28 - Clara de Flocon

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Falls ich je nach dem Tiefpunkt meiner schulischen Karriere gefragt werden sollte, muss ich mich ganz klar zwischen dem illegalen Abheben in Uni Jets und dem Ende dieses bescheuerten Trainings entscheiden. Was für eine Katastrophe.

Nachdem ich das Feuer auf das grüne Team eröffnet hatte, brach die absolute Hölle aus. Louis und ich waren zahlenmäßig extrem unterlegen. Wir disqualifizierten zwar das halbe Team, waren aber schnell umstellt.
Allerdings hatten Angels Beleidigungen und unser plötzliches Auftauchen alle so sehr in Rage gebracht, dass sich das grüne Team bald einen Dreck um die Regeln scherte. Die Getroffenen nahmen einfach ihre Paintball Waffen wieder zur Hand, brüllten „Heult doch!" und arbeiteten weiter daran, Louis und mich auszuschalten.

Trotz aller Beruhigungsversuche ist Crimson dann komplett ausgerastet. Letztendlich haben wir uns einen komplett kopflosen, taktisch katastrophalen Paintball Kampf geliefert, bei dem wir uns alle mindestens dreifach disqualifizierten. Erst, als wir keine Munition mehr hatten, artete das ganze in eine Schlägerei aus. Ich hing gerade am Kragen von der Hand des Typs, der mich vorhin beinahe erwischt hatte, als die Tür zum Labor aufflog und eine wutschnaubende Wissenschaftlerin herein marschierte.

Dr. Marianne Weaver brüllte uns so lange und laut an, dass mir noch lange nachdem sie uns aus dem Labor geworfen hatte, die Ohren klingelten. Die Biologin und eine Horde ihrer handzahmen Studenten befreiten Booth ohne irgendwelche Probleme aus dem Terrarium der Monsterschildkröten.
Ja, Monsterschildkröten.

Wir warteten alle kleinlaut, während die Wissenschaftler gelbe Schutzanzüge anzogen und sich mit Eimern voller violett schimmerndem Fleisch in die Höhle des Löwen – die Höhle der Schildkröte – begaben.
Ich dachte nicht, dass ich den Raum voller Augen dem Terrarium vorziehen würde, aber nachdem ich die Fütterung mitangesehen hatte, überlegte ich es mir anders.

Falls euch jemals jemand mit weißblonder Dauerwelle zum heimlichen Paintball Spielen einlädt – sucht euch eine gute Ausrede und lasst euch nicht darauf ein.
Es bringt nur Schwierigkeiten und Flecken, die nie wieder rausgehen. Habe ich die gebrochenen Nasen schon erwähnt?
Ich kann stolz von mir behaupten, dass ich noch einen Schlag ins Gesicht bekommen habe und nun aussehe wie der leibhaftige Tod. Ich bin deswegen ungefähr dreißig Sekunden ohnmächtig auf einem der ominösen Tanks gelegen. Falls mir demnächst ein zweiter Kopf wächst, liegt es also wahrscheinlich an den Dämpfen, die ich währenddessen eingeatmet habe.

„Sir, Dr. Weaver ...", setzt Panic an, der sowohl Booth als auch Dragon an den Armen aufrecht hält.

„Ich kümmere mich darum", sagt der Mann, der dieses Chaos entfesselt hat nur.
Der Sunhunter zieht ein Messer irgendwo aus seinem Ärmel hervor und schneidet präzise die Fesseln der beiden Geiseln auf. Niemand wagt zu atmen. Inzwischen muss er bemerkt haben, dass unsere Kratzer, meine zertrümmerte Nase und Angels Hinken unmöglich von einem gesitteten Paintball Kampf herrühren können.

„Was?", fragt unser Dozent, „Ich habe doch gesagt, ihr sollt die Geiseln gut behandeln. Es war nie die Rede davon, dass ihr euch gegenseitig nicht angehen dürft. Dachtet ihr, ich verpasse euch eine Abreibung, wenn ihr euch schlagt?"

Wir werfen uns perplexe Blicke zu. Ein paar Leute nicken.

„Schon", sagt einer aus dem grünen Team, der augenscheinlich noch nicht viel Erfahrung mit dem Temperament des Sunhunters hat.

„Ach so", van Havens Soldat räuspert sich, als wäre er Schauspieler und müsse in eine neue Rolle schlüpfen, „Völlig verantwortungslos!"

Er setzt einen so strengen Blick auf, dass mir kurz das Blut in den Adern gefriert, weil ich denke, er meint es ernst. Wie ein General schreitet der Sunhunter einmal die Länge unserer völlig derangierten Truppe ab.

SunhuntersWhere stories live. Discover now