Kapitel 32 - Warm.

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Die Anspannung legte sich wieder nach einer gefüllten Ewigkeit, selbst wenn ich nicht wirklich sicher war ob das die ganze Nacht so bleiben würde. Wie ich es Harold versprochen hatte, rief ich meine Eltern an und fragte ob die Übernachtung in Ordnung ginge. Selbst wenn sie am Anfang nicht wirklich einverstanden waren, sagten sie schließlich das solange es mir gut geht und morgen früh wieder nachhause gebracht werde, wüssten sie keinen Grund warum ich nicht bleiben dürfte. Mein Vater fragte auch dreimal nach ob Alice ganz sicher dabei sein wird oder nicht, da er natürlich nicht wollte das ich allein mit Jungs in einem Haus schlafe und außerdem weil er Alice mochte. Ich wusste, dass meine Eltern mir vertrauten aber sich sehr um mich sorgten, deshalb sagte ich ihnen das ich jede Stunde eine Nachricht schreiben würde um ihnen zu sagen das es mir gut geht. Danach waren sie eindeutig beruhigter.

Nachdem ich auch Alice und Skippy anrief und Harold bescheid gab, ging ich wieder hoch in Kyle's Zimmer und setzte mich zu ihm auf die Terrasse. Es schien das er sehr gern hier saß, wir verbrachten den ganzen Nachmittag hier draußen und ich konnte auch verstehen warum. Die Aussicht war wirklich schön. Vieles war umgeben mit Bäumen und man konnte Hügel von Weitem sehen, wobei man den Sonnenuntergang genau betrachten konnte. Alles war getupft und bedeckt von einem orangenem Ton gemischt mit etwas rot, als wäre es grade gemalt worden. Es war einfach wunderschön und beruhigend.

"Momente wie diese liebe ich am meisten. Der Sonnenuntergang gibt mir das Gefühl, dass ich endlich Zuhause bin." selbst wenn ich die Bedeutung hinter seinen Wörtern nicht ganz verstand, konnte ich die Wärme deutlich raushören aus seiner Stimme. Als ich zu ihm blickte, war ich geschockt wieder diesen warmen Ausdruck in seinem Gesicht zu finden den ich zum ersten Mal sah als er sich bei mir bedankte vor dem Krankenhaus. Schon merkwürdig wie dieser Junge auf mich wirkte. Es machte mich glücklich ihn glücklich zu sehen. Und je länger ich ihn ansah, desto größer wurde das Lächeln in meinem Gesicht. Doch genau deshalb hatte ich eine wichtige Frage an ihm."Kyle. Ich möchte dich was fragen." er nickte ohne sein Blick vom Sonnenuntergang abzuwenden, worauf ich auch wieder nach vorne sah und meine Hände in meinem Schoß aufeinander legte. Etwas Angst hatte ich schon vor seiner Antwort da ich mir nun sicher war das ich mehr für Kyle empfand als nur Freundschaft, aber ich wusste ich wollte die Wahrheit wissen. Denn die Wahrheit, egal wie schmerzhaft sie auch sein mag, war besser als jede Lüge."Liebst du Stacy noch?"

Zwischen uns war Todstille. Nervös biss ich in meine Unterlippe und traute mich nicht zu ihm rüber zu schauen, genau so wenig wie meine Hände von einander zu nehmen. Mein Blick immer noch auf den Sonnenuntergang gerichtet und meine Hände stark umfasst, wartete ich mit einem rasenden Herzschlag auf seine Antwort. Keine Ahnung was ich mir erwartete, aber ich wusste definitiv worauf ich hoffte. Mein Herz erhoffte sich, dass er mich anschaut und mir sagt das er über sie hinweg ist und das sie nichts weiter ist, als eine Erinnerung. Wie immer würde ich ihm glauben und wissen, dass er die Wahrheit sagt. Jedoch mein Gehirn warnt mich und bereitet mich darauf vor, wie er mir eingesteht das er Stacy noch liebt und sie wahrscheinlich niemals vergessen könnte. Beide Antworten hätten ihre Vor- und Nachteile.

Würde er mir das sagen was sich mein Herz wünscht, dann wäre ich glücklich da ich wüsste das sein Herz nun wieder frei ist und das er eines Tages meine Gefühle vielleicht erwidert, wenn er es jetzt noch nicht tut. Aber ich wäre auch traurig oder besser gesagt enttäuscht, weil selbst so eine starke Liebe die Kyle gegenüber dieser Stacy empfand, zerbrechen und vergehen kann.

Würde er mir das sagen worauf mich mein Gehirn versuchte vorzubereiten, wäre ich erleichtert weil ich nun die Wahrheit wüsste und Klarheit über seine Gefühle hätte. Aber ich wäre auch einigermaßen am Boden zerstört, da meine neuen Gefühle wieder einmal unerwidert bleiben genau so wie die Letzten. Egal welche Antwort er mir geben möge, ich würde damit klar kommen. Jedoch die Antwort die er mir tatsächlich gab, kam unerwartet.

"Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Zur Zeit ist alles sehr verwirrend." also konnte selbst Kyle Eastwood über einige Dinge im unklaren sein. Selbst wenn ich immer noch keine Klarheit hatte, reichte mir seine Ehrlichkeit erstmal, ich wollte ihn nicht bedrängen. Die Luft die ich ohne es zu realisieren angehalten hatte, ließ ich mit einem Seufzer raus und fühlte mich wieder selbstbewusst genug um zu ihm rüber zu schauen. Seine Augen waren aber bereits auf mich gerichtet. Wie jedes Mal, blieb mir der Atem im Hals stecken und ich verlor mich in seinen Augen. Die Stärke seines Blickes durchbohrte mich und starrte direkt in meine schon fast zerbrochene Seele, worauf sich meine Lippen trennten und ich leicht nach Luft kämpfte. Wie schnell er mir mein Kopf verdrehte mit einem einzigen Blick..."Bay, ich muss dir was sag--" die Klingel ertönte unten und unterbrach Kyle mitten beim Reden. Wir hörten Schritte die nach oben kamen und sahen dann wie Alice und Skippy grinsend die Tür hereinspazierten, Kyle's Ausdruck eher genervt als glücklich über die Ankunft der beiden.

"Hallo Bay! Siehst gut aus, hast du abgenommen?" scherzte Skippy als er mich in seine Arme schloss, worauf ich nur kopfschüttelnd kicherte. Natürlich entging mir auch Kyle's grunzen vor Spott nicht, als ob es so lächerlich wäre das ich gut ausschaue oder vielleicht abgenommen hätte. Kaum war unser Moment beendet, schon war er wieder der Alte. Alice umarmte Kyle und kam dann auf mich zu, ihr Lächeln so riesig das ich dachte ihr Gesicht zerbricht gleich in zwei. Aber ich sah wahrscheinlich genau so aus."Bay! Ich bin so froh, dass du uns eingeladen hast, diese Nacht wird toll! Wir werden Filme schauen, Spiele spielen, oh Gott, sowas hatte ich seit der Grundschule nicht mehr!" natürlich wie immer war sie voller Enthusiasmus und Freude, genau wie ich sie kannte. Grinsend schloß ich sie in meine Arme und wir schwankten für ein paar Sekunden hin und her, bevor ich sie losließ. Obwohl ich die Verletzte war, hatte ich das Gefühl sie könnte bei einer Umarmung zerbrechen.

"Na gut, Harold meinte es gibt Essen in 10 Minuten, also stellen Skippy und ich unsere Sachen ab und gehen dann auch schon runter. Ach ja, hier sind die Sachen nach den du gebeten hast." sie übergab mir ein Pyjama mit Entchen drauf, eine Zahnbürste und eine frische Unterhose die ich augenblicklich unter den anderen Sachen versteckte."Dankeschön." da ich ja nicht wusste das ich übernachten werde, hatte ich auch keine Sachen dabei und selbst wenn mir vielleicht Kyle etwas geborgt hätte, wollte ich seitdem letzten Vorfall mit Klamotten aus seinem Haus lieber nichts mehr von ihm anziehen."Also wer schläft eigentlich wo?" fragte Skippy und Alice antwortete.

"Ich schätze Bay und ich schlafen im Gästezimmer und du und Kyle hier oben, oder?" oh scheisse. Sie wussten ja noch gar nichts über meine Make, dass ich nur Zuhause oder in einem Bett schlafen konnte in das ich schon Mal schlief, sonst würde ich mich wieder--"Nein, du und Bay nimmt mein Zimmer. Skippy und ich schlafen im Gästezimmer." meinte plötzlich Kyle und wir alle drehten uns zu ihm. Während Alice und Skippy überrascht in seine Richtung starrten, waren meine Augen dankbar und voll von Vertrauen. Wie so oft schon, hatte er mich wieder gerettet.

"Auf keinen Fall, wer weiß was du alles in deinem Bett machst oder wie viele Mädchen du schon bei dir hattest. Jetzt nichts für ungut, aber ich würde mich im Gästezimmer wohler fühlen." kommentierte Alice entschuldigend und ich senkte vor Panik mein Blick. Gott, das war nicht gut, überhaupt nicht gut..."Okay, dann schläfst du mit Skippy im Gästezimmer und Bay und ich schlafen hier. Keine Einwände mehr." damit war das Thema für uns alle beendet. Keiner konnte Kyle widersprechen.

"Es gibt Essen!" schrie Harold von unten und ich wusste da schon, dass es eine chaotische und komplizierte Nacht werden würde.

Dear DiaryWhere stories live. Discover now