Kapitel 18 - Endlich ehrlich sein.

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Das Wasser war scheiß kalt. Es war nicht normal oder ein bisschen kalt, nein es war übertrieben kalt. Ich dachte meine Gelenke frieren ab. Ich blieb solange ich konnte unter Wasser und kam dann laut schnappend nach Luft wieder hoch. Kyle kam ungefähr 20 Sekunden nach mir nach oben und schnappte ebenso nach Luft, während ich zitternd versuchte aus dem Wasser zu schwimmen. Wir schafften es schließlich bis zur Küste und Menschen starrten uns verwundert an, da wir mitten auf einer Straße raufkletterten. Meine Zähne klapperten wie wild und mein Herz klopfte als würde es rausreißen wollen, ich konnte nicht glauben was ich grade getan hatte. Als ich bemerkte das meine Sachen wieder durchsichtig geworden sind, drehte ich mich um und versteckte mich hinter Kyle, ein kleiner Teil seines nassen T-Shirts zwischen meine Finger. Er verstand wahrscheinlich und sagte nichts dagegen, sondern begann zu gehen. Dann realisierte ich etwas das mir bis jetzt wegen der Panik entgangen ist. Ich hatte ihm vertraut. 


"Ich kann es nicht erklären.." flüsterte ich, während wir auf einer bevölkerten Hauptstraße entlang gingen und Menschen uns immer wieder merkwürdige Blicke zuwarfen. Kyle schien es überhaupt nicht zu kümmern, doch ich fragte mich immer wieder. Wie konnte ich ihm vertrauen?"Was kannst du nicht erklären?" fragte er leise und immer noch klammerte ich mich mit zwei Fingern an sein T-Shirt fest, meine Beine langsam taub von der Kälte."Du stellst mich ständig bloß, du verarscht mich, du beleidigst mich, du bist alles was ich auf dieser Welt nicht leiden kann—" 


"Sei doch nicht so nett, ich werd ja gleich rot." 


"Und trotzdem habe ich dir vertraut. Es ist als würde ich meinem Feind vertrauen, aber trotzdem tu ich es. Jedes Wort was du mir sagst, ich glaub es dir. Aus irgendeinem Grund, bist du der Einzige dem ich vertrauen kann." ich hatte gar nicht bemerkt wie ehrlich und offen ich zu ihm war, bis er schließlich stoppte und sich zu mir umdrehte. Wieder einmal trafen meine blaue Augen auf seine braune und sein Blick zeigte mir, dass er versucht zu entschlüsseln ob ich es nun ernst meinte oder nicht. Es stimmt, ich lüge oft, aber dieses Mal meinte ich jeder meiner Worte ernst. Es war so unerklärlich. Seit dem Vorfall mit Adam konnte ich niemandem mehr vertrauen und dann vertraue ich genau ihm? Warum? Ich verstand es nicht."Du bist so verwirrend Bay. Jedes Mal wenn ich denke ich habe dich durchschaut, machst du etwas wo ich nicht anders kann als wieder im Dunkeln herum zu tappen. Es ist als hättest du zwei Persönlichkeiten und ich kann einfach nicht draufkommen welches die echte ist." 


"Die hier ist echt." antwortete ich und sah stets in seine Augen. Obwohl meine Gelenke gefroren waren, spürte ich die Wärme in meinen Wangen und wie mein Herz das Blut durch meine Adern pumpte, als wäre ich grade einen Marathon gelaufen. Ich sah wie er versuchte mich zu entschlüsseln durch meine Augen und ich merkte, wie ich ihn ließ. Warum genau er? Er war derjenige der mir am meisten wehtat, der sich nichts um mich kümmert, der keine Gefühle hat. Warum er?"Wie kann das sein?" fragte er leise, es war beinahe ein Flüstern doch ich hörte ihn trotzdem und sah ihm fragend entgegen. Verwirrt zog er seine Augenbrauen zusammen und runzelte die Stirn, als könnte er irgendwas nicht verstehen genau wie ich."Wie kann es sein, das nach all dem was ich dir angetan habe, du mir trotzdem dein Vertrauen schenkst? Das ergibt kein Sinn." wir blockierten im Moment alles um uns herum. Die Menschen, die vorbeifahrenden Autos, die Geräusche um uns herum. Einfach alles. Als würden wir beide zum ersten Mal ehrlich zu einander sein."Ich weiß. Das ergibt kein Sinn. Aber es ist die Wahrheit. Ich vertraue dir." in mein Dear Diary schrieb ich Mal: Ich wünschte das der nächste Mensch dem ich sage ‚Ich vertraue dir' mir sagt, dass es die richtige Entscheidung war. Würde er mir sagen das es die richtige Entscheidung war? Oder mir sagen das es die falsche war? 


"Ich weiß nicht ob das die richtige Entscheidung war, Bay," ich fühlte wie mein Gesicht in Trauer fiel, bevor er schließlich sein Satz beendete."Aber ich wünschte mir, dass es die richtige Entscheidung war. Ich vertraue dir nämlich auch." 


—∞— 


Wir standen in der Mitte der Cafeteria und ich grinste Kyle an, während er nur seine Augen rollte."Alle Mal her hören!" rief er und jeder guckte zu uns rüber, bereit die nächsten Gerüchte zu hören worüber sie reden können. Manche lachten als sie mich sahen und manche fingen an untereinander zu flüstern, aber mein Blick war stets auf Kyle gerichtet. Auf diesen unbeschreiblich schönen Arschloch. Selbst Lindsey und Ryan sahen zu uns, ihre Augen neugierig und die von Lindsey leicht amüsiert da sie wahrscheinlich denkt, es kommt wieder etwas wo sie mich auslachen kann. Doch sie denkt falsch."Ich will mich hier mit bei dir entschuldigen. Es tut mir Leid was ich dir angetan habe. In Wahrheit, bist du so wunderschön dass ich nicht wusste wie ich damit klarkommen sollte, deshalb tat ich all diese Dinge und sagte all diesen Mist." er sagte brav auf was ich ihm aufgeschrieben hatte und ich grinste in mich hinein, während ich zu Lindsey sah die nun eifersüchtig und verlegen in unsere Richtung starrte."Es tut mir Leid, Bay. Und ich hoffe du kannst mit mir ausgehen." jetzt kommt der beste Teil. Meine Hand peitschte hart gegen seine Wange und er rollte wieder unauffällig mit den Augen, geschockte ‚Oh's' und ‚Oh mein Gott's' über all im Raum zu hören."Nein danke, Eastwood." mit diesem Satz ging ich durch die Menge und flüsterte ihm noch schnell ein ‚Dankeschön' hin, bevor ich neben Lindsey und Ryan vorbei ging die beide gleichzeitig aufstanden. Lindsey stellte sich vor mir und warf ihre blonden Haare nach hinten, ein falsches Lächeln auf ihren Lippen."Bay, setz dich zu uns." jetzt wo ich den beliebtesten und kühlsten Typen in der Schule zurückgewiesen hatte, wollte sie plötzlich das ich mit ihnen esse. Wie voraussehbar. 


"Nein danke Lindsey. Anstatt mich ständig dein Scheiß erledigen zu lassen, könntest du auch einfach deinen Arsch bewegen und selber alles machen. Ach ja und noch etwas." ich ging etwas näher an sie ran und flüsterte in ihr Ohr."Du wirst nie deine perfekte Figur bekommen wenn du weiterhin 5 bis 7 Donats isst in der Nacht wenn jeder schläft." Mann, das fühlte sich gut an. Grinsend ging ich an ihr vorbei und auch an einer quietschenden Alice die leise vor sich aus Freude herklatschte. Skippy gab mir ein High Five und ich ging zur Hintertür raus zu den Parkplätzen, eine Last wie von meiner Schulter gefallen. Es war nicht einfach bis jetzt, aber zum ersten Mal hatte ich das Gefühle ich hatte wirklich Freunde gefunden und viel mehr, ich könnte nun endlich wieder so sein wie ich wirklich bin ohne Angst davor zu haben akzeptiert zu werden. Mein Opa sagte immer, Stärke sieht man immer in den Augen eines Menschen. Heute hatte ich das Gefühl, dass wenn mir jemand in die Augen schaut, zum ersten Mal Stärke sehen kann. Erleichtert atmete ich auf und hörte wie die Tür aufging, bevor ich Kyle neben mir stehen sah, eine noch nicht angezündete Zigarette schon zwischen seinen wunderschönen Lippen."Du siehst glücklich aus Shortcake." meinte er und ich nickte, das Lächeln nicht weg wischbar von meinem Gesicht."Solltest du auch sein nachdem du mir eine verpasst hast. Nur damit du es weißt, ab jetzt habe ich einen Grund dein Leben zur Hölle zu machen." mein Gesicht fiel und das Lächeln worüber ich dachte könnte nicht verschwinden, verschwand ohne einen weiteren Gedanken. Er ging grinsend in die andere Richtung und ich sah ihm nach, meine Blick irritiert und genervt."Kyle! Bitte nicht! Kyle!" rief ich doch er ging weiter und ich seufzte. 


Dabei dachte ich jetzt würde alles wieder gut werden. 


Kyle's Sicht. 


Dear Diary.


John Lennon sagte Einst:"Als ich 5 war, sagte meine Mutter immer Glücklichkeit  (Im Google Übersetzer stand dieses Wort also verurteilt mich nicht) sei der Schlüssel zum Leben. Als ich zur Schule ging, haben sie mich gefragt was ich mal werden möchte, wenn ich groß bin. Ich sagte ‚glücklich'. Sie sagten ich verstehe die Aufgabe nicht, ich sagte sie verstehen das Leben nicht." Da frage ich mich, wie er mit so wenigen Jahren schon so eine tiefe Meinung haben konnte, wenn ich damals noch nicht einmal wusste wie man richtig mit der Gabel isst. Es gibt so viele Menschen auf dieser Welt, dessen Wörter der Wahrheit entsprechen, aber so viele davon die nicht genug Aufmerksamkeit bekommen. 

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