16 - Matthias Green

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Ein Flugkoordinator und der Ausbilder, der mich mit seinen Power Point Präsentationen gefoltert hat, warten mit verschränkten Armen vor den Landeplätzen, während sich die Jets auf diese senken. Klopfe mir innerlich auf die Schulter für die geniale Idee, das Ojisan Program auf die Jets zu ziehen.
Ganz legal ist das zwar nicht, doch diese federweiche Landung der Puppies ist die Kopfnuss, die mich von Seiten der Föderation erwartet, auf jeden Fall wert.

Mein Cockpit schnappt auf und ich schwinge mich mit der lässigen Eleganz, die mir die Götter verliehen haben, aus meinem Sitz.
Miss Atilgan, die junge Mechanikerin, die immer noch ihren ölverschmierten Einteiler trägt und gerade die Leiter an meinem Schiff verankert, tritt einen Schritt zurück, um mich durchzulassen.
Ich schreite die Leiter regelrecht herab und mache mir keinerlei Mühe, mein triumphierendes Grinsen zu verbergen, während um mich herum die Rekruten aus ihren UniJets klettern.
Der kleinste und minimal psychologisch auffällige Rekrut mit dem Callsign „Mouse", küsst den Boden. Die zweite junge Frau des Teams, Angela „Angel" Rosenthal, wenn ich mich recht erinnere, wispert „Abgefahren", bevor ich die Funkfrequenzen deaktiviere. Dann realisieren die Rekruten, dass sie erwartet werden und verwandeln sich innerhalb von Sekunden in Pavianbabys, die beim Bananenklauen erwischt wurden.

„Moin", begrüße ich das Empfangskomitee, nehme meinen Helm ab und wuschle mir durch die Haare. Die Sonnenbrille habe ich mir an die Uniformtasche gesteckt.

„Sunhunter", spricht mich der Ausbilder an und schüttelt traurig den Kopf, „Was machen Sie nur?"

Der Flugkoordinator starrt mich nur stumm an, als hätte ich gerade seine Oma beleidigt.

„Ich gestalte ihnen liebend gerne eine PowerPoint Präsentation, die jede Zuwiderhandlung gegen das Ausbildungsregelwerk, die ich gerade begangen habe, in alphabetischer Reihenfolge auflistet", grinse ich zwanglos und hebe dann einen Zeigefinger, um mich zu korrigieren, „Nein. Es wäre mir sogar eine Freude."

Jefferson beißt die Zähne zusammen und schüttelt nur stumm den Kopf.

„Ich denke, das haben wir auch alleine ganz gut hinbekommen, Symphony", sagt eine nur allzu bekannte Frauenstimme.
Ich kann mein Glück kaum fassen, als Siren, mit strengem Dutt, in perfekt sitzender Uniform und mit weißem Klemmbrett in der Hand, den erlauchten Kreis meiner Vorgesetzten auf Zeit betritt.
Ihr Blick ist mörderisch.

„Nikols", spricht sie den Booth harsch an, der sowas wie der Klassensprecher der Puppies zu sein scheint, „sammeln Sie Ihr Team ein und begeben Sie sich in den Gemeinschaftsraum. Zu Ihnen komme ich später."

B.J. „Booth" Nikols hat sich gestrafft, sobald ihre Aufmerksamkeit zu ihm geschwenkt ist und nickt jetzt ruckartig, bevor er seine Schäfchen um sich sammelt.
Sie alle werfen mir beunruhigte Blicke zu, wirklich ein bisschen wie Hundewelpen, die gerade ausgeschimpft wurden. Der Ausbilder und der Flugkoordinator begleiten die Puppies.
Clara sieht noch einmal mit etwas wie Angst in den Augen über die Schulter zu mir zurück. Sie wirkt nicht, als wäre sie oft in ernsthaften Schwierigkeiten. Daran wird sie sich gewöhnen müssen.
Ich schenke ihr ein beruhigendes Lächeln, das wahrscheinlich mehr zu einem selbstgefälligen Grinsen verkommt, als ich mich wieder der Generalin zuwende. Ihre Augen sind immer noch genauso anziehend wie eine Flasche Blue Gin im flackernden Stroboskop Licht eines Clubs. Ihr Blick funkelt regelrecht vor Empörung.

„Sie haben die Rekruten fliegen gelassen?", fragt Siren so langsam, als wäre ich schwer von Begriff, „Bitte, Green, sagen Sie mir, dass das ein Witz ist. Ich flehe Sie an. Die Rekruten haben absolut keine deepspace Erfahrung. Sie hätten alle sterben können!"

Sie setzt sich in Bewegung und winkt mir mit einer behandschuhten Hand, ihr zu folgen. Ich halte mühelos Schritt.

„Aber aber, Alexandra", ich halte am Ausgang inne, um mir den Fluganzug vom Körper zu streifen und meine absolut nicht diensttaugliche Kleidung darunter zu offenbaren, während sie mit vor der Brust verschränkten Armen und auf den Boden trommelndem Stiefel auf mich wartet.
Ich hake die Daumen in die Gürtelschlaufen meiner verwaschenen Jeans und ignoriere völlig, wie schief das Sunhunter Abzeichen auf seiner Brust hängt.

SunhuntersWhere stories live. Discover now