50 - Matthias Green

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Hier, bitteschön, ich muss eh öfter Updaten, wenn ich bis zu den Wattys das ganze Ding auf Wattpad haben will ☀️

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Als wir uns am nächsten Abend zum Training treffen, liegt irgendetwas in der Luft. Meine Entscheidung von gestern Abend hat mich die halbe Nacht wachgehalten. Ich habe ungefähr einhundert Wege überdacht, sie dazu zu bringen, Angst vor mir zu haben und neunundneunzig davon wieder verworfen.
Ich muss sie abschrecken, genug, dass sie sich emotional von mir fernhält, wie all die anderen. Alleine bei dem Gedanken würde ich am liebsten gegen die Wand schlagen. Wenn sie mich noch einmal fragt, ob ich sie küssen will, dann weiß ich nicht, ob ich Mann genug bin um nein zu sagen.

Ich muss etwas unternehmen, bevor die Sache eskaliert, aber MacClara ist nicht so ängstlich, wie man meinen könnte. Sie hat mich noch nicht auf einem Schlachtfeld gesehen, aber woher ein Schlachtfeld nehmen, wenn man auf einem Raumschiff mitten durchs Nichts gurkt?

Sie hat mich kämpfen gesehen und war nicht sichtbar beeindruckt. Nein, grobe Gewalt bringt rein gar nichts, um sie von mir wegzustoßen. Ganz davon abgesehen, dass es nicht in Frage kommt, irgendjemanden umzubringen, nur weil ich mich nicht genug zusammenreißen kann, um sie in Ruhe zu lassen. Ich muss das andere Extrem auffahren und hoffen, dass sie zurückzuckt.

Mein Herz hämmert in meiner Brust, während ich auf den Trainingsraum zusteuere. Zwei volle Stunden lang foltere ich mich damit, ihr nahe zu sein. Stummer und ernsthafter als sonst trainieren wir, bis sie vollkommen verschwitzt ist.

„Stasya hat Roach heute Morgen entlassen", sagt MacClara gerade und duckt sich unter meiner Faust hindurch, „Sie hat sich bei mir bedankt, stell' dir vor. Ich glaube, wir sind jetzt sowas wie Freundinnen?"

„Jetzt kannst du sie zusammenfalten, wenn sie dir dumm kommt."

„Gewalt ist keine Lösung", sie boxt mich, „Kommunikation bringt einen viel weiter."

Mein Herz setzt einen Schlag aus, als sie einen Ausfallschritt macht, versucht mir das Bein unter dem Körper wegzuziehen und dabei voll ihre Schulter in meine Brust rammt. Die Luft weicht aus meinen Lungen und ich stolpere einen Schritt zurück.

„Nicht schlecht", japse ich, „Gutes Gespräch."

Mein Bedürfnis die Situation zu kommentieren wird mir zum Verhängnis. Für einen Moment ist meine Aufmerksamkeit zwischen der scharfen Linie ihres Kiefers, der Tatsache, dass sie mich gerade fertig macht und den Worten, die aus meinem Mund sprudeln, geteilt. Diese winzige Zeitspanne reicht aus, um MacClara den Vorteil zu verschaffen, den sie noch braucht. Bevor ich weiß, wie mir geschieht, stolpere ich über ihren zweiten Fuß, rudere mit den Armen und gehe zu Boden wie ein gefällter Baum.

„Ha!", macht sie triumphierend, schwingt sich auf meine Brust, was mir erneut im wahrsten Sinne des Wortes den Atem raubt, greift nach meinen Handgelenken und donnert sie geradezu über meinem Kopf auf den Boden. Ihr Gesicht schwebt über meinem, so nahe, dass ich einzelne Schweißtropfen auf ihrer Oberlippe sehen kann. Nicht ganz so auffällig schmachten, bitte, Green, ist ja peinlich.

„Aua", mache ich trocken.

„Ich hab' dich fertig gemacht", grinst sie mir ins Gesicht, „Ich hab deine blöde Wette gewonnen und dich aufs Kreuz gelegt. Was sagst du jetzt, huh? Wer hat dich fertig gemacht?"

Ihre Augen funkeln schelmisch, was mich unter anderen Umständen zum Lachen gebracht hätte. So kann ich aber kaum atmen, geschweige denn lachen. Ihr dunkler Blick huscht über mein Gesicht und die Welt verblasst, als sie noch näherkommt.

„Was bekomme ich jetzt?", fragt sie, „Was habe ich gewonnen? Den Oktopus vielleicht?"

„Woah", mache ich, ziehe entschlossen meine Hände aus ihrem Griff, greife nach ihr und hebe sie von mir herunter. Ich könnte schwören, dass Elektrizität über ihrer Haut knistert, nur darauf wartend, mir einen weiteren Schlag zu versetzen, einen weiteren Lichtbogen zwischen uns zu spannen.
Green, reiß dich zusammen.

„Ich bin stolz auf dich, MacClara", sage ich, während ich aufstehe und mir die Hose abklopfe, „Aber das geht zu weit."

Mein Herz rast in meiner Brust. Die Situation gerade war gleichzeitig Fluch und Segen, denn ich bin mir sicher, dass sie es gespürt hat. Auf der anderen Seite habe ich auch ihren Puls direkt unter den Fingern gehabt. Ich muss etwas tun, oder ich werde wahnsinnig. Langsam atme ich aus.

„MacClara", spreche ich sie an, als sie gerade gehen will. Sie dreht sich um, immer noch mit roten Wangen. Wir haben immer noch mit keinem Wort über die Party geredet.

„Ich frage dich jetzt etwas, das schon viel zu lange im Raum steht, okay? Ich brauche deine Antwort, sonst kann ich nicht weiter mit dir trainieren."

Sie schluckt. Ich warte, bis sie nickt, aber etwas in ihrem Blick kippt, als wisse sie genau, was ich sie fragen will.

„Willst du, dass ich dich anfasse?", frage ich ruhig, aber unter unfassbarer Spannung. Sie hält einen Moment den Atem an, zwei Meter entfernt von mir und doch so nahe, dass die Atome in meinem Körper zu singen scheinen. MacClara blinzelt, aber ich nehme ihr die Irritation nicht ganz ab.

„Das tust du schon die ganze Zeit", sagt sie, stellt sich dumm, als würde das irgendetwas gegen die unerhörte Frage helfen, die ich ihr geradegestellt habe.

„Nein", ich stehe regungslos vor ihr, hoffnungslos verhakt in ihren Blick, „Ich frage dich nicht, ob du meine Berührungen als Nebenerscheinung unseres Trainings erträgst. Ich frage dich, ob du willst, dass ich dich berühre."

Ihr Kiefer krampft und sie ballt die Hände zu Fäusten, antwortet aber nicht.

„Wenn dem so ist", fahre ich mit rauer Stimme fort, „dann würde ich es gerne aus deinem Mund hören."

„Was redest du da?", fragt sie, aber ihr Körper betrügt sie. Ihr Kinn hebt sich höher, Gänsehaut kriecht über ihre Arme und diese Augen funkeln auf, wie Sterne. Ich habe meine Antwort, lasse die Ernsthaftigkeit von meinem Gesicht schmelzen. Mein Grinsen ist oberflächlich schadenfroh, während ich innerlich fluche.

„Ich hasse dich", murmelt das Schneeflöckchen, während sie den Oktopus schultert und nach draußen verschwindet.

„Das war kein Scherz", rufe ich ihr nach, „Du hast meine Nummer. Ruf' mich an, wenn du dein Leben ruinieren willst."

Sie schlägt die Tür hinter sich zu. Ich stehe alleine im Raum, lasse meine Schultern sinken, atme aus. Da geht die Tür wieder auf und sie kommt zurück, lässt die Sporttasche fallen.

„Ich weiß nicht, was du hier spielst, Matthias, aber es gefällt mir nicht", sagt sie scharf.

Ich komme zu ihr hinüber, langsam, kontrolliert, leise lächelnd. Sie zieht scharf die Luft ein, als ich die Hand an ihr Gesicht hebe, weicht aber nicht zurück. Jetzt oder nie, denke ich gequält, Zeit, diese Freundschaft zu ruinieren.

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SunhuntersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt