Kapitel 41 - Die Wahrheit.

24.4K 1.5K 260
                                    


Als würde eine Bombe voller Emotionen in mir hochgehen, so fühlte ich mich. Die Uhr hinter meinem Rücken tickte laut in meinen Gedanken, mein Herz im Tackt mit dem schnellen Tempo und meine Hände zitternd durch das unerwünschte Gefühlschaos in mir. Meine Augen wandten sich von einem Gesicht zum Anderen und ich bemerkte wie jeder lachte, jede Person die mich einst bewundert und fasziniert betrachtete, lachte nun in mein Gesicht. Sie lachten nicht mit mir, sie lachten über mich. Als Kyle angefangen hatte zu lachen, begannen plötzlich alle, wie eine Kurzschlussreaktion vom Gähnen und auf einmal war ich wie ein gut gelungener Witz der Klasse. Mit einer erschrockenen Miene drehte ich mich zu Mr.O'Connell und sah wie er unwissend mich anstarrt, bevor er die lachenden Menschen ansieht die überall im Raum verteilt sind. Er wusste nicht was er tun sollte und ich wusste es auch nicht, also entschied ich mich zu rennen. Ich entschied mich mein Notizbuch fallen zu lassen und direkt aus der Tür zu laufen, mit wässrigen Augen die mir die Sicht verschmierten. Aus irgendeinem bescheuerten Grund hatte ich gehofft mein Gedicht würde ihn erreichen wenn er es hört und ihm würde klar werden, wie sehr ich ihn eigentlich liebte. Aber alles passierte ganz anders. Die Menschen die mich eins akzeptierten, behandelten mich nun wie eine Außenseiterin. Der Junge den ich liebte, tritt mich noch einmal obwohl ich schon am Boden war. Und plötzlich fühlte ich mich wieder wie eine Fremde, wie jemand der gar nicht hierher gehörte.

Die Flure waren leer und leise, alle Schüler noch fest in ihren eigenen Tagträumen und Gedanken. Manche seufzten vielleicht grade vor Erschütterung wenn sie auf die Uhr sehen und bemerken, die Stunde hat grade erst angefangen. Manche schlafen vielleicht und träumen von einem Ort wo sie viel lieber sein würden im Moment. Manche konzentrieren vielleicht und schreiben grade das 566. Wort auf das der Lehrer schreibt, nur damit ihre Zukunft gesichert ist. Und während alle was anderes machen und von anderen Dingen träumen, merke ich wie meine Träume sich in Luft auflösen. Freunde zu haben, akzeptiert zu werden, wieso ist das nur so schwer? Wieso ist es nicht möglich, dass der Junge den ich liebe auch mich liebt? Wieso fällt so viel Last auf ein 16 jähriges Mädchen? Das waren Antworten die nur das Leben kannte und ich hatte Angst zu erfahren was das Schicksal noch so alles für mich vorbereitet hat. Ich fühlte mich als wäre ich an mein Tiefpunkt angelangt. Mit schnellen Schritten lief ich raus aus der Schule und erinnerte mich daran wie viel schöne Erinnerungen ich mit Kyle hatte, selbst wenn ich doppelt so viele schlechte hatte. Doch dann, in einem Moment, stoppte ich in meiner Bewegung. Ein Gefühle durchfuhr mich und gleich daraufhin ein Gedanke, also begann ich zurück zu laufen, immer schneller, immer überwältigter von dem Gefühl das sich in mein Körper breitmachte. Die Tränen verblassten von meinem Gesicht und mein Herz begann nun aus einem ganz anderen Grund zu pulsieren, als vorher.

Ohne noch ein Blick oder Atemzug zu verschwenden tritt ich in die Klasse und alle Augen fielen auf mich, ihre Blicke belustigt von dem was grade erst passiert ist. Doch meine Augen waren auf Kyle fixiert der mich mit einem leichten Grinsen betrachtete, als würde er Sieg erkennen, als würde er denken er hatte gewonnen durch mein nasses Gesicht."Bay, bitte setz dich wieder hin und—"

"Mr.O'Connell bitte geben Sie mir zwei Minuten. Ich sitze auch nach wenn Sie möchten, aber unterbrechen Sie mich bitte nicht." mit einem sturen Blick starrte ich auf Kyle herab der immer noch mit einem Grinsen zu mir sah. Mit einer schnellen Bewegung traf meine Hand seine Wange und peitschte so laut dagegen, dass jeder im Raum leicht aufsprang und geschockt zu uns rüber schaute. Kyle's Kopf war nach links gedreht und seine Augen waren weit über die plötzliche, schmerzliche Berührung."Du denkst du bist was besseres als ich. Du denkst du kannst mit Menschen spielen wie du möchtest, du denkst du kannst sie ärgern wenn es zu deiner Belustigung dient."

"Aber wenn du es genau wissen willst, warte ich auf Ärger." wie damals als er belustigt darüber war wie diese Typen sich aufregten.

"Du denkst die Gefühle anderer Menschen ist nicht wichtig, ob es denen gut geht oder nicht, das ist dir nicht wichtig."

"Ich hasse Mädchen wie dich."

"Du denkst du kannst alle durchschauen und bist klüger als wir alle hier. Aber das stimmt nicht. In Wirklichkeit bist du derjenige den man hier am meisten bemitleiden sollte."

"Zieh die Kleider aus! ZIEH SIE AUS!" "Die Sachen die du damals angezogen hast, gehörten Stacy und ich dachte die letzte Erinnerung an sie verblasst."

"Und weißt du wieso du so sehr bemitleidenswert bist? Weil du in eine Erinnerung lebst. Ja, ich liebe dich. Ich habe mich in dich verliebt, aber ist das wirklich so schlimm? Ist es wirklich etwas warum du mich auslachen kannst? Die Hälfte der Mädchen hier betrachten dich wie eine Weltwunder, träumen wahrscheinlich Nachts von dir, also nein, ich schäme mich nicht dafür was ich für dich empfinde. Ich schäme mich nur dafür, dass ich mich in genau so einen Menschen wie dich verliebt habe. In jemanden der Menschlichkeit nicht kennt, dessen Schmerz so groß ist im Herzen das er lieber in einer Erinnerung lebt als in der realen Welt.—"

"Sei still!" schrie er mich an und stand wütend von seinem Sitz auf, worauf sich wieder einmal die Schüler im Raum erschreckten, doch ich blieb hart. Meine Augen durchbohrten ihn mit Wut und Mitleid und das hasste er, ich wusste es."Du versuchst etwas in deinem Leben zu füllen das ich nicht kenne, das mir unbekannt ist und deshalb bist du so herzlos zu Menschen. Du denkst die Welt hat dir was angetan und du kannst es nicht ertragen, du kannst nicht mit dir selber zusammen leben deshalb zeigst du Menschen lieber gleich das Schlimmste. Ich bin nicht der über den man hier lachen kann Kyle. Du bist es. Nur über dich kann ich lachen. Und weißt du wieso ich immer deine Beleidigungen ausgehalten habe? Akzeptiert habe wenn du mich blossgestellt hast?" ich ging langsam auf ihn zu und spürte wie das Gefühl in mir mit jeder Sekunde wuchs, bis ich schließlich ganz vor ihm stand."Da ich genau wusste, egal wie schlimm mein Leben auch sein mag. Egal wie hart mich mein Leben bestraft, so lange ich nicht zu dem werde was du bist, lohnt es sich weiter zu machen." er griff mich an meine Wangen und drückte meine Lippen zusammen, damit ich nicht mehr reden kann worauf ich mit zusammen gezogenen Augenbrauen in seine Augen starrte."Aber eine Ausnahme zwischen meinem Leben und deinem Leben gibt es ganz sicher. Ich hasse mich nicht selber, nicht so wie du. Du verabscheust wer du bist, nicht wahr?" geschockt entriss ich mich von seinem Griff und tritt ein Schritt nach hinten, die Welt bebend unter meinen Füßen."Seitdem diese Sache passiert ist...als du 14 warst."

Mich überkam ein Gefühl von Schwindel. Die Welt drehte sich, aber ich drehte mich nicht mit ihm. Alles schien unerklärlich, die Luft blieb oben hängen, erreichte nicht meine Lungen und meine Beine begannen zu zittern durch die Stärke und Bedeutung seiner Wörter."W-woher..."

"Wie ist es mit so einer Schande zusammen zu leben? Zu wissen wie wertlos du eigentlich bist? Du hasst dich selber weil du nicht gut genug bist, weil du nie gut genug sein wirst und in diesem Fall sind wir beide schuldig. Du hast Recht, ich lebe in eine Erinnerung, aber du lebst in eine Lüge. Eine Lüge die schon seit du 14 warst andauert und du kommst einfach nicht davon los, nicht wahr? Jede Nacht redest du dir ein, dass du dich verändert und geändert hast. Aber jedes Mal wenn du morgens in den Spiegel siehst, merkst du das sich nichts verändert hat. Jedes Jahr an deinem Geburtstag merkst du das alles das Selbe ist und du hasst es. Du hasst dein Leben und dich selber." er hatte Recht. Er hatte mit Allem Recht. Er wusste es. Woher wusste er es? Meine Weilt schien sich zu schließen. Mr.O'Connell sprach dazwischen, sagte das es nun wirklich reichen würde und das wir beide jetzt besser Nachhause gehen anstatt zu bleiben, aber meine Beine wollten sich nicht bewegen. Meine Augen schlossen sich, meine Atmung verschnellerte sich und die Erinnerungen waren wieder da, wie ein Tritt ins Gesicht.

"Komm schon Bay, ist doch nichts dabei, nur ein paar Freunde die rüber kommen. Wir können zusammen abhängen, bisschen was trinken. Ich mein, ich bin schon 16, ich weiß du bist jünger aber ein Bier wird dir nicht schaden." ich würde in 2 Wochen 15 werden und ich dachte mir ein Bier würde nicht so schlimm werden, also willigte ich ein. Und dann wollten sie immer mehr von mir. Sie wollten das ich trinke, tanze und dann...dann wollten sie das ich mich ausziehe. Und ich tat es, für Adam, ich glaubte ihm und ich vertraute ihm. Ich entschied mich gegen mein Instinkt es nicht zu tun und wegzulaufen und blieb, zog meine Kleider aus."Oh mein Gott, hahaha, ist das alles was da dran ist? Das ist ja widerlich hahaha." lachte einer der Freunde und ich zuckte zusammen."Ich wette ihr habt noch nicht einmal gefickt, wäre ja sowas wie mit einem Zahnstocher zu ficken hahaha." sie lachten im Einklang, gemeinsam mit Adam."Ich weiß, manchmal wundere ich mich warum ich überhaupt meine Zeit mit ihr vergeude."

"Ja Mann, sie ist niemals gut genug für dich." gut genug für ihn...

Niemals gut genug. 

Dear DiaryWhere stories live. Discover now