Kapitel 66

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Nachdem ich meiner Mutter Bescheid gesagt hatte, dass wir in die Stadt gehen, haben Shawn und ich uns ein Taxi gerufen. Dem Blick des Fahrers zu urteilen, hat er ihn gleich erkannt, doch kein Wort darüber verloren. Trotzdem hat er nicht schlecht gestaunt, einen Star in seinem Auto zu haben.

Jedenfalls befinden wir uns nun auf dem Weg zu dem Standort, den Brian auf Shawn's Handy geschickt hat. Jedoch frage ich mich, ob wir ihn auch wirklich dort antreffen werden, wenn er doch auf der Flucht ist. Nachher ist er komplett woanders. Na ja, hoffen wir einfach auf das Beste.

"Eine Frage", flüstere ich an den Braunhaarigen gewandt, damit der Mann am Steuer nichts von unseren Problemen mitbekommt. "Wie willst du Brian eigentlich helfen, ohne dass du selbst belagert wirst?" Wenn Shawn Mendes in der Stadt gesehen wird, gibt es bestimmt einen riesigen Aufruhr.

"Äh, das ist eine sehr gute Frage", meint er und kratzt sich verlegen am Hinterkopf. "Ich hatte gehofft, dass uns spontan etwas einfällt." Meiner Meinung nach kein besonders guter Plan, weil für mich meistens alles genauestens durchdacht sein muss.

"Aber du hast recht. Wenn man mich entdeckt, werden wir bis heute Abend noch nicht bei dir zuhause sein", sagt er und spricht damit meine Befürchtungen aus. "Ich weiß, du wirst das nicht gern hören, aber ich denke, dass du die ganzen Fans von Brian weglotsen musst."

"Ich?", frage ich zunächst leicht erschrocken und schüttele meinen Kopf. "Alleine mache ich das auf keinen Fall. Ich meine, was kann ich als 17-jähriges Mädchen gegen eine ganze Menge von kreischenden Mädels ausrichten?"

"Du könntest einfach behaupten, dass du irgendwo in der Nähe Shawn Mendes gesehen hättest", schlägt mein Freund vor und zuckt mit den Schultern. So schlecht ist die Idee eigentlich gar nicht. Ich muss es nur glaubhaft herüberbringen und alle rennen in die andere Richtung.

"Und Kyla", haucht Shawn mir nun zu und legt seine Hand an meine Wange. "Ja, dein Leben hat sich mit mir jetzt vollkommen auf den Kopf gestellt, das kann ziemlich beängstigend sein. Aber du brauchst keine Angst zu haben, dass du es nicht auf die Reihe bekommst. Du bist so mutig - allein schon, sich auf mich einzulassen, ist mutig - und du kannst alles, was du dir in den Kopf setzt. Und wenn du mal Zweifel hast, helfe ich dir. Wir schaffen das. Zusammen."

Schon wieder könnte ich nur so dahinschmelzen. Shawn ist einfach zu süß für diese Welt. Am liebsten würde ich ihm das auch sagen und ihn küssen, doch da macht mir der Fahrer einen Strich durch die Rechnung.

"Ich möchte euer Geturtel echt ungerne unterbrechen, aber wir sind da", reißt er uns aus unserer eigenen kleinen Welt, worauf ich meinen Blick auf den Rückspiegel richte, durch den er uns abwartend ansieht. Einen Augenblick später händigt Shawn ihm sein Geld aus.

Nachdem wir uns für's Mitnehmen bedanken, setzt der Sänger die Kapuze seines Pullis auf, öffnet die Türe und steigt mit gesenktem Kopf aus dem Auto aus. Ich denke ja, dass das nicht wirklich viel bringt. Richtige Hardcore-Fans werden ihn auch so erkennen.

Wir beschließen, jetzt erstmal gemeinsam nach den ganzen Fans zu suchen. Wo sie sind, müsste auch Brian irgendwo in der Nähe sein. Danach wird sich Shawn in irgendeiner Ecke oder einem Gebäude, in dem sich nicht viele Menschen befinden, verstecken und ich werde mein Bestes geben, um seinem Freund etwas Freiraum zu verschaffen.

Anscheinend haben ihn die Mädels ganz schön auf Trab gehalten, denn wir laufen einige Meter, ohne auch nur ein Kreischen oder rätselhaftes Gemurmel zu hören. Zu meiner Überraschung scheint uns aber keiner zu beachten, was mich echt wundert, wenn man Shawn's Aufzug bedenkt. Aber gut, das kommt uns ja nur zugute.

Nach einer Weile meine ich ein paar aufgeregte Stimmen wahrzunehmen. "Hörst du das auch?", frage ich den Braunhaarigen deshalb, um sicherzugehen, dass ich mir das nicht nur einbilde. Zum Glück ist dies nicht der Fall, denn er bestätigt mich in meinem Glauben durch ein Nicken.

Und tatsächlich dauert es nicht mehr lange, bis wir die Gruppe finden. Jede von ihnen schaut gefühlt in alle Richtungen und sucht nach Brian. "Ich denke, ich sollte mich jetzt zurückziehen", sagt der Junge neben mir. "Du schaffst das, ich glaube an dich."

Folglich gehe ich alleine weiter und nähere mich den anderen Mädchen, bis man beinahe meinen könnte, ich gehöre zu ihnen. Mit einem letzten Blick in Shawn's Richtung atme ich noch einmal tief durch und fasse meinen Mut zusammen. Nun bin ich bereit.

"Hey, Leute", versuche ich mit einer viel zu leisen Stimme, auf mich aufmerksam zu machen. Natürlich erziele ich so nicht die gewünschte Wirkung, weswegen ich lauter werde und mit dem Finger nach links zeige. Dazu hüpfe ich wie ein kleines Kind auf und ab, um wie ein weiterer Fan zu wirken. "Hey, da drüben war Shawn Mendes!"

Sofort drehen sich alle zu mir um und schauen mich mit komplett überraschten Gesichtern an. Ich erwarte schon, dass ich ihnen erklären muss, wie das Gebäude aussah, bei dem ich ihn gesehen haben soll, oder warum sie mir glauben sollten. Doch das muss ich gar nicht, da die Mädchen einfach losrennen.

Natürlich kommt Brian nicht gleich aus seinem Versteck und so schaue ich in jede Ecke und flüstere seinen Namen. Irgendwann mache ich ihn schließlich hinter einer Telefonzelle aus. "Keine Sorge. Ich bin's, Kyla, Shawn's Freundin", mache ich ihm klar. "Die Luft ist rein."

"Puh...", macht der Rothaarige darauf. "Danke für die Rettungsaktion. Echt verrückt, wie lange die mich verfolgt haben. Tun denen nicht mal die Füße weh?" Damit hat er absolut recht. Ich als Sportmuffel würde bestimmt nach zwei Minuten schlappmachen.

Nachdem er hervorgekommen ist, machen wir uns auf den Weg zu Shawn, um dann mit einem anderen Taxi wieder zu mir nach Hause zu fahren. Ich freue mich schon auf die Reaktion meiner Mom, wenn sie sieht, dass noch ein für sie Fremder in unserer Wohnung ist.

"Ich hab dich zwar gerade erst kennengelernt, aber ich muss sagen, dass Shawn eine gute Wahl getroffen hat", sagt Brian auf einmal, worauf ich zunächst etwas verwirrt bin, dann allerdings doch lächeln muss. Es schadet nicht, wenn der beste Freund deines festen Freundes dich gut leiden kann.

Als auch Shawn wieder bei uns ist, fragt dieser, ob alles gut gelaufen ist, was sein Freund und ich bejahen können. Demnach setzen wir uns in das nächste Taxi.

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Morgen fängt für mich die Schule wieder an und ich hab so keine Lust drauf. Ich bekomme mich nicht einmal dazu aufgerafft, meinen Rucksack zu packen. Wobei es meinem Schreibtisch ganz gut tun würde, dann wäre er mal wieder etwas aufgeräumter...

Übrigens möchte ich euch sagen, dass es langsam dem Ende zugeht. Keine Angst, es werden noch ein paar Kapitel kommen - wahrscheinlich sogar mehr, als ich denke. Aber ich möchte euch schon einmal darauf vorbereiten. Nicht dass es wie bei One more wish dann nur noch fünf Kapitel kommen😅

Ja, arg viel mehr hab ich eigentlich nicht zu sagen. Ich hoffe, ihr habt noch einen schönen restlichen Tag❤️

Internet Love | s.m.Where stories live. Discover now