Kapitel 2 - Ein teuflischer Engel.

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Meine Augen betrachteten den ekligen, wunderschönen Typen vom Weiten während ich immer wieder vor Wut in mein Salat stich und den verwirrten Blick an Emily’s Gesicht ignorierte. Wie konnte er diesen leckeren Muffin einfach wegschmeissen? Wenn er keinen Hunger hatte, hätte er sich auch einfach Wasser nehmen können und sich auf seinen wunderschönen Arsch setzen können, aber nein! Er musste ja den letzten, besten Muffin nehmen und es dann—

“Würdest du aufhören dein Salat zu erstechen, der ist bereits tot.“ murmelte Emily genervt und ich guckte in ihre dunklen Augen. Mein Hals krächzend ließ ich die Gabel ins Teller fallen und lehnte mich falsch lächelnd nach hinten in den unbequemen, blauen Plastiksessel. Als plötzlich die braunen Augen von diesem Typen auf meine trafen, füllten sich meine Wangen mit Blut aber nicht vor Verlegenheit sondern vor Wut. Wie ihr sehen konntet war ich sehr nachtragend und es regte mich noch mehr auf, weil ich Hunger hatte und mich riesig auf diesen Muffin gefreut hatte. Beleidigt wendete ich meinen Blick von ihm ab und sah auf Emily die grade ihre volle Lippen mit eine Art Lippenbutter eincremte, ein kleiner Spiegel in ihrer anderen Hand damit sie sich sehen kann.“Der Neue ist so heiß. Ich glaube ich werde ihn zu dieser Party bei Beverly’s einladen und ihn mir dann dort schnappen. Ein kleiner One-night-stand. Kurz und schmerzlos.“ gab sie von sich als wäre es keine große Sache, obwohl ich mir nicht so sicher war ob das ihr Freund Ryan auch denken würde. 

Emily betrog Ryan ununterbrochen, es war als hätte sie gar keine Gefühle für ihn und wäre nur mit ihm zusammen, weil er einer der beliebtesten Typen hier auf der Schule ist. Letztens war sie über’s Wochenende in Virginia bei ihren Großeltern und hatte eine kurze Affäre mit einem 29 jährigen Typen. Sie war erst 16. Ryan war eigentlich ein lieber Typ, er und ich verstanden uns gut. Wir hatten Chemie gemeinsam. Aber obwohl Emily Ryan so oft betrug, war sie selber sehr eifersüchtig schon bei den kleinsten Dingen und sie war sogar eifersüchtig auf das gute Verhältnis zwischen mir und ihm, dabei war ich bei Weitem nicht so hübsch oder weiblich wie sie. Und außerdem war Ryan unglaublich verliebt in Emily, so sehr das er über ihre Affären tatsächlich tief im Inneren bescheid wusste, aber Angst hatte es anzusprechen, weil er sie nicht verlieren will. Beweise hat er dafür nicht wirklich, aber irgendwas sagt mir, er weiß es selber tief im Inneren. Es macht mich traurig zu wissen, dass so ein süßer und netter Typ wie Ryan so eine Beastie abbekommt im Leben. 

Aber ich schätze man kann sich nicht aussuchen in wen man sich verliebt. 

“Ich werde ihn jetzt einladen.“ sie klappte ihren kleinen Spiegel zu und steckte ihn gemeinsam mit dem Lippenbutter in ihre Tasche, bevor sie schon aufstand, mehrere Augen wie meistens auf sie gerichtet. Ihr Arsch wackelte hin und her während sie auf den neuen Typen zu ging, ihre Haare wellig und glänzend ihrem Rücken entlang. Es war bewundernswert mit wieviel Stolz sie in diesem Raum nach vorne glitt, als wären wir alle nur ihre Untertanen und sie wäre sowas wie die Königin hier. Plötzlich setzte sich jemand neben mich und meine Augen fielen auf die blauen Augen von Ryan der ein breites Lächeln im Gesicht trug. Er legte seinen Teller hin worauf er Pommes hatte und einen Burger, bevor er unauffällig ein paar Fritten auf meinen Teller legte und ich ihm ein dankbares Grinsen schenkte.“Wohin geht meine Hübsche?“ fragte er mit dem Blick auf Emily gerichtet und biss von seinem Burger ab. Seine Augen funkelten während er Emily betrachtete, die Liebe und Hingebung die er für sie empfand über all auf seinem Gesicht sichtbar.“Äh-ähm, sie fragt den Neuen ob er zu der Party bei Beverly’s auch kommt. Du weißt schon, er ist neu und hat noch keine Freunde hier, deshalb.“ versuchte ich zu vertuschen für Ryan doch der Blick in seinen Augen wie er nach unten auf sein Teller guckte gab mir zu verstehen, dass er wusste das war nicht der einzige Grund für diese nette Geste. 

“Und? Freust du dich schon auf den Schulball?“ versuchte ich ihn aufzuheitern und aß zwei Fritten gleichzeitig bevor Emily zurück kommt und mich erwischt. Ryan seufzte nur und biss wieder von seinem Burger ab, bevor er sich lächelnd zu mir drehte.“Nicht wirklich. Emily ist ziemlich besorgt ob sie die Ballkönigin wird und ehrlich gesagt weiß ich nicht wie ich sie beruhigen sollte. Ich habe schon alles versucht. Jeder aus meinem Team wählt für sie und alle meine Freunde auch, aber trotz allem macht sie sich Sorgen. Selbst ein 1000 Dollar Kleid habe ich ihr gekauft, aber dies schien sie auch nicht völlig glücklich zu machen. Langsam gehen mir die Ideen aus.“ seht ihr? Ryan tat wirklich alles für sie, egal was, immer. Aber sie schien das überhaupt nicht zu schätzen und ich glaube sie sah es als selbstverständlich an, selbst wenn das überhaupt nicht so war.“Du weißt wie sie ist. Nach dem Ball wird sie wieder ruhiger, keine Sorge.“ er nickte nur grinsend und verwuschelte mir meine Haare, worauf ich rot wurde und nach unten auf meine Hände sah. 

Falls ihr es noch nicht bemerkt habt, ich habe einen kleinen Stand auf Ryan. Er war immer so nett zu mir und so liebevoll, dass ich gar nicht anders konnte als ihn etwas mehr zu mögen. Doch mir war bewusst das ich nie eine Chance hatte und fand mich auch damit ab, ich fand nur die kleinen Geste die er ab und zu mal machte, sehr schön. Er machte mich öfters glücklich. Neben ihm fühlte ich mich wohl, selbst wenn er meine Gefühle nie bemerkte und auch nie bemerken sollte. Seine Freundschaft war mir gut genug, wenn nicht schon mehr als ich erwartete. 

“Iss schnell auf bevor Emily zurück kommt.“ erinnerte er mich und legte noch ein paar auf meinem Teller, worauf ich grinsend nickte und begann zu essen. Ungefähr 5 Minuten später kam Emily mit einer wütenden Miene und zusammengeballten Händen wieder zurück, ihre Tasche so schnell vom Platz genommen das ich es beinahe nicht mitbekommen hätte.“Lass uns gehen Ryan.“ das heißt wohl der Neue hatte ihr eine Abfuhr erteilt. Ryan stand augenblicklich auf, sein Teller leicht in meine Richtung geschubst um mir zu zeigen das ich aufessen könnte und nahm die Tasche von Emily um es für sie zu tragen, bevor sie auch schon gemeinsam aus der Cafeteria gingen. Leicht rot angelaufen über die kleine Geste -mal wieder- aß ich schnell auf und lehnte mich dann wieder gegen den Sitz, mein Tagebuch ohne es zu merken schon in meine Hand. 

Dear Diary. 

Wenn ich doch nur so sein könnte wie ich wirklich bin, dann könnte ich Ryan meine Gefühle gestehen selbst wenn ich nicht viel von ihm erwarte. Dann wäre ich viel selbstbewusster und würde mich nicht darum kümmern was Emily von mir denken würde, ob sie einverstanden damit war oder nicht. Es ist anstrengend nicht du selbst sein zu können, ich will damit aufhören. Aber immerhin, ist es nur noch ein Jahr bis ich mit der Schule fertig bin. So viel halte ich noch aus, wenn ich bis jetzt alles ausgehalten habe. 

Ryan hat mir wieder sein Essen gegeben. Er ist so nett zu mir, ich habe das Gefühl er versteht mich ohne wirklich zu wissen was in mir vor sich geht. Ich wünschte er würde Emily nicht lieben und ich wäre ich selber in der Schule. Dann könnte ich ihn vielleicht ausfragen oder ihn auf mich aufmerksam machen. Jedoch sind die Dinge jetzt anders und das muss ich akzeptieren..

Seufzend steckte ich mein Tagebuch wieder in meine Tasche und auch den Stift von meinem Opa, bevor ich entschied noch ein wenig frische Luft zu bekommen vor meinen nächsten Stunden. Ich ging durch die Hintertür raus zum Parkplatz wo all die Autos von den Schülern und Lehrer standen, doch ich war überrascht als ich neben mir bei der Wand den Neuen anlehnen sah, eine Zigarette zwischen seinem Zeige- und Mittelfinger, der Rauch schwebend aus seinem Mund. Er raucht auch noch. Egal wie sehr ich versuchte mir einzureden das das eklig war und ungesund und es roch schrecklich, konnte ich nicht anders als fasziniert zu sein wie wunderschön er aussah während er den tödlichen Rauch aus seinem Mund pustete. Als wäre er in seiner eigenen Welt und der Rauch wäre sein Beschützer. 

Dann trafen seine braune Augen auf meine, sein Ausdruck völlig emotionslos und steif worauf ich wieder in die Realität zurück tritt. Stolpernd über meine eigene Füße ließ ich die Türklinge los und flog mit schneller Geschwindigkeit auf den Boden, doch bevor ich hätte richtig fallen können fühlte ich eine Hand an meiner Taille und einen starken Duft von Zigaretten und Minze. Verwundert blickte ich in die braunen, leeren Augen des Neuen und sein Gesicht war so nah, dass ich seinen Atem riechen konnte. Der Rauch schwebte wieder aus seinem Mund und traf zart mein Gesicht, meine Augen zu damit ich das tödliche Gestand nicht in meine Augen bekomme. Als ich meine Augen öffnete, starrten seine immer noch innig auf mich herab und mein Herz setzte aus durch seine Schönheit. Wie konnte er so wunderschön aussehen? Als wäre sein Aussehen der eines Engels doch sein Inneres der eines Teufels. Oder zumindest kam es mir so vor. 

Plötzlich ließ er mich aber los und ich flog hart gegen den Boden, mein Mund kurz offen um ein Zischen rauszulassen. Wütend blickte ich zu ihm rauf und sah wie er ein kleines Grinsen aufhatte bevor er seine Zigarette beinahe auf mich fallen ließ und ich hastig paar Centimeter wegrutschte. Seine schwarzen Schuhe traten auf den Tod an einem Stock und seine Augen trafen wieder auf meine, Spott überall in seinem Gesicht zu sehen.“Du bist nicht nur hässlich, sondern auch noch scheiß schwer.“ kommentierte er bevor er die große Metalltür öffnete und wieder in die Cafeteria ging, ich immer noch auf den Boden pochend vor Wut und meine Knie blutend durch die Schürfung die ich beim Fall bekommen hatte. 

Wieso war er nur so ein Arsch?! 

Dear DiaryWhere stories live. Discover now