Kapitel 7 - Dinge anders betrachten.

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Ein bisschen langweiliges Kapitel, aber das nächste wird schon spannender. Hoffe es gefällt euch trotzdem :)

3 Tage vergingen. Noch immer hatte ich meinen Dear Diary nicht und viel mehr als das, ich hatte Kyle gemieden wie die Pest. Seit 3 Tagen schlief ich schon weinend ein und wachte mit einen miserablen Gefühl im Bauch wieder auf. Jeden Tag gab es mindestens eine Stunde während ich in der Schule saß wo ich komplett verzweifelte als ich an mein Dear Diary dachte und eine weitere Stunde wo ich komplett verzweifelte, wenn ich wieder an mein Dear Diary dachte. Schönes Leben.

Die ganze Zeit auf den Fluren betrachtete ich die Schüler und hielt Ausschau nach meinem Dear Diary in der Hoffnung, dass es jemand in der Hand hält und liest, doch das geschah nie. Zumindest nicht so das ich es sehen konnte. Jetzt hatte ich einen neuen Diary, aber er war nicht mein Dear Diary, es war einfach...ein Tagebuch. Es gibt Menschen die zu gewissen Gegenständen eine starke Bindung aufbauen können. Zum Beispiel zu einem Bild das in der perfekten Minute gemacht wurde oder ein Klavier an dem jemand sein Leben lang spielt. Bei mir war es mein Dear Diary. Ich hatte ihn bekommen als ich 11 war und am Anfang wusste ich gar nicht was ich da reinschreiben sollte, wie ich da reinschreiben sollte. Doch irgendwann hatte ich bemerkt, dass ich viele Gedanken habe die ich niemanden erzählen will da ich nicht wollte das Menschen mich für komisch halten. Ich hatte viele Dinge die ich zu meiner Familie und „Freunde" sagen wollte, aber natürlich nicht konnte und da war mein Tagebuch wie ein Helfer durch die schwere Zeiten, selbst wenn es sich ziemlich merkwürdig anhört. Es zu verlieren tat mir nicht nur weh, weil all die Konsequenzen schwer sind die ich bekommen würde falls das jemand liest, sondern auch weil ich etwas verloren habe was seit meinem 11.Lebensjahr immer an meiner Seite war. Alles zusammen genommen, war das ein großer Schlag.

Heute war es Freitag und normalerweise würde ich mich ziemlich freuen darüber, dass ich nicht früh aufstehen oder in die Schule gehen muss und ich freue mich auch, aber Lindsey hat mich zu einem Essen mit ihrer Familie, Emily und ihrem neuen Freund eingeladen. Angeblich will sie ihren Eltern den Typen vorstellen mit dem sie jetzt zusammen ist, aber weil sie nicht will das die Situation peinlich oder unerträglich wird für sie hatte sie Emily eingeladen. Mich hatte sie eingeladen, weil ihre Eltern mich lieben und sie dachte, wenn ich dort bin dann könnte ich sie beruhigen falls sie ausrasten. Ich habe ihren Freund noch nicht gesehen, genau so wenig wie Emily aber ich schätze Mal er ist nicht der typische Goldjunge wenn Lindsey denkt ihre Eltern könnten ausrasten.

Die letzte Stunde war wieder Literatur und selbst wenn viele Mr.O'Connell und seine Art nicht mochten, er war mein Lieblingsprofessor. Er hatte eine eigene Art auf Dinge zu sehen und bildete sich immer seine eigene Meinung über Dinge ohne sich von Gerüchten oder andere Meinungen beeinflussen zu lassen. Klar, er hatte etwas Probleme damit sich mit Schüler zu verstehen oder ihnen das Gefühl zu geben er war mehr als ein Lehrer, aber seit meinem letzten Jahr weiß ich das er ein toller Lehrer ist. Selbst wenn er nicht genau weiß wie er auf die Schüler eingehen soll.

Das Klingeln ertönte und meine Beine leiteten mich müde und erschöpft durch die Gänge, bis ich schließlich beim Klassenzimmer ankam und mich wie immer nach hinten zum Fenster setzte. Mein Blick schweifte über die Menschen im Raum als ich reinkam und ich sah Kyle auf der anderen Seite sitzen, seine Beine auf dem Tisch und seine Augen zu als würde er schlafen. All die Mädchen waren zu ihm gedreht und betrachteten ihn, machten sogar Fotos und starrten ihn an als wäre er der 8.Weltwunder oder sowas. Augenrollend setzte ich mich auf mein Platz und legte ein Notizbuch gemeinsam mit dem Stift den ich immer benutzte auf den Tisch. Vorsichtig glitten meine Fingerspitzen über den alten Stift und ich erinnerte mich daran wie es war, als ich mein Großvater verlor. Viele denken ein Großvater oder Großmutter kann nicht so wichtig sein wie die eigene Mutter oder Vater, doch die Wahrheit war, meine Eltern waren bis zu dem Tod meines Großvaters nie da. Er und ich waren beste Freunde. Wenn ich Angst hatte mein Herz zu öffnen, sagte er mir:"Jemand der Gefühle zeigt ist nicht schwach mein Schatz. Jemand der Gefühle zeigt ist stark genug um sich zu öffnen und sicher genug, dass er sich wieder aufbauen kann wenn er verletzt wird." Da schenkte er mir mein Dear Diary. Er sagte:"Ich kenne dich Bay. Du hast so viel in deinem Köpfchen was du niemanden sagen willst, dass du Angst davor hast anders zu sein. Aber was du nicht weisst, ist, das anders sein gut ist. Anders bedeutet du bist nicht ein weiterer Exemplar sondern deine eigene Spezies. Irgendwann mein Schatz, wirst du das verstehen." damals hatte ich seine Worte nicht verstanden. Jetzt verstand ich sie und schätzte sie. Von ihm habe ich diese komische Art zu denken und von ihm habe ich auch gelernt wie man sein Herz öffnet, selbst wenn es nur auf einem Papier war. Aber das Wichtigste. Von ihm habe ich gelernt, dass ich froh sein sollte was besonderes zu sein, denn jeder ist was besonderes selbst wenn es nicht viele wissen.

"Also Leute. Heute werdet ihr euch in zweier Gruppen aufteilen. Ich will, dass ihr euch Gedanken über einen besonderen Satz macht welches ihr euch selber überlegt. Es soll kein Satz sein das ihr schon mal irgendwo gehört habt, es soll praktisch ein Ratschlag für euren Partner sein, aber mit Gefühl. Sieht in die Augen des anderen und sieht nicht nur die Augen. Sieht die Person und viel mehr, was sie besonders macht. Und dann schreibt ein Satz auf was ihr denkt würde zu eurem Partner passen." Mr.O'Connell war so ein bewundernswerter Lehrer. Seine Weise uns Dinge anders sehen zu lassen und anders anzugehen überrascht mich immer wieder."Kathe, du bist mit Tom. Lizzy, du mit Mike. Zayn, du bist mit Ally. Kyle, du bist mit Bay." ich sah wie er nach und nach die Namen aufsagte und jeder aufstand um sich weg zu setzen und zu ihrem Partner zu gehen, aber ich saß still, genau wie Kyle."Bay? Kyle? Habt ihr mich nicht gehört?" fragte er und stellte sich in die Mitte der Klasse, also genau zwischen Kyle's und meinem Tisch. Als wir beide nicht antworteten, seufzte er und sah rüber zu Kyle, seine Miene immer noch ruhig und geduldig."Kyle. Du bist der Mann. Komm schon." er zeigte ihm, dass er aufstehen sollte doch er tat es nicht und ich krächzte mein Hals."M-Mr.O'Connell. Könnte ich vielleicht einen anderen Partner kriegen?"

"Warum?" er verkreuzte seine Arme vor seinem Brustkorb und sah mich interessiert an, worauf ich Innerlich seufzte. Weil er ein Arschloch ist und ich ihn bis zum Abgrund hasse."Weil wir nicht grade gut miteinander sind." antwortete ich leicht lächelnd obwohl ich überhaupt keine Lust hatte zu Lächeln und Mr.O'Connell lachte. Er lachte. Verwirrt guckte ich zu ihm rauf und bemerkte wie Kyle auch zu ihm sah, sein wunderschönes Gesicht wieder bedeckt von einem Stirnrunzeln."Glaubst du Lizzy und Mike mögen sich? Oder Kathe und Tom? Sieh sie dir Mal an, sie wollen sich nicht einmal in die Augen schauen. Diese Aufgabe ist nicht dafür da um die Augen eines Menschen zu sehen die du bereits magst Bay, es ist eine Aufgabe um in eine Person die man normalerweise nicht einmal ansehen würde mehr zu sehen. Also. Entweder einer von euch steht jetzt auf und setzt sich rüber, oder ihr bekommt beide ein F."


Ein paar Sekunden vergingen bis ich schließlich seufzend aufstand und meine Sachen nahm um mich rüber zu Kyle zu setzen."Sehr gut." hörte ich Mr.O'Connell sagen und ich rollte unauffällig mit meinen Augen, worauf er nur kicherte. Mit einem lauten Fall setzte ich mich ihm gegenüber und für einen Moment sahen wir uns irritiert an, bevor der Herr Professor wieder begann zu reden."Also. Die erste Stufe ist, dass ihr 5 positive Dinge über den anderen herausfindet und es aufschreibt. Dann möchte ich das ihr euch in die Augen schaut und mehr sieht als die Person bevor ihr einen Satz schreibt wo ihr denkt das passt zu ihm oder ihr. Am Ende sammle ich alles ein und benote es nach meinen Kriterien. Viel Spaß." ja klar. 

Dear DiaryWhere stories live. Discover now