37 - Matthias Green

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Die Welt geht den Bach runter und alles, woran ich denken kann, ist eine circa eins siebzig große Rekrutin mit schneller Auffassungsgabe und grünen Augen, die anscheinend das Bedürfnis hat einen schmerzhaften Tod an der Front zu sterben.

Während ich Einsätze betreue, meine medizinischen Kenntnisse auffrische und mir die Seele aus dem Leib trainiere, um nicht einzurosten, denke ich immer wieder an den Ausdruck in ihren Augen, als sie mich abblitzen lässt. Sie war so wütend und plötzlich so kalt, weil ich ihre Freunde mit in die Sache reingezogen habe.
Ich bin zwar immer noch fest davon überzeugt, dass jeder andere Rekrut auf diesem Schiff mein Angebot ohne zu zögern annehmen würde, aber dass es nicht besonders sensibel war das gegenüber Clara so anzusprechen, habe ich natürlich begriffen. Trotzdem – ich wünschte, sie hätte es sich anders überlegt.

So grüble ich also vor mich hin und spiele immer wieder ein wenig mit dem Gedanken, sie einfach umzuwerfen, festzuhalten und zum Zuhören zu zwingen. Ich fühle mich nutzlos an Bord, habe keine Aufgabe und als Ventil für meine Wut bleiben mir nur die Boxsäcke in der Trainingshalle. Zu allem Überfluss vermeidet sie mich wieder und dieses Mal laufe ich ihr nicht hinterher.

Meine Laune ist so schlecht, dass Ava mich bei einem unserer Meetings fragt, ob sie meinen Therapeuten anrufen soll. Ich sage: „Wenn du mich endlich hier rausholen und mir ein Himmelfahrtskommando mit hohem Todesrisiko hinter die feindlichen Linien organisieren würdest, dann hätte ich keine Zeit, depressiv zu werden!"

„Green, ich kann nichts für sie tun", knurrt meine Koordinatorin und massiert sich die Nasenwurzel, als würde ich ihr unsägliche Kopfschmerzen bereiten.

„Sieh haben keine einzige ihrer Kursleistungen abgegeben. Wenn sie so weitermachen fallen sie durch alle nicht unmittelbar physischen Fächer mit Pauken und Trompeten durch."

Ich lache auf. Ava lacht auf. Meine unerledigten Arbeiten für die Seminare morgen lachen auf. Wir wissen beide, dass eine Star Soldat Qualifikation für einen Sunhunter ungefähr so nützlich ist wie ein Fahrrad für einen Oktopus. Ganz davon abgesehen, dass ich nur einen Abschnitt des Programms durchlaufe, bevor wir endlich wieder im Core sind. Nehme mir vor, den Boden des Terminals dort zu küssen. Wahrscheinlich würde ich sogar Ava und van Haven küssen, wenn sie mich endlich wieder auf Mission schicken.

„Ist noch was?", fragte Ava, als sie meinen Blick bemerkt.

„Der VHN Zerstörer, der unseren Weg kreuzt ist nach wie vor auf Kurs?"

Sie verdreht die Augen, als hätte ich sie nicht gerade nach einem tonnenschweren Schlachtschiff gefragt, das den Weg dieses Ausbildungsschiffs kreuzt und die Feuerkraft hätte uns aus der Existenz zu pusten, sondern nach der Farbe der Servietten beim Abschlussball.

„Können Sie das nicht an Bord klären?"

Ich lege eine ausdruckslose Miene über mein Gesicht, doch ich kann einen Muskel an meiner Augenbraue zucken fühlen vor Wut. Als Student habe ich natürlich keinen Zugriff auf die Standortdaten auf Sirens Radar. Der Militärfunk ist mir zwar weiterhin offen, aber alles, was über das Schiff läuft, hat die Generalin geblockt.

„Oh, stimmt ja", Ava hebt provokativ grinsend ihr Tablet, „Ich habe dich ja degradiert."

Ich boxe ihre Projektion, was sie gar nicht mitbekommt, weil sie auf ihr Tablet starrt.

„Der Zerstörer ist nach wie vor auf Kurs", sagt sie dann, „Keine Auffälligkeiten, keine Scharmützel."

„Das gefällt mir nicht", murmle ich.

„Es ist kein DataDot an ihnen gefunden worden, Green. Entspannen sie sich. Soweit ich weiß ist der Plan, das Schiff herunterzubremsen, damit der Zerstörer in sicherer Entfernung kreuzen kann."

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