33 - Clara de Flocon

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[noch eines, weil ich heute gut drauf bin <3 Bin wahrscheinlich der unberechenbarste Update Albtraum in eurer Bibliothek. Egal. Das Kapitel ist übrigens eine kleine thirst trap, aber an diesem Punkt steht ihr Schlingel eh schon alle auf den Sunhunter, also was soll's. Bitte nicht in die Kommentare sabbern (oder schon, dann könnt ihr zusammen leiden) <3 Okay, bye!]

~ ☀️ ~

Wie sich schnell herausstellt, ist unser Respekt vor dem Sunhunter mehr als gerechtfertigt.
Nachdem die ersten Rekruten ihre Kämpfe gegeneinander ausgetragen haben und der erste von uns mit der weißblonden Diva in den Ring steigt, schießt die Anspannung schlagartig in die Höhe. Matt hat anfangs noch die Geduld, seine Gegner zappeln zu lassen, sodass es nach einem fairen Kampf aussieht. Während die Schlange vor mir sich unaufhaltsam auf den ersten Ring zubewegt, werden wir alle Zeugen, wie er zunehmend gelangweilt wird. Rekruten klatschen so schnell auf die Sportmatte, dass die Schlange vor dem zweiten Ring bald nicht mehr existiert. Wir müssen also direkt von einem Match in das nächste.
Großartig.

Die Rekrutin, gegen die ich antrete, grinst wölfisch, als ich durch die Seile klettere, um mich ihr zu stellen. Sie ist größer als ich, zwei bis drei Jahre älter, sieht ein bisschen aus wie eine einschüchternde Jennifer Lawrence und wirkt beinahe so siegessicher wie der Sunhunter.
Wem wollen wir hier etwas erzählen? Ich bin nicht unbedingt der Champion im Nahkampf.

„Paris", der Leiter der Nahkampfübung wedelt nachlässig mit der Hand, „Auf geht's."

Ich spüre die Aufmerksamkeit des Sunhunters auf mir und stelle in einem schnellen Seitenblick fest, dass er sich und seinen momentanen Gegner so herumgedreht hat, dass er ihn gleichzeitig k.o. schlagen und mich stalken kann.
Romantisch.

Ich weiche dem ersten Schlag knapp aus, werfe mich zu Boden und ziehe ihr die Füße unter dem Körper weg. Meine Gegnerin hat es auffällig auf meine bereits ramponierte Nase abgesehen. Irgendwann hänge ich dann in den Seilen und sie kommt auf mich zu, um mir den Rest zu geben, als der Trainer endlich in seine schreckliche Trillerpfeife bläst. Enttäuscht lässt Jennifer von mir ab und schwingt sich elegant aus dem Ring, wo sie von ihrem jubelnden Team empfangen wird. Ich humple ihr hinterher, während sie sich auf den Kreis des Sunhunters zu begibt.

Dieser sieht inzwischen sogar etwas angestrengt aus, braucht aber trotzdem nur Sekunden, um Jennifer auszuschalten. Er hilft ihr auf die Beine, nimmt ein Kompliment galant entgegen und fixiert sich dann auf mich, wie ich versuche, nicht herum zu zappeln vor Angst.
Er lockert seine Schultern, wischt sich über die Stirn und federt auf und ab wie ein Teenager mit ADHD. Nach circa fünfundvierzig Duellen hat er inzwischen zumindest den Anstand, zu schwitzen und außer Atem zu sein wie ein normaler Mensch. Dummerweise verleiht ihm das eine Aura, als wäre er gerade aus dem Bett seiner Freundin gestiegen.
Er ist voll und ganz in seinem Element, leuchtet geradezu vor Körperlichkeit und steht nun kurz davor, mich niederzuschlagen.
Ein Traum, grummle ich innerlich.

Ohne eine Prise Lebenswillen in mir, ducke ich mich unter den Seilen durch und sehe mich dem Core Intelligence Agenten gegenüber, der herübergekommen ist, um sich meine letzten Worte anzuhören.

„Na, du?", fragt der Sunhunter, geht in Verteidigungshaltung und lässt spielerisch die Fäuste kreisen, „Gekommen, um mich in meine Schranken zu weisen?"

„Schlag' mich einfach k.o. und lass gut sein."

„Das ist aber keine gute Einstellung, MacClara", tadelt er, „Daran müssen wir arbeiten."
Ich schneide eine gequälte Grimasse, bevor ein Pfiff durch die Halle gellt und er sich zurückfallen lässt, um mir eine Chance zum Angriff zu geben.

Ich beiße die Zähne zusammen und stürze mich auf ihn, weil es immer besser ist, als sofort auf die Defensive gedrängt zu werden.
Was soll ich sagen – es ist ein Fiasko.

Der Sunhunter fängt mich elegant auf, wie man eine Tanzpartnerin und keine Nahkampfgegnerin auffängt, und dreht mir den Arm auf den Rücken. Als ich mich aus seinem Griff befreien will, einen Arm um seinen Hals lege und zudrücke, lässt er mich erstaunlicherweise laufen, aber nur zwei Schritte. Wir tanzen ein wenig länger umeinander herum als die anderen Kampfpaare, was wahrscheinlich daran liegt, dass er einen unwahrscheinlichen Spaß daran hat, mich durch die Gegend zu werfen und mit seiner Brust zu rammen.

„Mach endlich", beschwere ich mich, als wir uns keuchend voneinander trennen und er mich mit vor Schalk blitzenden Augen mustert. Wir sind nah genug, dass die anderen uns nicht hören. Wahrscheinlich denken sie, dass ich ihn auf mein Zimmer einlade oder etwas in der Art.
„Aber wir haben doch solchen Spaß", schmollt der Sunhunter.
„Bitte leg' mich endlich aufs Kreuz und lass gut sein."
„That's what she said."
„Echt jetzt ..."
Dann hat er mich, wirft mich auf die Matte und pinnt mich mit einem Knie in den Kniekehlen und einem am Steißbein fest.

Mit dem Gesicht in der stinkenden Matte und dem nicht gerade leichten Sunhunter über mir frage ich mich, wann ich in meinem Leben falsch abgebogen bin, um hier zu landen. Ich liege gefühlte Stunden da, während der Timer abläuft, aber zum Glück hat der Teilzeithausmeister den Anstand, sein Gewicht von mir zu nehmen. Viele vor allem weibliche Rekruten lungern noch in der Halle herum, um eine Entschuldigung zu haben, den Sunhunter aus sicherer Entfernung anzuhimmeln. Er strahlt Hitze aus wie ein Heizkörper, wie eine menschliche Sommersonne.

„Weißt du", sagt der Sunhunter und drückt meine Handgelenke fest, aber nicht fest genug, um schmerzhaft zu sein, über meinen Kopf „Du bist gar nicht so hoffnungslos, wie die anderen Kartoffelsäcke."

„Halt' einfach die Klappe."

„Wusstest du, dass wirklich erstaunlich viele Menschen darauf stehen, wenn man sie so festhält, während man ..."

„... sie wegen sexueller Belästigung bei Siren meldet?"

Kurze Stille.

„Ich wollte von Tandem Bungee Jumping erzählen, aber wenn du meinst."

Die Trillerpfeife ertönt und der Sunhunter zieht mich auf die Beine.

„Immer eine Freude, MacClara", verabschiedet er sich, was ich mit einem unartikulierten „Hm", quittiere, bevor ich in Richtung Umkleiden verschwinde.

Ich höre, wie er hinter mir aus dem Ring springt und dabei sehr männlich kichert. Jennifer fängt ihn ab und macht Smalltalk, aber ihre Augen sagen ‚Lass es uns direkt auf der ekligen Sportmatte treiben' und ich muss fast kotzen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich das jemand trauen würde, wir befinden und schließlich nicht auf einem Schiff voller Blinder.
Natürlich ist er attraktiv, denke ich aggressiv, während ich mich in einer der Umkleiden aus meinen Sachen schäle.
Um mich herum kennen alle – sogar Roach, die mich gerne fertig macht, um ihrem Freund Peinlichkeiten zu ersparen – nur noch ein Thema: es ist circa eins neunzig groß, weißblond, hat Sunhunter Status, einen verdammt harten rechten Haken und waaaahnsinnig eisblaue Augen.

Als ich feststelle, dass ich meine Trinkflasche in der Turnhalle vergessen habe, ist es erlösend, noch einmal hinunter zu gehen. Ich bete, dass ich nicht in irgendjemanden hineinrenne und zur Abwechslung habe ich Glück. Bis auf den Übungsleiter, der eine der Matten aufräumt und mir einen verächtlichen Blick zuwirft. Im Gehen lege ich geistesabwesend meine Hand um mein eigenes Handgelenk und frage mich, wie zur Hölle er mit einer Hand so leicht meine Handgelenke fixieren konnte.
Dann realisiere ich, was ich tue und boxe die Wand.

Als ich zurückkomme, verlässt Jennifer gerade als letzte die Umkleide. Ich dusche, ziehe mich an und föhne mir dann schnell vor dem Spiegel der Umkleide die Haare mit dem uralten Ding, das immer nach brennenden Socken riecht. Als jemand klopft, denke ich einen Moment lang, dass ich die Zeit übersehen habe und die Rekruten der nächsten Einheit den Raum brauchen.

„Bin gleich soweit. Komm' rein", rufe ich, lege den Föhn zur Seite, werfe einen Blick über die Schulter und unterdrücke einen Fluch.
Denn anstatt einer anderen Rekrutin steht der Heizkörper selbst in der Tür.

~ ☀️ ~

SunhuntersOnde as histórias ganham vida. Descobre agora