43 - Matthias Green

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„Wieso hast du mir nicht gesagt, dass die ganze Welt uns für ein Paar hält?"

Ich hebe den Kopf von den Händen und sehe entgeistert zu Mac
Clara auf, die gerade die Tür hinter sich geschlossen hat und nun ihre Sporttasche zu Boden fallen lässt. Langsam komme ich auf die Beine, was zugegebenermaßen schwer ist, weil der Oktopus es heute für eine gute Idee hält, sich um meine Wade zu wickeln anstatt wie ein normales Babyalien auf meiner Schulter Platz zu nehmen.

„Paar ist jetzt ein bisschen übertrieben", sage ich und bereue es im selben Moment.

„Erlaube mir, mich zu korrigieren", knurrt sie und reißt den Reißverschluss ihrer Tasche auf, „Du hättest ja mal erwähnen können, dass die ganze Welt denkt, wir hatten was."

MacClara zieht die fingerlosen Handschuhe hervor, mit denen sie ihre Knöchel schützt und lässt sie gegen ihren Oberschenkel schnalzen, bevor sie die Tasche wegkickt.

„Hey", ich hebe die Tasche auf, stelle sie zur Seite und warte, bis sie mich ansieht, „Ich dachte, dass du längst Bescheid weißt. Angel hat mich so direkt darauf angesprochen, dass ich mir in der Hinsicht sehr sicher war. Ich habe angenommen, dass es dir unangenehm wäre, mit mir darüber zu sprechen."

Sie schnaubt und streift ihre Handschuhe über die schlanken Hände. Die abgeschürften Knöchel hat sie vom Training heute, nicht von mir. Es wird höllisch weh tun, wenn wir heute trainieren, aber da muss sie durch.

„Es hat mich niemand gefragt, ob ich mit dir geschlafen habe", sagt sie und stützt die Hände in die Hüften, „Aber weißt du auch wieso? Nicht, weil sie mich respektieren, sondern weil du ihnen eine höllische Angst einjagst."

„Und ... das findest du schlecht, obwohl sie dich in Ruhe lassen?", frage ich, während ich mir Stoff um die Knöchel wickle. Sie starrt mich an, als hätte ich gerade ihre Oma beleidigt.

„Ist eine Berufskrankheit", schiebe ich nach, „Angsteinflößend, größenwahnsinnig ... was soll ich denn machen?"

„Hörst du dir überhaupt zu?"

Ich hallte inne und sehe zu ihr auf. Nein, tatsächlich, ich habe nicht sofort verstanden, was sie gemeint hat.

„Du musst nicht auf mich aufpassen, Matthias. Der ganze Sinn der Sache ist es, dass ich auf mich selbst aufpasse."

„Das heißt", ich dehne meinen rechten Arm, während wir sprechen, „Das heißt also, ich soll weghören, wenn man Schwachsinn über die verbreitet?"

„Ja. Das ist nicht dein Kampf, sondern meiner."

„Hey, ich war auch ein ziemlich großer Teil des Gerüchts."

Ich zwinkere zweideutig und sie wird trotz ihres Augenrollens rot. Bin kurz beeindruckt von meinem eigenen Move und der Tatsache, dass dieser tatsächlich Wirkung gezeigt hat, bevor ich beginne meinen anderen Arm zu dehnen.

„Sunhunter bringen nur Probleme. Ich dachte mir, dass du sicher schon genug davon hast."

„Lass' uns einfach anfangen", sagt sie irgendwann und beginnt, sich aufzuwärmen. Während das Schneeflöckchen also Liegestützen macht, versuche ich ein paar Minuten, den Oktopus von meiner Wade zu pflücken, der absolut nicht einsieht, loszulassen. Irgendwann gebe ich auf und mache einfach mit Grabsy am Bein Hampelmänner, was dieser mit freudigem Leuchten quittiert. Ich wette, wenn er wirklich die Stimme eines Kleinkinds hätte, würde er jauchzen und laut „Nochmal, nochmal!" fordern.

Als wir letztendlich anfangen, ist das Schneeflöckchen schon leicht ins Schwitzen gekommen. Sie ist heute nicht so konzentriert wie sonst, vielleicht wegen des Gerüchts, vielleicht aus ganz anderen Gründen. Allerdings bin ich auch nicht voll bei der Sache – das bin ich nie, wenn ich gegen sie kämpfe.

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