Internet Love | s.m.

Kapitel 16

Wieder und wieder gehe ich seine Worte in meinem Kopf durch. Alex wurde es ermöglicht, für seine Lieblingsmannschaft zu spielen und vielleicht sogar Teil davon zu werden. Auf der einen Seite freue ich mich total für ihn, aber auf der anderen auch nicht. Immerhin bedeutet das, dass ich einen Freund weniger habe.

Ist doch typisch für mein Leben! Meine beste Freundin erweist sich als doch nicht so gute Freundin und der erste Junge aus der Umgebung, mit dem ich mich gut verstehe - vielleicht sogar außerordentlich gut -, verlässt die Stadt. Und nicht nur das, sondern auch gleich den Kontinent.

Das behalte ich allerdings für mich und spreche lieber meine Glückwünsche aus: "Oh mein Gott, das ist ja mega! Dein größter Traum könnte sich erfüllen!" Voller Freude falle ich über ihn her und drücke ihn ganz fest an mich. "Hast du schon eine Ahnung, wann du nach Toronto gehst?"

"Jap", meint er darauf. "Am Freitag." Und so schnell kann die Euphorie verschwinden. Auch wenn ich weiß, dass ich mich nicht verhört habe, hoffe ich so sehr darauf.

Bereits in drei Tagen steigt Alex in den Flieger und lässt mich hier zurück. Was ist, wenn der Coach ihn in seinem Team haben will? Wird er dann überhaupt noch zurückkehren oder sich gleich schon auf Wohnungssuche in Kanada machen?

Entsetzt löse ich mich von ihm und starre ihn ungläubig an. "Meinst du das jetzt ernst?", frage ich. Obwohl ich versucht habe, neutral zu klingen, trieft meine Stimme doch etwas von Enttäuschung. "Wahrscheinlich kann ich mich nicht einmal von dir verabschieden, weil ich in der Schule bin."

"Oh Kyla, du musst dich gar nicht von mir verabschieden", sagt er und setzt ein schelmisches Grinsen auf. Er hat also irgendetwas vor. Allerdings verstehe ich nicht, worauf er hinaus will, und lege nur meinen Kopf schief.

Dann macht der Junge der Geheimniskrämerei ein Ende und lässt mich wissen: "Na, du kommst mit mir! Ich wollte nicht alleine nach Toronto und du bist die Einzige, die für mich in Frage gekommen ist. Noah interessiert sich ja einen Dreck für mich."

"Was?" Mehr bekomme ich nicht heraus. Es ist nicht so, dass ich es nicht verstanden habe. Ich will nur, dass er es wiederholt, damit ich mehr Zeit habe, um es zu realisieren.

"Du hast schon richtig gehört. Du begleitest mich auf meiner Reise. Hoffe ich zumindest", lacht er zum Ende hin. In seinen Augen kann ich ein Glänzen erkennen. Als würden immer wieder kleine Sterne aufhellen.

"Ich würde ja echt gerne, aber was ist mit der Schule? Sie werden mir sicher nicht freigeben, damit ich nach Toronto gehen kann und dir eigentlich nur zuschaue", überlege ich. "Und selbst wenn, meine Mom hat auch noch ein Wörtchen mitzureden."

"Lass mich das mit der Schule klären. Vielleicht bringt es ja etwas, wenn die dort wissen, dass es sich um einen ehemaligen Champion handelt", grinst Alex und klingt dabei sehr von sich überzeugt. Der Versuch ernst zu bleiben scheitert, denn schon bald prusten wir los.

"Alles andere ergibt sich dann", meint er zuletzt, um mir Mut zuzusprechen. Ich hoffe, damit hat er recht, denn ich möchte wirklich liebend gern bei der Verwirklichung seines Traums dabei sein.

"Wenn es wirklich so kommt, komme ich natürlich mit", lächle ich und nehme ihn erneut in den Arm. Ich spüre, wie er mir mit der Hand über den Rücken tätschelt. Eigentlich habe ich Probleme mit längerem Körperkontakt bei Jungs, aber bei ihm macht es mir irgendwie fast nichts aus.

Irgendwann wird es mir dann allerdings doch zu viel und ich muss mich von ihm los reißen. Es ist zwar ein schönes Gefühl, weil du dann weißt, dass jemand dich gern hat, aber ich kann das nicht.

Vor allem nicht, wenn ich an Shawn denke. Gerade erst habe ich ihm versichert, dass ich mich für ihn interessiere und ihn sehr mag. Wenn ich jetzt so intim mit Alex werde, fühlt sich das für mich wie ein Vertrauensbruch an.

Apropos... Warum ist mir das nicht früher eingefallen? Shawn wohnt doch in Toronto! Das ist zwar eine große Stadt, aber möglicherweise kann ich ihn treffen und endlich sehen, wie er aussieht!

Somit stehe ich nicht nur tatenlos da, sondern mache mich auf die Suche nach Shawn. Ich muss sagen, jetzt freue ich noch mehr auf Kanada. Das muss ich dem Muffinlover gleich erzählen!

"Hey, ähm... Ich freue mich ja echt total für dich und du weißt, wie gerne ich dich begleite, aber könntest du wieder gehen?", frage ich kleinlaut und komme mir dabei leicht blöd vor. "Ich weiß, das ist mega unhöflich, aber ich habe noch was zu tun." Gelogen ist das ja nicht.

Zunächst schaut Alex mich seltsam an - eigentlich tut er das schon, seitdem ich mich von ihm abgewendet habe, nur jetzt ist es noch stärker - und dann steht er ganz plötzlich auf. "Schon okay. Ich will nicht daran schuld sein, dass du etwas nicht fertig bekommst."

Darauf stehe ich ebenfalls auf, um mich nicht so klein zu fühlen. Vielleicht aber auch, um ihm so näher zu sein und die Stimmung wieder etwas zu lockern. Er hat doch ziemlich enttäuscht geklungen. "Du kannst jederzeit wieder kommen, ja?"

Anstatt irgendetwas zu sagen, nickt der Junge nur und macht sich auf den Weg zur Haustür. Oh je, ich muss ihn wirklich gekränkt haben. Womöglich kann ich das in Kanada wieder gutmachen.

Kurz bevor er das Haus verlässt, komme ich auch endlich an der Tür an und beobachte, wie er die Klinke herunterdrückt. Letztendlich lässt er es sich doch nicht nehmen, sich von mir zu verabschieden. "Bis Freitag."

"Oder sogar früher", meine ich und hebe meine Hand, um Alex nachzuwinken. Er dreht sich jedoch nicht mehr um, sondern marschiert schnurstracks geradeaus zu sich nach Hause.

Also schließe ich die Tür, gehe ins Wohnzimmer zurück und greife nach meinem Handy, um Shawn zu schreiben.

Oh mein Gott, Shawn! Ich habe mega Neuigkeiten!😱 Ich werde am Freitag nach Toronto fliegen und da dachte ich mir, könnten wir uns treffen. Ich würde dich gerne richtig kennenlernen und einen Schritt weiter gehen. Was sagst du dazu?❤️

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Und schon wieder ist es bald einen Monat her seit dem letzten Update. Noch dazu bin ich nicht ganz zufrieden mit dem Kapitel, aber ich bin froh, dass es hier auch mal weitergegangen ist😅