Kapitel 43

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Mittlerweile sitze ich wieder neben der Frau auf meinem Platz auf der Tribüne. Tatsächlich hatte Shawn recht, wir sind wirklich noch vor Ende des Spiels zurückgekommen. Und zu unserem Glück stehen die Toronto Raptors noch immer deutlich in Führung. Wenn in den letzten zwei Minuten nicht noch ein Wunder für die Gegner geschieht, ist das Spiel bereits jetzt entschieden.

Auch wenn ich ihn gebeten habe, sich nicht allzu auffälig zu benehmen, kann Shawn einfach nicht damit aufhören, mich immer wieder anzuschauen. Wenn sich unsere Blicke treffen, was nicht gerade selten geschieht, kann ich irgendwie nicht anders als schnell wegzuschauen und zu grinsen.

Auf einmal ertönt der Schluss-Countdown und die letzten zehn Sekunden laufen. Die Spieler geben nochmal alles, na ja, von den Gegnern abgesehen. Die haben nun vollkommen aufgegeben und bemühen sich gar nicht mehr wirklich, ihren Korb zu verteidigen. Und so machen die Raptors weitere zwei Punkte.

Zusammen mit der Sirene werden alle laut und bejubeln den Sieg. Während die meisten Fans, darunter auch die Frau neben mir, einen kleinen Freudetanz aufführen - zumindest sieht es so aus -, quetsche ich mich an ihnen vorbei und mache mich auf den Weg zu Alex. Endlich kann ich zu meinem Freund.

Ich habe zwar keinen Plan, wo genau er sich befindet, doch ich gebe einfach mein Bestes. Vielleicht laufe ich ihm ja sogar genau entgegen, weswegen ich etwas langsamer mache. Als ich irgendwann an einer Kreuzung ankomme, bleibe ich schließlich stehen, weil ich mich sonst wahrscheinlich nur verlaufen würde.

"Kyla!", höre ich meinen Namen rufen. Noch ist er nirgends zu sehen, aber es ist eindeutig seine Stimme, die sich allem Anschein nach nähert. Ich folge meinem Instinkt und gehe in die Richtung, aus der sie kommt, also nach links. Nicht einmal drei Meter bin ich gelaufen, da kommt Alex mir schon entgegen.

Sofort renne ich auf ihn zu und stürze mich in seine Arme. Er ist noch ganz verschwitzt, was bei dieser Leistung auch kein Wunder ist, aber das ist mir egal, ich will ihn einfach wieder berühren können. Ihn nicht nur durch den Handybildschirm ansehen und ihm einen virtuellen Luftkuss geben.

"Du hast keine Ahnung, wie lange ich darauf gewartet habe", sage ich leise, nachdem wir uns voneinander gelöst haben, wobei ich seinem Gesicht so nah komme, dass ich mit meinen Lippen seine Wange streife. Anstatt ihn etwas antworten zu lassen, drücke ich meinen Mund sanft auf seinen.

"Schöne Begrüßung, wurde ich sagen", flüstert er darauf schmunzelnd. Ich komme aus dem Grinsen auch gar nicht mehr heraus, sein Humor ist eines der Dinge, die ich am meisten an ihm vermisst habe. Auch wenn der Tag nicht besonders gut gestartet hat, bin ich wirklich dankbar für ihn.

"Nach einer so langen Zeit war die nötig", scherze ich und lege meinen Kopf auf seiner Brust ab. Sein Herz schlägt schneller als es sollte, doch das tut meines ebenfalls. "Du hast übrigens super gespielt. Ich glaube, die Frau, die neben mir saß, war ein bisschen neidisch auf mich. Zumindest sah sie so aus."

"Ganz unter uns, die Jungs sind auch etwas neidisch", meint Alex, worauf ich höchstwahrscheinlich rot werde. Das bedeutet immerhin, dass sie mich attraktiv oder heiß finden. Deshalb haben sie mich wohl beim ersten Treffen so lange angestarrt. "Das weißt du aber nicht von mir."

Während ich so tue, als würde ich meinen Mund zuschließen und den Schlüssel wegschmeißen, wird seine Miene hingegen etwas ernster. "Oh, ähm, wenn wir schon beim Spiel sind", fängt er an. "Wo warst du nach dem ersten Viertel? Ich habe immer wieder Ausschau nach dir gehalten, dich aber nicht gefunden." Ich wusste, er würde es ansprechen.

Langsam hebe ich meinen Kopf an und blicke ihm in die Augen. Er sieht enttäuscht aus, was ich selbstverständlich verstehe, da er damit gerechnet hat, dass ich ihn jede Minute anfeuere. Hätte ich auch, wäre da nicht Shawn gewesen. "Genau darüber wollte ich früher oder später mit dir reden, Alex", murmele ich nun.

Anscheinend hätte ich es anders ausdrücken sollen, denn mein Freund zieht sich ein wenig zurück und wirkt irgendwie distanziert. "Triffst du dich etwa schon hinter meinem Rücken mit einem anderen?" Das ist der Beweis, er hat mich total falsch verstanden. Das ist das letzte, was ich ihm beibringen wollte.

"Wie kommst du jetzt bloß darauf?", frage ich entsetzt, wobei ich leicht lauter werde. "Als ob ich dir das antun würde! Erstens würde ich dir Bescheid geben, wenn ich Gefühle für jemand anderen hätte, und dich nicht einfach betrügen. Und zweitens könnte ich das nicht einmal, weil du der einzige bist, für den ich etwas empfinde."

Bevor ich das erste Mal nach Toronto geflogen bin, habe ich mir dauernd eingeredet, in Shawn verliebt zu sein, aber das hat einfach nicht gestimmt. Zumal ich ihn ja nicht einmal richtig kannte. Man kann nicht jemanden lieben, ohne ihn je gesehen zu haben. Alex hingegen hat zu meinen Freunden gezählt und wie ich später herausgefunden habe, war er schon mehr für mich.

Der Junge wirkt immer noch angespannt, aber zumindest scheint er mir zu glauben. Ich denke, jetzt ist der richtige Zeitpunkt, ihm von Shawn zu erzählen. Ich hoffe nur, er wird es gut aufnehmen. Immerhin wären der Sänger und ich womöglich zusammen gekommen, wenn er ein ganz normales Leben hätte.

"Was ich dir eigentlich sagen wollte", fange ich an und mache eine kurze Pause, um meine Gedanken zu ordnen. "Bevor wir uns getroffen haben, hat mich Lori auf einer Dating-Website angemeldet und da habe ich einen Jungen namens Shawn kennengelernt. Es ist eine ziemlich lange Geschichte.

Jedenfalls hat er sich als der Teeniestar Shawn Mendes herausgestellt und heute sind wir uns nach langer Zeit wieder begegnet. Ich war nur kurz mit ihm draußen. Er ist zwar in mich verknallt, aber ich will wirklich nichts von ihm. Du musst dir also keine Sorgen machen, du kannst mir vertrauen."

"Das tue ich schon längst", versichert er mir und nickt dabei, um seinen Worten mehr Ausdruck zu verleihen. "Solange es wirklich nicht mehr zwischen euch ist, komme ich klar. Aber jetzt ziehe ich mich um und du holst dein Gepäck. Dann können wir in die Wohnung."

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Ich weiß nicht, irgendwie fällt mir das Schreiben gerade so schwer. Seitdem ich von München zurück bin, befinde ich mich in einer kleinen Schreibblockade🙄

Heute Mittag saß ich ganze zwei Stunden vor dem Computer und erst dann war ich einigermaßen im Schreibfluss. Davor habe ich vielleicht 100 Wörter geschrieben.

Ich hoffe, das ändert sich bald wieder🙈

Internet Love | s.m.Where stories live. Discover now