Kapitel 49

577 30 33
                                    

"Der Tag heute war wunderschön, ich bin dir echt was schuldig", gebe ich von mir, als Shawn und ich Stunden später vor Alex' Wohnungstür stehen. Und das meine ich ernst, denn er hat es geschafft mich abzulenken.

"Nicht der Rede wert", meint er, doch ich schüttele nur den Kopf. Er hat sich die Zeit genommen, um mich zu trösten, und mir einen exklusiven Einblick in seinen Alltag gegeben. Das ist nicht selbstverständlich.

Jedenfalls hat er diesbezüglich nichts mehr einzuwenden und es entsteht eine unangenehme Stille. Dass keiner etwas sagt, finde ich nicht einmal schlimm, aber wie er mich schon wieder ansieht... Irgendwie ist es mir nicht mehr egal.

Schnell schaue ich zu Boden, meine Wangen haben sicher einen rötlichen Ton angenommen, und räuspere mich: "Ähm, es ist schon ziemlich spät. Ich denke, du solltest dich so langsam auf den Weg nach Hause machen."

"Willst du mich etwa loswerden?", fragt Shawn gespielt beleidigt und muss dann jedoch lachen. "Ich kann dir wirklich gerne weiterhin Gesellschaft leisten, wenn du willst. Um ehrlich zu sein, will ich auch nicht, dass du heute Abend alleine bist."

"Nein, ist schon okay. Wer weiß, vielleicht hat sich Alex doch schon früher beruhigt und kommt jede Minute hier an. Und selbst wenn nicht, kann ich immer noch meine beste Freundin anrufen", erkläre ich ihm. "Aber danke für das Angebot."

"Na gut. Aber wenn irgendetwas ist, schreibst du mir und ich komme zu dir. Okay?", entgegnet er darauf und ich nicke. Es ist ja schon echt süß, wie sehr er sich um mich sorgt. Das werde ich ihm nie vergessen.

"Also", beginne ich, "mach's gut." Zur Verabschiedung stelle ich mich auf Zehenspitzen und gebe ihm einen Kuss auf die Wange.

Auch wenn er eine Weile braucht, verabschiedet auch Shawn sich mit einem "Tschau" und dreht sich dann um. Ich schaue ihm so lange nach, bis er um die Ecke verschwindet. Tja, jetzt ist der Tag mit ihm wirklich vorbei.

Nun hole ich die Schlüssel aus meiner Hosentasche und öffne die Tür. Zwar weiß ich, dass Alex nicht schon in seiner Wohnung ist, doch aus irgendeinem Grund habe ich das Bedürfnis, alle Zimmer nach ihm durchzusuchen. Vergebens natürlich.

Ich bin wirklich enttäuscht. Nicht, weil ich ihn nicht gefunden habe, sondern eher, weil er mir anscheinend echt nicht vertrauen kann. So kann eine Beziehung doch nicht funktionieren.

Da ich nichts Besseres zu tun habe, gehe ich zum Kühlschrank und hole mir einen Schokoriegel. Danach versuche ich mein Glück und schnappe mir die Fernbedienung für den Fernseher. Glücklicherweise gelingt es mir, ihn anzuschalten, und zufälligerweise läuft auch noch eine meiner früheren Lieblingsserien.

Als Cleo, Bella und Rikki gemeinsam eine Wassersäule in der völlig zerstörten Grotte erschaffen, um die Welt von dem Kometen zu retten, macht sich auf einmal mein Handy bemerkbar. Ich muss zugeben, dass ich es in Shawn's Anwesenheit erneut vergessen habe, weshalb ich gerade etwas überrascht bin.

Da ich es nach wie vor nicht so gern habe, mein Handy in meiner Hosentasche zu verstauen, befindet es sich in der winzigen Handtasche, die ich mir mitgenommen hatte. Die Geschehnisse im Fernseher noch immer verfolgend krame ich es heraus.

Von den vier in Frage kommenden Personen - Mom, Lori, Shawn und Alex, wobei ich letzteren momentan eher nicht dazuzählen würde - ist es meine beste Freundin, die mir eine Nachricht geschrieben hat.

Es tut mir so leid, er war so nah dran und ich konnte ihn nicht mehr davon abbringen😩

Was meint sie denn jetzt damit? Ich bin komplett verwirrt und das ist mir wahrscheinlich auch anzusehen. Möglicherweise hat sie ja den Chat verwechselt. Doch selbst wenn, muss ich wissen, ob sie in Schwierigkeiten steckt.

Wen meinst du mit "er"? Und wovon abbringen? Was ist passiert, Lori? Ist bei dir alles okay?😲

Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten, worüber ich sehr froh bin. Sonst wäre ich vermutlich vor Besorgnis gestorben. Noch dazu kann ich von hier aus nicht einmal etwas ausrichten.

Abgesehen von der Tatsache, dass ich mir Sorgen mache, dass du sauer auf mich bist, geht es mir gut. Du hast mich gebeten, ihm nichts von euch zu erzählen, und ich habe es vermasselt...

Okay, die Nachricht war wirklich für mich bestimmt. Andernfalls würde sie nicht mehr mit mir schreiben. Allerdings bin ich immer noch keinen Schritt weiter.

Willst du mir einen Streich spielen? Ich verstehe nämlich nur Bahnhof🤷‍♀️

Jetzt bin ich aber gespannt. Ich glaube, mein Herz rast schneller als vor den Abschlussprüfungen, und das muss was heißen.

Nein, mache ich nicht. Ich meine... Noah. Er weiß, dass Alex und du ein Paar seid. Ich weiß nicht genau, wie er da drauf gekommen ist, aber eigentlich wusste er es schon und ich konnte ihm keine überzeugende Lüge mehr auftischen. Anscheinend hat er Alex auch irgendwelche Nachrichten geschrieben, die nicht ganz ohne waren.
Kyla, es tut mir wirklich so leid. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen😬

Oh Gott, daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. In den letzten Tagen war ich so glücklich mit Alex, dass ich seinen Bruder und deren Streit total vergessen habe. Na ja, heute war er, wie bereits mehrmals erwähnt, nicht der beste feste Freund, aber dafür ist Shawn für mich dagewesen.

Ich frage mich, warum Alex mir nicht Bescheid gesagt hat. Ich hätte ihm womöglich helfen können, ihn zumindest auf bessere Gedanken bringen können. Was für Nachrichten hat er erhalten? Sind sie vielleicht der Grund für sein Verhalten?

Gerade als ich Lori zurückschreiben möchte, klopft es an der Wohnungstür. Und mit Klopfen meine ich Hämmern. Es ist so laut, dass ich vor Schreck zusammenzucke und einen leisen Schrei verlauten lasse.

Nachdem ich mein Handy weggelegt und den Fernseher ausgeschaltet habe - den habe ich sowieso schon länger nicht beachtet -, mache ich mich langsam auf den Weg zur besagten Tür. Das Hämmern hat noch immer nicht aufgehört und ich bekomme es mit der Angst zu tun.

Was ist, wenn da draußen ein Dieb steht? Jemand, der mir wehtun will? Wobei derjenige es dann auf Alex abgesehen haben müsste, da ich hier ja normal nicht wohne.

Trotz meiner Befürchtungen öffne ich die Tür und halte sehr großen Abstand, sodass ich nicht direkt umgehauen werde. Mit dem, was mich wirklich erwartet, habe ich allerdings nicht gerechnet.

Es kommt ein sich kaum auf den Beinen halten könnender Alex mit blutunterlaufenen Augen hereingetorkelt.

~~~~~

Tja, wer hätte das gedacht?🙈

Ich habe schon über 700 Wörter beim 4. Kapitel, also wird es das wahrscheinlich noch geben. Es ist zwar schon irgendwie anders als ich es mir vorgestellt hatte, aber wenigstens wird es fertig😅

Internet Love | s.m.Where stories live. Discover now