Kapitel 35

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"So aufregend das Fliegen auch ist, das Chaos um das Gepäck ist echt nervig", rege ich mich auf, während Alex und ich uns den Weg aus dem Londoner Flughafen bahnen. "Ich meine, es ist zwar nichts passiert, aber man muss ständig aufpassen, dass es auch wirklich sein Koffer ist und nicht der von jemand anderem."

"Ja, das stimmt", kommt es darauf von ihm, der nun plötzlich sein Tempo beschleunigt. Anscheinend weiß er, wohin wir müssen, um endlich hier rauszukommen. Zumindest hoffe ich es. "Du hast Glück, du musst das nicht noch einmal durchmachen. Aber bei mir wird das wahrscheinlich zum Alltag gehören, wenn..."

"Sag es nicht!", bringe ich ihn zu schweigen und tue so, als würde ich ihm den Mund zuhalten wollen, was während dem schnellen Laufen nicht ganz leicht ist. "Ich weiß, was du meinst, aber ich möchte es nicht hören. Nicht jetzt, erst wenn es wirklich so weit ist. Und davor möchte ich meine Zeit mit dir einfach noch genießen."

"Du hast recht, tut mir leid", entschuldigt er sich nun und wird endlich langsamer. Eine Verschnaufpause ist für mich aber trotzdem nicht drinnen, da er seinen Koffer abstellt und mit seiner Hand über meine Wange streicht, um mich darauf sanft zu küssen. "Von nun an gibt es nur noch solche Momente zwischen uns."

Kurz muss ich lachen. "Das hört sich ja echt vielversprechend an, aber küsse mich vorerst nicht vor meiner Mutter und Lori. Denen muss ich erst einmal beibringen, dass ich einen Freund habe. Meine Mom weiß noch nicht einmal, dass ich an jemandem interessiert war." Gelogen ist das ja nicht, es ist nur die halbe Wahrheit.

"Oh, da muss ich mich dann aber ganz schön zurückhalten", neckt Alex mich und piekst mich leicht in die Seite. Dann schaut er nach oben und nickt in diese Richtung. "Da drüben ist der Ausgang. Wenn wir uns beeilen und gut durch die Straßen kommen, sind wir vielleicht noch rechtzeitig zu Kaffee und Kuchen."

"Du denkst auch nur ans Essen, oder?", frage ich ihn vergnügt und setze mich dann vor ihm in Bewegung. Ich weiß zwar nicht, ob meine Mutter, zu der wir zuerst gehen wollen, überhaupt etwas auf Lager hat, doch der Gedanke, mich endlich wieder in mein eigenes Bett legen zu können, treibt mich an.

Obwohl ich einen ausreichenden Vorsprung habe, überholt er mich mit nur ein paar großen Schritten. Als wir schließlich aus dem Gebäude draußen sind und am Gehweg der gut befahrenen Straße stehen, fühle ich mich irgendwie frei. Möglicherweise hat es damit zu tun, dass ich mich nun nicht mehr auf kanadischem, sondern englischen Boden befinde. Weit von Shawn und den damit verbundenen Schuldgefühlen entfernt.

Alex' Auto ist schnell auf dem Parkplatz zu finden und sofort steigen wir ein. Wie es scheint, ist das Glück auf unserer Seite und es gibt kaum Staus oder andere Probleme auf der Fahrt nach Hause. So kommt es, dass wir nach ungefähr einer halben Stunde wieder dort halten, von wo wir am Freitag abgefahren sind.

Während in Toronto das beste Sommerwetter geherrscht hat, kommen hier dunkle Wolken am Himmel auf, was wohl bedeutet, dass es bald regnen wird. Das kann mir meine Laune allerdings nicht zerstören. Ich habe meinen ersten festen Freund und habe alle Leute, die mir ans Herz gewachsen sind, bei mir.

Bevor wir das Auto verlassen, erinnere ich Alex noch einmal daran, dass er mich wie eine ganz normale Freundin behandeln soll. Als ob nichts Besonderes zwischen uns wäre. Er behauptet, dass das kein Problem für ihn sei, weshalb ich ihn aus Spaß böse anschaue und dann aber erneut lachen muss.

Als ich die Haustür mit meinem Schlüssel, den ich ausnahmsweise mal eingesteckt habe - was ein Wunder -, öffne, betreten wir einer nach dem anderen das Haus und ich stelle meinen Koffer leise an die Wand. Wir beide verhalten uns so ruhig wie nur möglich, damit wir meiner Mom eine Überraschung bescheren können.

Im Wohnzimmer angekommen bemerke ich jedoch, dass sie offensichtlich schon auf mich gewartet hat. Neben ihr auf der Couch sitzt nämlich auch meine beste Freundin und auf dem sonst so unordentlichen Tisch steht ausschließlich eine Schüssel voller Muffins. Im ersten Moment denke ich an Shawn, doch diesen Gedanken verdränge ich schnell. Er ist Vergangenheit.

"Willkommen zurück!", rufen die beiden und kommen auf mich zugerannt, um mich zu umarmen. Den Jungen hinter mir begrüßt Lori mit einem freundschaftlichen Handschlag und meine Mutter mit einem normalen Handschütteln. Wenn sie wüssten, in was für einer Beziehung wir mittlerweile stehen...

"Na, wie war es?", erkundigt sich Mom, die sich wohl extra wegen meiner Rückkehr freigenommen hat, nachdem wir alle Platz genommen haben und uns jetzt mit Muffins vollstopfen. Abwechselnd erzählen Alex und ich von unseren Erlebnissen, aber natürlich ohne unsere Küsse zu erwähnen.

Die Zeit vergeht ziemlich schnell und irgendwann meint mein Freund, er müsse nach Hause gehen. Wobei es ihm wahrscheinlich schon lieber wäre, seinem Bruder nicht unter die Augen zu treten. Mit dem muss ich außerdem auch noch über den Unfall ihrer Eltern reden, denn Noah darf Alex nicht weiterhin die Schuld in die Schuhe schieben.

Jedenfalls begleiten Lori und ich ihn noch zur Haustür und verabschieden uns von ihm. "Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder", sage ich und lächele ihn an. Am liebsten würde ich ihn nun küssen, aber das muss noch ein bisschen warten. Deshalb belasse ich es bei diesem Lächeln, und mit den Worten "Worauf du dich verlassen kannst" macht er sich auf den Weg zu seinem Auto.

Nachdem ich die Tür geschlossen habe, sage ich zu meiner besten Freundin: "Komm, lass uns nach oben gehen. Ich muss dir was beichten." Sie schaut mich verwirrt an, fragt aber nicht weiter nach. Folglich steigen wir die Treppen hoch und begeben uns in mein Zimmer, wo ich dann leicht zögerlich anfange zu erzählen.

"Ich hab Shawn geschrieben..." Ihr Blick scheint sich vor Neugier aufzuhellen, doch als ich fortfahre, ist davon nichts mehr zu sehen. "Und ich hab den Kontakt mit ihm abgebrochen. Es ist eine lange Geschichte, aber glaub mir, es ist für uns beide besser so... Und da gibt es noch etwas, was ich dir verheimlicht habe. Während dieser paar Tage habe ich gemerkt, dass ich Gefühle für Alex hab und ja, jetzt sind wir zusammen..."

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Ist nicht besonders spannend, aber ich brauche gerade ein paar Lückenfüller😅

Ich weiß nicht, ob ich morgen auch ein neues Kapitel hochladen beziehungsweise erst einmal schreiben kann, weil wir zu einer meiner Omas gehen. Da ist es zwar total langweilig, aber ich hab keine Ahnung, ob mir die Zeit für ein Kapitel reicht.

Dennoch wünsche ich noch ein schönes Pfingsten❤️

Internet Love | s.m.Where stories live. Discover now