Kapitel 28

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Als ich vor dem Hotelzimmer stehe, fällt mir auf, dass ich den Schlüssel gar nicht mitgenommen habe. Wahrscheinlich hatte Alex den sowieso bei sich und ich glaube, den Ersatzschlüssel gibt der Rezeptionist eher ungern weg.

Demnach bleibt mir nichts anderes übrig als zu klopfen. Als hätte er schon auf mich gewartet, wird der Türgriff nach unten gedrückt und die Tür öffnet sich einen Spalt. Kaum hat er mich erblickt, sagt er auch schon: "Hast dir aber ganz schön Zeit gelassen."

"Nette Begrüßung", stelle ich fest und setze mich dann in Bewegung, worauf Alex mir Platz macht und mich ins Zimmer lässt. Nachdem ich meine Tasche auf einer Kommode abgelegt habe, wende ich mich wieder an ihn. "Eigentlich habe ich dir geschrieben, dass ich erst am Abend zurück komme. Ich habe dir Bescheid gegeben, im Gegensatz zu dir. Wo warst du heute Morgen?"

Ich weiß nicht, warum ich gerade so kalt reagiere. Vielleicht vertragen sich ein trauriger Abschied und ein Junge, der dich erst einmal anmeckert, obwohl du eigentlich alles richtig gemacht hast, nicht.

"Ich war nur kurz einkaufen. Getränke und Snacks, so was halt", erklärt Alex mir. Um ehrlich zu sein, habe ich mir das sogar im Laufe des Tages gedacht, und es ist auch etwas ganz Normales. Aber mich stört es, dass er mich einfach alleine gelassen hat, ohne etwas zu sagen. Ich will nicht auch noch von ihm vernachlässigt werden. "Sorry, ich hätte dir auch einen Zettel schreiben sollen." Na, wenigstens sieht er das ein.

Glücklicherweise lässt er mich danach in Ruhe. Sobald das Adrenalin, das seit dem Moment, in dem ich Shawn das erste Mal in die Augen geschaut habe, durch meine Venen geflossen ist, nachlässt, werde ich etwas müde. Der Tag war aber auch unglaublich aufregend. Ich kann es selbst fast nicht glauben, aber ich lege mich tatsächlich schon vor 21 Uhr hin.

***

Als ich am nächsten Tag aufwache, schaue ich erst einmal auf mein Handy, das wie gestern auch schon auf dem Nachttisch neben dem Bett liegt. Es ist kurz vor zehn Uhr. Alex liegt erneut nicht mehr auf der anderen Seite.

Doch dieses Mal hat er mich nicht einfach alleine zurückgelassen, denn ein Blick durch den Raum zeigt mir, dass er auf dem kleinen Sessel sitzt und die Zeitung liest. Normalerweise würde ich mich fragen, warum ein Junge in seinem Alter am Morgen ausgerechnet Zeitung liest. Ich kann mir zwar einiges vorstellen, aber nicht das. In diesem Moment mache ich allerdings etwas anderes.

Mir fällt auf, dass er bereits seine Sportklamotten trägt. Das heißt Shorts und ein Tanktop, welches seine kompletten Arme frei lässt. Auch wenn seine T-Shirts nur ein kleines bisschen mehr Stoff haben, macht es für mich einen großen Unterschied. Zum ersten Mal bemerke ich, wie muskulös er doch ist.

Ich kann mich nicht davon abhalten zu starren, was Alex peinlicherweise nicht entgeht. "Guten Morgen", entgegnet er mir mit einem wissenden Grinsen. Entweder er macht sich über mich lustig oder er wollte diese Reaktion bei mir auslösen und ist nun froh, dass er sein Ziel erreicht hat. Obwohl ich nicht weiß, ob ich das gut finden soll oder nicht, hoffe ich auf letzteres.

"Morgen", antworte ich nur kurz. Schnell wende ich meine Augen von ihm ab und setze mich auf. Zu viel Starren ist auch nicht gut. Dann schnappe ich mir ein weiteres Mal mein Handy, aber diesmal, um zu schauen, ob ich neue Nachrichten erhalten habe.

Wie ich es mir eigentlich hätte denken können, hat mir Lori geschrieben. Sie fragt, wie es gestern mit Shawn gelaufen ist. Da fällt mir ein, dass ich ihr das tatsächlich versprochen habe, und ich habe es einfach vergessen. Das tut mir sofort unglaublich leid, weswegen ich mich gleich ans Schreiben einer Antwort mache.

Es war echt schön, ich vermisse ihn jetzt schon. Aber irgendwie konnte er mir meine Fragen nie beantworten, weswegen es dann etwas komisch zwischen uns geworden ist. Im Allgemeinen haben wir uns trotzdem gut verstanden und am Ende wollte ich gar nicht mehr gehen. Vor allem sieht er richtig gut aus, das glaubst du nicht! Moment, ich schicke dir mal ein Bild🙈

Ich weiß, dass Shawn nicht wollte, dass ich unser Selfie auf Social Media poste, doch das mache ich ja nicht und meine Freundin wird es sicher auch nicht tun, ohne mich gefragt zu haben. Was will sie außerdem mit einem Bild, auf dem ein Typ zu sehen ist, den sie nicht einmal kennt, auf ihrem Instagram-Account?

Also suche ich in meiner Galerie nach dem Bild und schicke es ihr. Allerdings kommen die beiden Nachrichten dem einen grauen Häkchen zufolge noch nicht einmal bei ihr an. Es kann demnach noch etwas dauern, bis sie mir antwortet, weswegen ich mein Handy in Ruhe lasse und mich wieder Alex widme.

"Müssen wir schon gehen oder trägst du die Klamotten einfach gerne?", frage ich ihn, wobei ich gegen Ende etwas lachen muss. Er sieht zwar nicht schlecht darin aus, ganz im Gegenteil, aber ich selbst würde meine Sportklamotten niemals freiwillig in der Öffentlichkeit tragen. Ich bin ja sowieso ein Sportmuffel. Ich wundere mich, dass ich mein Optimalgewicht trotzdem nicht so krass überschreite.

"So langsam sollten wir uns auf den Weg machen, ja", merkt der Junge an. "Aber stresse dich nicht, du kannst dich noch ganz in Ruhe richten. Ich hab schon einen Muffin eingepackt, den du im Taxi essen kannst." Im ersten Moment muss ich an Shawn denken und ich spüre erneut die frühe Sehnsucht nach ihm, doch dann schätze ich diese unglaublich süße Aktion von Alex wert und bedanke mich dafür.

Nachdem ich vom Bett aufgestanden und mir ein paar Klamotten ausgesucht habe, verschwinde ich im Bad und ziehe diese an. Danach binde ich meine Haare zu einem Zopf zusammen, da es in dem Stadion ganz schön warm werden könnte. Zuletzt putze ich mir noch meine Zähne, wasche mein Gesicht und trage eine Foundation auf. Zwar bin nicht ich diejenige, die beim Team einen guten Eindruck machen muss, doch ich möchte auch nicht so verschlafen auftreten.

Als ich wieder herauskomme, steht Alex schon mit meiner Handtasche bewaffnet an der Tür. Was für ein Gentleman! Ich hätte nicht gedacht, dass er plötzlich an alles denkt. Ich meine, er ist ein Junge und die meisten von denen denken doch nur an sich selbst. Das beste Beispiel dafür ist sein Bruder Noah, der ihm nichts gönnt.

"Kann's losgehen?", fragt mein Freund und ich kann eindeutig seine Nervosität hören. Wäre ich in seiner Situation, würde ich mich auch nicht anders fühlen. Immerhin geht es um seinen Traum. Nichtsdestotrotz nicke ich, komme lächelnd auf ihn zu und wir beide verlassen darauf das Hotel.

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Das Kapitel ist nicht besonders spannend, aber ich habe es wenigstens geschafft, eines hochzuladen. Die Woche war echt stressig, doch ich habe sie überstanden. Jetzt muss ich noch vier Arbeiten schreiben, bis dann die Ferien beginnen :'D

Internet Love | s.m.Where stories live. Discover now