Kapitel 23

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Einige Stunden später merke ich, dass ich auf Alex hätte hören sollen. Ich habe den ganzen Flug über nicht geschlafen und bin jetzt hundemüde. Aber das habe ich mir ja selbst eingebrockt, damit muss ich leben.

Wie ein kleines Kind, das nur noch wenige Meter von einem Eis entfernt ist, marschiert der Junge auf unser Zimmer zu, während ich noch immer versuche, meinen Koffer die Treppe hochzuschleppen, wobei ich übrigens kläglich scheitere. Meine Arme fühlen sich irgendwie an wie Wackelpudding.

Freundlicherweise dreht sich Alex noch um und hilft mir. "Ich dachte, du hättest mehr drauf", sagt er und schaut mich ernst an. Ich reiße darauf meinen Mund auf und schnappe empört nach Luft, gefolgt von einem Schlag gegen seinen Arm. Ihn bringt das allerdings nur zum Lachen.

"Irgendwann werde ich es dir zeigen", meine ich leise, sodass er es fast überhört. Andererseits wäre es gar nicht so schlimm, wenn er es nicht mitbekommt. So kann er mich wenigstens nicht aufziehen, wenn ich es doch nicht tue.

Dann bleiben wir wieder ernst und stehen in Kürze vor der Zimmertür. Ich bin schon ganz gespannt, wie es da drinnen aussieht. Normalerweise hätte ich mir ja Bilder im Internet angeschaut, aber weil Alex mir so gut wie nichts verraten hat, war das schlecht möglich.

Nun holt er den Schlüssel aus seiner Hosentasche und steckt ihn in das Schlüsselloch. Nachdem er die Tür auch nur einen kleinen Spalt geöffnet hat, drängele ich mich an ihm vorbei, um über das Zimmer zu staunen. Es kommt allerdings anders.

Statt zwei getrennten Betten steht dort nur ein großes Ehebett...

Das hätte er mir doch zumindest mitteilen können. Dann hätte ich mich mental darauf vorbereiten  können. Es ist nicht so, dass ich noch nie mit einem Mann im selben Bett geschlafen habe, denn das mache ich jedes Jahr im Urlaub mit meinem Vater, aber das hier ist etwas anderes.

Wobei, eigentlich ist mir die Situation doch nicht allzu fremd. Immerhin bin ich schon einmal in Alex' Bett aufgewacht. Zwar wusste ich damals nicht, was ich tat, weil ich wohl zu viel getrunken habe, und wir beide waren auch ein wenig geschockt, aber ein paar weitere Male schaffen wir das auch noch.

"Sieht nicht schlecht aus", äußert er sich nun neben mir und in meinen Augenwinkeln kann ich sehen, dass er kurz einen Blick auf das Bett wirft und seine Mundwinkel zucken. Gefällt ihm etwa die Vorstellung?

Na ja, ich möchte jetzt keine Diskussion starten. Es wäre sinnlos und würde für mindestens einen von uns unangenehm werden. Außerdem denken doch alle Jungs so. Aus diesem Grund nicke ich einfach nur.

"Oh mein Gott, wir haben einen Balkon!", stelle ich im nächsten Moment freudig fest und renne schon fast darauf zu. Meine Müdigkeit scheint wie weggeblasen.

Eigentlich ist ein Balkon für mich keine Seltenheit, da ich zuhause ebenfalls einen besitze, doch ich hätte nicht gedacht, hier auch einen anzutreffen. Vor allem ist der Ausblick atemberaubend, denn man kann den Ontariosee sehen.

Schnell schnappe ich mir mein Handy und schieße ein Foto davon, um es Lori zu schicken. Wahrscheinlich werde ich sie damit sehr neidisch machen, weil sie auch schon immer nach Toronto wollte, aber sie wollte es ja so.

Und tatsächlich kommt auch nach einer guten halben Stunde eine Nachricht von ihr an, die mich auflachen lässt.

Wenn ich Telepathie beherrschen würde, würde ich sie jetzt auf jeden Fall anwenden! Das habe ich mir noch nie so sehr gewünscht wie in diesem Moment, das glaubst du nicht!😂

Ich weiß nicht, wie ich mir das gelingt, aber irgendwie schaffe ich es, in den nächsten Stunden, bis es auch in Toronto Abend ist, nicht einzuschlafen. Dafür bin ich fast schon weg, ehe ich mich auf das Bett gelegt habe.

***

Als ich aufwache, stelle ich fest, dass Alex nicht auf der anderen Seite liegt. Entweder er ist irgendwohin abgehauen, ohne mir Bescheid zu geben, oder er ist gerade im Bad. Mehr Möglichkeiten gibt es nicht, da unser Zimmer nicht viel mehr bietet.

Ich frage mich sogar, ob er überhaupt hier geschlafen hat, denn der Vorhang ist zur Seite geschoben und die Sonnenstrahlen scheinen kräftig herein. Es ist ein Wunder, dass ich bei diesem Licht nicht schon früher aufgewacht bin.

Den restlichen Schlaf aus meinen Augen reibend, setze ich mich auf und greife dann zu meinem Handy, das ich gestern noch auf dem Tisch nebenan gelegt habe. Samstag, 11:07 Uhr. Wow, ich war wohl echt fertig!

Moment mal! Heute ist Samstag - der Tag, an dem ich Shawn das erste Mal sehe! Und sein Kumpel wird mich in nicht einmal mehr zweieinhalb Stunden am CN Tower abholen. Ich sollte nun wirklich in Gang kommen. Ich weiß ja noch nicht einmal, was ich überhaupt anziehen will!

Okay, das war komisch. Seit wann raste ich wegen eines Jungen beinahe aus? Warum mache ich mir Gedanken darüber, wie ich aussehe? Darauf habe ich doch sonst nie besonders großen Wert gelegt. Aber wahrscheinlich liegt es daran, dass alles anders ist. Die Art, wie Shawn und ich uns kennengelernt haben. Shawn selbst, der sich ganz anders als die meisten Jungs in London benimmt.

Zügig knie ich mich neben meinen Koffer, in dem sich noch immer alle Klamotten befinden, und nehme ihn vollkommen auseinander. Doch irgendwann habe ich tatsächlich etwas gefunden, was ich zu dem Date tragen kann. Eine eng anliegende, blaue Jeans mit einem Loch auf Höhe des rechten Knies und ein graues schulterfreies T-Shirt.

"Alex, bist du da drin?", rufe ich, während ich an die Tür des Bades klopfe. Jedoch erhalte ich keine Antwort, weswegen ich einfach hereinspaziere. Wie erwartet, kein Alex weit und breit.

Nachdem ich mich umgezogen habe, gehe ich ins hoteleigene Restaurant, wo zu meinem Glück immer noch ein Frühstücksbuffet aufgestellt ist. Davon nehme ich mir ausschließlich einen Donut und einen Muffin, damit ich heute Abend gut essen kann.

Danach kehre ich auch schon wieder in mein Zimmer zurück, um mich etwas zu stylen. Makeup benutze ich keines, aber einen kleinen Teil meiner Haare binde ich in einem Zopf zusammen.

Da ich nicht viel Übung darin habe, brauche ich ziemlich lange, und als ich fertig bin, ist es auch schon Zeit zu gehen, damit Shawn's Kumpel nicht warten muss.

Bevor ich allerdings gehe, schreibe ich Alex noch eine kurze Nachricht, sodass er sich keine Sorgen macht, wenn er zurückkehrt und mich nicht findet: Bin in der Stadt und schau mich etwas um. Wahrscheinlich esse ich auch irgendwo anders zu Abend, das Essen gestern im Hotel hat mir nicht wirklich geschmeckt.

Natürlich stimmt das nicht, im Gegenteil, es war sogar sehr lecker. Aber ich kann ihm unmöglich sagen, dass ich mich mit Shawn treffe. Ich weiß, irgendwann muss ich das, aber jetzt ist noch nicht der richtige Zeitpunkt.

"Okay, Kyla", spreche ich zu mir selbst, während ich mich ein letztes Mal im Spiegel betrachte. "Du gehst jetzt da raus und triffst endlich den Typen, der dich alleine mit seinen Nachrichten immer wieder zum Lächeln bringt. Und du wirst ihn umhauen!"

Und dann verlasse ich das Gebäude, alles Wichtige in meiner Handtasche, und steige in ein Taxi.

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Heute ist es so weit, heute hat meine loveshawniboy endlich Geburtstag! Happy birthdayyy!🎉🎈❤️

Wir kennen uns noch nicht einmal ein ganzes Jahr und doch bist du zu einer der wichtigsten Personen in meinem Leben geworden, wenn nicht sogar die wichtigste. Ich habe das Gefühl, du verstehst mich von allen meinen Freunden am besten. Ich bin so froh, dass du in mein Leben getreten bist, ich könnte es mir gar nicht mehr ohne dich vorstellen❣️

Du bringst mich einfach immer zum Lachen und manchmal auch zum Heulen vor Freude😅 Du verschönerst mir auch schon mit einer einzigen Nachricht den Tag und diese Aussage meine ich wirklich ernst: Wie schön, dass du geboren bist🙈❤️

Ich würde dir gerne etwas Richtiges schenken, aber das geht ja schlecht übers Internet. Aber ich dachte mir, dann kann ich wenigstens gleich drei Kapitel veröffentlichen. Alles wegen dir😜

Ich hab dich soooooo lieb😘

Internet Love | s.m.Where stories live. Discover now