Kapitel 74

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Die Woche verging leider viel zu schnell, sodass meine Eltern und ich unser Haus schon hinter uns gelassen haben und nun mit Shawn in einem Taxi sitzen. Unsere eigenen Autos mussten wir verkaufen, weil wir sie nicht nach Kanada transportieren können. Es ist, als ob wir uns ein komplett neues Leben aufbauen würden.

Natürlich kann ich nicht gehen, ohne mich richtig von Lori und ihrer Familie verabschiedet zu haben, weswegen wir bei ihr noch Halt machen. Zudem müssen wir Brian abholen, der all die Tage dort übernachtet hat. Anscheinend hat er sich total wohl gefühlt, doch auch er hat Familie und Verpflichtungen in seiner Heimat.

Während meine Eltern im Wagen sitzen bleiben, steigen Shawn und ich aus und gehen an die Haustür, wo der Rothaarige, meine Freundin und ihre Eltern bereits warten. Normalerweise muss ich lächeln, wenn ich sie sehe, aber heute geht es echt nicht. Zu groß ist die Trauer, Goodbye sagen zu müssen.

Als wir uns direkt gegenüberstehen, starren wir uns beide mit den Tränen in den Augen an. Danach fallen wir uns gegenseitig in die Arme. "Ich hätte nicht gedacht, dass wir irgendwann einmal an diesem Punkt sein würden", schluchzt Lori, worauf ich sie noch fester zu mir ziehe. Gleichzeitig legt Brian ihr eine Hand auf den Rücken.

"Ich auch nicht", erwidere ich und versuche, mir eine Träne, die sich soeben auf den Weg nach unten begeben hat, wegzuwischen. "Nach unserem Streit dachte ich, ich müsste nie wieder auf dich verzichten... Aber wir haben schon so viele Dinge gemeistert, da werden wir auch das hinkriegen."

"Wir sollten so langsam los", flüstert mir auf einmal Shawn zu. "Wir haben zwar einen Privatjet, aber unser Pilot wartet nicht besonders gerne." So schwer es mir fällt, ich muss nun loslassen, denn er hat recht. Wir sind unglaublich dankbar, mit all unseren Sachen nicht in ein normales Flugzeug steigen zu müssen, weswegen wir den Piloten auch nicht verärgern sollten.

Also lösen Lori und ich uns voneinander, gefolgt von einem "Mach's gut" ihrerseits. Aus irgendeinem Grund bekomme ich es im Moment nicht auf die Reihe, irgendetwas zu sagen, weswegen ich meinen rechten Mundwinkel ein ganz kleines bisschen hochziehe. Nachdem Brian und Lori sich ebenfalls voneinander verabschiedet haben, gehen wir schließlich zurück zum Auto.

Der Taxifahrer startet den Motor und fährt vom Hof von Lori's Haus weg. Just in diesem Moment kommen mir erneut die Tränen, und ich kann nicht anders als anzufangen zu weinen. Shawn zieht mich daraufhin an seine Brust, wo ich meinen Kopf ablege, und hält mich solange, bis ich mich wieder beruhigt habe.

***

"Hey, aufwachen", nehme ich Shawn's Stimme wahr und öffne langsam meine Augen. Nach ein paar Sekunden erinnere ich mich daran, im Privatjet auf den Weg nach Toronto an seiner Schulter eingeschlafen zu sein. Als ich meinen Kopf hebe und aus dem Fenster schaue, stelle ich fest, dass wir uns dem Boden nähern. Die Bestätigung erhalte ich dann auch von meinem Freund. "Wir landen in wenigen Minuten."

"Endlich", murmele ich noch etwas schlaftrunken. "Ich kann es kaum erwarten, wieder festen Boden unter meinen Füßen zu haben." Auch wenn ich keinster Weise Angst vor dem Fliegen habe, fühle ich mich dort unten deutlich wohler.

"Du bist doch nicht einmal aufgestanden, weil du die ganze Zeit geschlafen hast", lacht der Braunhaarige darauf, wobei sich um seine Augen ein paar kleine Fältchen bilden. Einen Augenblick später muss ich ebenfalls lachen, da er mit seiner Aussage vollkommen richtig liegt.

"Ich hoffe, ich habe dein Shirt nicht vollgesabbert", sage ich leise und sehe mir besagtes Kleidungsstück an. Zum Glück kann ich keinen Fleck erkennen, wäre sonst etwas peinlich geworden.

Es dauert nicht mehr lange, bis wir den Jet verlassen können. Dafür dauert es jedoch gefühlt eine Ewigkeit, bis wir unsere Koffer unter Kontrolle haben. Auch wenn wir nur das Wichtigste mitgenommen haben - einige Dinge müssen wir uns neu kaufen -, haben wir so viel Gepäck, dass wir sogar einen dieser Wägen benutzen müssen.

Das wird auch beim Taxi zum Problem, da nicht alles in den Kofferraum passt. Bevor der Fahrer uns für verrückt hält, klärt mein Vater ihn darüber auf, dass wir uns mitten in einem Umzug befinden. Jedenfalls nehmen wir ein paar Taschen auf unseren Schoß und geben dem Mann am Lenkrad die Adresse, die meine Mutter sich herausgeschrieben hat.

Die Fahrt dauert nicht allzu lange, was uns allen natürlich zugute kommt. Jetzt noch einmal ewig zu fahren, wäre echt zu viel des Guten. Als wir stehenbleiben, den Fahrer bezahlen und aussteigen, stelle ich fest, dass sich überall um uns herum Hochhäuser befinden. In einem davon wird unsere Wohnung sein.

Während meine Eltern schon anfangen, die Koffer in das Hochhaus direkt vor uns zu schleppen, verharre ich noch eine Zeit lang draußen und schaue mich um. Die Atmosphäre hier ist eine völlig andere als in London. Es herrscht viel mehr Verkehr als in London schon und lauter ist es auch. Es wird wirklich eine große Umgewöhnung für uns sein.

"Komm, lass uns deinen Eltern helfen", reißt mich Shawn aus meinen Gedanken und hält mir eine Tasche hin. Ich nehme diese an und zusammen gehen wir in die Lobby des Hochhauses. Brian läuft uns, so schnell er eben mit den Gepäck kann, hinterher.

Drinnen angekommen, staune ich nicht schlecht. Der Eingangsbereich sieht super schön aus und ich mache mir schon aus, wie dann erst unsere Wohnung aussehen wird. Shawn scheint es anscheinend gleich zu gehen, denn er meint: "Ich bin gerade echt am Überlegen, ob ich meinen Mietvertrag kündigen soll."

Ich bin kurz davor, etwas darauf zu entgegnen, da kommen Mom und Dad mit der Schlüsselkarte für unsere Wohnung und sagen, dass wir nun nach oben gehen können. Die Koffer sind alle schon hier, weswegen wir nicht noch einmal nach draußen müssen, sondern gleich mit dem Gepäck in den Aufzug steigen können. Die Tür mit der passenden Nummer ist schnell gefunden und schließlich ist es soweit. Wir öffnen sie und treten endlich ein.

Das erste, was ich sehe, ist eine riesige Fensterfront, durch die man eine tolle Aussicht hat. Davor finden sich ein Sofa, ein Sessel, ein kleiner Tisch und ein Flachbildfernseher an der Wand. Bereits das haut mich um und bei den ganzen anderen Räumen ist das nicht anders.

Ich vermisse unser altes Zuhause, weil es mit so vielen schönen Erinnerungen verbunden ist, aber hier lässt es sich auch leben.

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Hier noch ein kleines Weihnachtsgeschenk für euch🙈❤️

Ich hab euch ja schon einmal vorgewarnt, aber ich möchte euch heute nochmal warnen, denn wir sind dem Ende von Internet Love mittlerweile sehr nahe. Es kommen noch fünf oder sechs Kapitel und dann war es das. Schon echt krass😅

Jedenfalls wünsche ich euch noch einen schönen restlichen 1. Weihnachtstag und morgen dann einen schönen 2. Weinachtsfeiertag❤️

Ich geh morgen zu meiner anderen Oma und ich hab jetzt schon keine Lust drauf, weil es da ja immer so langweilig ist😂
Was habt ihr morgen vor? Ich hoffe, dass es nicht auch so langweilig ist🙈

Internet Love | s.m.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt