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Gleichzeitig auf der anderen Seite der Galaxie

Die Arbeiter an den Docks der Odyssee sind wie jeden der eintönigen Tage an Bord damit beschäftigt, die Jets und Fregatten der Flotte in Schuss zu halten. Funken sprühen, man ruft sich schlechte Witze zu, wenn kein VHN Offizier in der Nähe ist und erledigt, was ihnen aufgetragen worden ist. Routinen und Arbeit wie gewöhnlich, während nicht weit entfernt der integalaktische Krieg tobt. Viel bekommt man im Bauch des Zerstörers nicht davon mit.

Als sich an diesem Tag jedoch eine schlanke Karavelle in den Hangar senkt, deren Hülle nicht das Logo der Föderation, aber dafür eine Menge Kratzer und Rußspuren trägt, merken sie alle auf. Als eine Frau aus dem teuren Schiff steigt, die sich weder die Mühe macht, sich auszuweisen, noch ihre schwarze Kapuze zu lüften, beginnt man zu tuscheln. Das Schiff sieht aus, als käme es geradewegs vom Schlachtfeld. Eines der Triebwerke raucht verdächtig.

Die Fremde schneidet durch den Hangar, als wisse sie genau, wohin sie wolle. Die Soldaten an den Ausgängen nehmen sie ins Visier, senken die Waffen aber sofort wieder, als sie ihren Ausweis zückt. Die Männer eskortieren sie mit finsteren Mienen hinaus.

Nur ein paar Aufzugfahrten entfernt hat Minister Dellaware schlecht geschlafen und ist in noch düsterer Stimmung als gewöhnlich. Als man ihm von ihrer Ankunft berichtet, wird sein Tag gleich noch ein Stück schrecklicher.
Verstimmt starrt er zum Brückenfenster hinaus und sieht zu, wie sich der Koloss des Bugs unter ihm erstreckt, durchzogen von tausenden Lichtern und ebenso vielen Geschützen. Als sich die Türen öffnen, hat er sich bereits zu ihr umgewandt.
Seine beiden Assistenten heben etwas überrumpelt den Kopf. Eine Welle aus Unruhe geht durch den Raum, als die Söldnerin strammen Schrittes an den Technikern und Offizieren vorbei auf ihn zu kommt, als habe man sie direkt aus den Albträumen der Föderation gegriffen.

„Ravenna", der Minister lächelt schmal, „Was kann ich für dich tun?"

Die höchstens dreißig Jahre alte Frau kaut Kaugummi, den sie in einer grünen Blase zerplatzen lässt und geräuschvoll wieder in den Mund saugt. Ihre vollen Lippen sind das Einzige, was man von ihrem Gesicht sehen kann. Sie zieht nicht wenige Blicke auf sich.

„Nicht hier", sagt die Verbrecherin. Ihre Stimme ist tief und heiser, als würde sie rauchen. Der Minister zögert nur kurz, was entweder für überdurchschnittlichen Mut oder überdrchschnittliche Dummheit spricht. Er bedeutet ihr, ihm zu folgen.

Als die Tür zu seinem Arbeitszimmer ins Schloss gefallen ist, lässt Ravenna ihre Kapuze fallen, kratzt sich ausgiebig in den aschblonden Locken und lässt noch eine Kaugummiblase platzen, während der Minister in seiner feinen Robe einen Moment den Holobildschirm betrachtet, der über seinem Schreibtisch in der Luft schwebt.

„Dein Schiff ist gut getarnt. Wenn du keine ID hättest, hätten wir dich aus dem Himmel geholt", er zoomt auf irgendetwas in seiner Projektion hin und wirft ihr einen Blick aus dem Augenwinkel zu, „Was führt dich her?"

Stahlkappen kratzen über den Boden, als sie näherkommt. Ihre Augen liegen tief in den Höhlen, was ihr das Aussehen eines Freaks verleiht, noch bevor sie überhaupt den Mund aufmacht um diesen oberflächlichen Verdacht zu bestätigen.

„Ich habe etwas, das Ihr unbedingt wollt", sagt sie dann und lässt wie zur Betonung eine Kaugummiblase platzen.

„Bitte?", fragt er, immer noch mit seiner Holoprjektion beschäftigt, „Ich dachte, darüber hätten wir schon geredet. Ich zahle nur für Dinge, die ich in Auftrag gebe. Wo kämen wir denn hin, wenn ich Euch für jeden Flüchtigen, den du mir anschleppst tausend Creds zahle?"

Eine weitere Kaugummiblase platzt geräuschvoll.

„Ich denke, heute werdet Ihr eine Ausnahme machen", sagt sie und kommt herüber zu ihm. Ihr Gang ist seltsam, leicht wiegend, als würde sie sich wirklich über die Planken eines Segelschiffs bewegen. Man hätte ihr nur noch eine Augenklappe verpassen müssen und sie wäre als eine Piratin auf der Erde durchgegangen.

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