38 - Clara de Flocon

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Ich wache auf, als jemand die Hände um meinen Hals schließt.

Es ist Nachmittag, aber Gibson hat mich zurück in den Schlafsaal geschickt, als sie mich heute morgen gesehen hat. Wenn das Militär einem Ruhe verordnet, dann hat man normalerweise gerade ein bis zwei wichtige Gliedmaßen verloren und nicht nur eine Erkältung und viel zu viel wirre Gedanken, wie ich im Moment. Also habe ich mich auf mein Bett gelegt, die Matratze über mir angestarrt und mich hundeelend gefühlt, weil ich Matt angeschrien habe, obwohl er augenscheinlich nur helfen will.

Irgendwann bin ich dann tatsächlich eingeschlafen, nur um von eben jenem Sunhunter zu träumen. Nicht, wie ihr jetzt vielleicht denkt.
Vor meinem inneren Auge stellt der Supersoldat mit einem Haufen Oktopuse das Friends Intro nach. Dann befinden wir uns plötzlich in einem Stripclub und während der Sunhunter johlend seine Pole Dance Fähigkeiten unter Beweis stellt und Jennifer ihn mit Geldscheinen bewirft, bedroht mich Siren, die einen Hausmeisteroverall trägt, mit einem Holzkreuz.

Wieder ändert sich die Szenerie und ich sitze zwischen dem Sunhunter und meinem Ex Freund auf einer Bank in einem Park. Enten schwimmen über einen moosgrünen Teich vor uns.
Ed trägt Schlips und Anzug, hat eine Aktentasche auf dem Schoß und die Haare zurückgegelt. Der Sunhunter hingegen sitzt mit zurückgelegtem Kopf da, hat die Arme auf die Banklehne gelegt und präsentiert der ganzen Welt ein riesiges Oktopustattoo, das sich quer über seine Brust zieht. Er trägt Eyeliner und Ringe an den Fingern, was ihn irgendwie nur noch einschüchternder macht.

Beide drehen plötzlich die Köpfe und sehen mich an. Eds Blick geht mir durch Mark und Bein, als er sagt:
„Wie konntest du nur?"
Der Sunhunter schnaubt amüsiert und kommentiert: „Also, das ist jetzt schon ein wenig unangenehm."
Er tätschelt Eds Schulter, bevor er mich um die Taille fasst und in die Höhe zieht.
„Komm', wir gehen lieber Enten füttern", schlägt der Sunhunter wohlgemut vor und lässt sich von seinem Oktopus eine Packung Glasnudeln reichen.
Doch als wir am Wasser stehen, stolpere ich und falle direkt in den Teich. Ich gehe unter und bekomme plötzlich keine Luft mehr – bis ich aufwache und Roachs Hände um meinen Hals finde.

Sie schreit mich nicht an, aber ihre Lippen sind zu einem hässlichen Grinsen verzogen. Einen Moment denke ich noch, mein seltsamer Traum gleitet nun in einen Albtraum über, doch dann spüre ich die Matratze in meinem Rücken, Roachs Gewicht auf mir und ihre Nägel in meiner Haut. Einen Moment bin ich wie paralysiert, doch dann packe ich ihre Handgelenke, beginne mich zu winden, versuche alles, um sie abzuschütteln.

„Du hast es so gewollt", faucht sie, spuckt mir Beleidigungen ins Gesicht, gräbt ihre Finger noch tiefer in meine Haut. Ich sehe Sternchen, japse nach Luft, versuche, ihre Hände abzuschütteln.
Todesangst übernimmt all meine Sinne, Instinkte und Training retten mir das Leben, als ich all meine Muskeln anspanne und sie vom Bett werfe. Wir landen in einem Haufen aus Schreien und Fäusten auf dem Boden. Für einen Moment erkämpfe ich mir die Oberhand, doch das macht Roach nur noch wütender. Sie zielt plötzlich auf meine Augen, versucht mir ihre Finger in die Augenhöhlen zu drücken. Ich schreie, werfe uns herum, robbe vor ihr weg, doch sie kommt mir unerbittlich nach.

„Roach, was auch immer du denkst, dass ich getan habe ..."

Sie packt meinen Knöchel und zieht mich zu sich zurück. Roach ist stärker als ich, das war sie schon immer.

„Du weißt genau, was du getan hast", brüllt sie, „Wegen dir schicken sie mich zurück!"

Ich rolle mich zu einem Ball zusammen, tue alles, um mein Gesicht zu schützen. Ich bin kurz davor ohnmächtig zu werden, als mir mein Schuh ins Auge fällt. Mit letzter Kraft stürze ich mich zu Boden, reiße ihn an mich und schaffe es, die Stahlkappe an Roachs Kopf zu knallen. Fest genug, dass sie von mir ablässt. Keuchend stütze ich mich vom Boden hoch, stürze auf die Tür zu.

SunhuntersWhere stories live. Discover now