Sunhunters

54 - Matthias Green

Hey! Ich schwöre, ich lese all eure Kommentare und antworte sobald wie möglich <3 Bin gerade im Urlaub haha! Have a good day everyone :)

~

Als ich aufwache, bin ich ein paar Momente lang so entspannt wie noch nie. Dann erinnere ich mich an mehrere Dinge gleichzeitig: a) Eine alte Bekannte ist auf der Jagd nach mir und würde mich gerne in einem Sarg zurück in den Core schicken. b) Ein VHN Kreuzer hält in diesem Moment direkt auf uns zu. c) Gestern haben die verdammten Mechaniker einen Jet in die Luft gejagt und MacClara hat gesehen, wie ich eine ausgewachsene Panikattacke bekommen habe.

Ich drücke mein Gesicht noch etwas tiefer in das Kissen und balle die Fäuste. Dummerweise riecht das Kissen nach Clara. Ich kann ihr einfach nicht entkommen. Ich bin alleine auf der Couch, aber es hat definitiv jemand neben mir geschlafen. Mein Gehirn gibt nur langsam Preis, dass wir aneinandergekuschelt eingeschlafen sind. Stöhnend richte ich mich auf und versuche allein durch Willenskraft alles rückgängig zu machen. Green, bist du bescheuert? Wolltest du nicht verantwortungsbewusst sein und dich von ihr fernhalten? Ich muss mit Clara reden und das sobald wie möglich. Das Küchengespräch nach der Party, mein gescheiterter Einschüchterungsversuch und jetzt das hier – ich muss einfach ganz klar mit ihr reden und ihr sagen, dass wir uns nicht mehr sehen sollten.

Wo bin ich eigentlich? Ich hebe den Kopf und denke einen verwirrten Moment lang, ich sei nicht mehr auf dem Kreuzer, sondern irgendwo in einem Zelt im Urwald. Ein bunter Baldachin spannt sich über die Decke und überall stehen Pflanzen mit großen gefächerten Blättern herum. So viel grün auf einmal habe ich das letzte Mal im Armstrong Park in New Manila gesehen.
Das Licht ist sanft und violett, weil die einzige Lampe, die aus dem Meer aus bunt gefärbten Stoffen an der Decke auftaucht, mit buntem Papier abgeklebt wurde. Das leise Surren eines alten Computers ist das einzige Geräusch in der Stille.

Das hat sie also damals mit so viel Ellenbogeneinsatz vor mir versteckt – ihren Rückzugsort. Gestern, als ich absolut am Boden war, hat sie mich hierhergebracht und nicht in die Suite. Der Vertrauensbeweis ist in Form von Pflanzen und bunten Tüchern überall um mich herum sichtbar. Langsam und immer noch verpennt stütze ich mich in die Höhe und stoße mir prompt den Kopf an der Decke an, die sich nur knapp über dem tiefhängenden Baldachin verbirgt.

„Vorsicht."

Ich fahre herum und sehe, wie sich Clara durch den Eingang ihres Zelts schiebt. Sie sieht viel besser aus als gestern, nicht mehr blass und ausgezehrt von ihren 48 Stunden in voller Weltraummontur. Ihre Haare sind offen und fallen ihr nass über die Schultern. Sie kann natürlich problemlos aufrecht stehen, ohne Gefahr zu laufen, sich eine Gehirnerschütterung zu holen.

„Hi", grüße ich sie etwas ungelenk, was auch dadurch nicht besser wird, dass ich wie Quasimodo stehen muss, um mich nicht selbst auszuknocken.

„Wie geht es dir?", fragt sie und fängt an, sich die Haare abzutrocknen, während ich mich notgedrungen wieder auf die Minicouch setze. Ich komme mir vor wie ein Riese in diesem Raum.

„Gut, danke. Und dir?", frage ich automatisch und spiele dann mit dem Gedanken, den Kopf in einen ihrer Pflanzentöpfe zu stecken und nicht mehr aufzutauchen. Sie wirft ihre Haare nach vorne über ihren Kopf, schlingt das Handtuch darum und windet die Konstruktion routinemäßig zu einem Turban.

„Äh, ja, also", ich räuspere mich, „Wegen gestern? Das tut mir leid. Ich bin kein seelisches Wrack, ehrlich nicht."

Sie schaltet den alten Wasserkocher ein, der auf einer der Obstkisten steht, bevor sie sich wieder zu mir umdreht.

„Ist okay, Matthias. Lass es gut sein."

„Nein, ich ...", ich komme wieder auf die Füße, um zu zeigen, wie ernst es mir ist und stoße wieder mit voller Wucht an die Decke, weil mein Kurzzeitgedächtnis sich anscheinend noch in der Tiefschlafphase befindet. Clara muss lachen, während ich mir den Hinterkopf reibe, aber es liegt keine Häme darin.