. "Und klärt dann auch am besten das mit euren Gefühlen. Ich meine, das zwischen uns hat eh keinen Wert mehr. Ich würde vorschlagen, wir sind ab jetzt nur noch gute Freunde. Und als Freund sage ich dir, geh zu ihm gestehe ihn deine Liebe."

Auf einmal muss ich lachen. "Wow, so etwas habe ich ja noch nie von dir gehört! Und ich hätte es auch nie von dir erwartet", gebe ich zu. "Aber danke für den Rat." Er lächelt.

Schnell mache ich mich auf den Weg zurück zu Shawn. Jedoch muss ich nicht einmal bis ins Badezimmer laufen, weil er mir schon auf dem Gang entgegen kommt.

Anstatt irgendetwas zu sagen, lege ich einfach meine Lippen auf seine.

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Ja, Leute, es ist endlich passiert 😍

Eigentlich sollte ich schon längst im Bett sein, weil ich morgen um halb 7 aufstehen muss. Wir gehen nämlich zu einem Freizeitpark. Aber ich hab lieber noch das Kapitel für euch zu Ende geschrieben 🙈

Ich hoffe, es hat euch gefallen ❤️

Internet Love | s.m.Onde as histórias ganham vida. Descobre agora