Kapitel 10 - Anderen zu vertrauen und zu helfen.

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Nach meinem Vortrag ihm gegenüber eilte ich wieder rein und ging schnell zur Toilette als ich sah wie Lindsey, Emily und ihre Eltern bereits am Tisch saßen, wartend auf den Freund. In der Toilette angekommen betrachtete ich mein leicht nasses Gesicht im Spiegel und den aufgegangenen Dutt, der nun unordentlich und strohig aussah. Während ich meine Haare ordnete und mein Gesicht abwusch, dachte ich über Kyle's Worte nach.

"Du bist doch genau wie alle anderen, verliebt in das Aussehen und das Badboy Image ohne daran zu denken was danach kommt!" es stimmte. Viele Mädchen sind so und ich kann ihm nicht wirklich verübeln das er so dachte, aber genau so wenig wie Männer sind auch Frauen nicht alle gleich. Die einen weinen sich in den Schlaf damit sie tagsüber lächeln können. Die anderen lassen ihre Emotion raus und haben mehr Respekt vor sich selbst als sowas zu tun. Und dann gibt es welche wie mich. Die sich komplett verstellen aus Angst sie könnten verletzt werden in jede mögliche Art. Also nein, wir sind nicht alle gleich. Wir denken anders, wir gehen Dinge anders an und vor allem, wir betrachten Dinge aus anderen Perspektiven. Jedoch Eines wird immer gleich in uns Frauen sein und ich weiß nicht ob es bei Männern auch so ist, aber wir wollen immer die Dinge am meisten, die wir nicht haben können.

Seufzend richtete ich noch schnell mein Kleid, bevor ich mit geflochtenen Haaren aus der Toilette und Richtung Tisch ging, Lindsey's Augen weit als sie mich sah wahrscheinlich weil ich nicht so aussah wie sie es wollte. Entschuldigend lächelte ich sie an und begrüßte dann sanft ihre Eltern. Sie waren zwei so wunderbare Personen, dass ich nicht verstehen konnte wie aus diesen Genen sowas wie Lindsey entstehen konnte. Ihr Vater, Tom, war Therapeut und baute immer sehr engen Kontakt zu seinen Patienten auf, während ihre Mutter, Elisabeth, Krankenschwester war hier in der Nähe und manchmal Stunden lang extra Arbeit macht damit die Patienten nicht alleine sind. Seit ich sie kenne, hatte ich das Gefühl das sie die besten Menschen sind die ich je kennen gelernt habe und ich verstehe nicht wie das Lindsey nicht sehen kann. Nicht sehen kann wie viel ihre Eltern eigentlich für sie tun, selbst wenn sie nicht mehr zusammen sind.

"Wie läuft es mit der Schule, Bay? Alles in Ordnung?" fragte mich Tom lächelnd als ich mich hinsetzte und ich nickte, mein Lächeln zum ersten Mal an diesem Tag echt."Ja Mr.Danwood. Alles läuft gut." na ja, alles bis auf meinem letzten Geschichte Test den ich nur wegen einem idiotischen Typen aus meiner Schule vermasselte und der mir generell das Leben schwer macht, aber sonst, alles prima. 

Von einem Husten wurden wir unterbrochen und alle Augen richteten sich auf den Typen der neben dem Tisch stand. Meine Augen weiteten sich und mein Herzschlag setzte aus, als ich in das bekannte Gesicht von Adam blickte. Der Typ der mir mit 14 eine Menge Schmerz zugefügt hatte. Verwundert sah ich zu wie Lindsey strahlend aufstand und einen Kuss auf die Wange von dem Typen gab der mir so viel Schlechtes angetan hatte. Und in diesem Moment, schien mir alles lieber als hier mit ihnen zu sitzen."Mom. Dad. Das ist mein Freund. Adam." ich kriegte wortwörtlich keine Luft, ich fühlte mich als würde mich eine Welle von Panikattacken erreichen und ich wusste nicht wie ich das aufhalten könnte. Tiefatmend schloss ich die Augen und hielt meine eigene Hand unter dem Tisch damit ich nicht zu sehr zittere, doch die Panik die ich fühlte wenn ich ihn ansah, hörte nicht auf."I-ich gehe kurz...frische Luft schnappen." informierte ich flüsternd Emily und stand dann unauffällig auf, meine Beine mich leitend zum Hinterausgang den bereits Kyle benutzt hatte. Draußen angekommen brach ich zusammen. Mein Brustkorb füllte sich mit Schmerz und meine Lungen schrien nach Luft, doch ich konnte nicht atmen. Er war hier, er war mit Lindsey zusammen. Wie sollte ich ihn ansehen nachdem was er gemacht hatte? Mein Magen begann sich zu drehen und ich konnte das Essen in meiner Kehle spüren das ich noch vor dem Treffen gegessen hatte, der eklige Geschmack brennend auf meiner Zunge. Warum war er hier? Wieso musste genau er der neue Freund von Lindsey sein und wieso war sie so fröhlich an seiner Seite, er war ein Monster! Aber so war auch Lindsey, also ich schätze zwei gleiche Art von Mensch haben sich endlich gefunden, selbst wenn man sagt Gegensätze ziehen sich an.

"Schon wieder hier, was für eine Überraschung." hörte ich tiefe, sarkastische Stimme von Kyle und ich sah zu ihm rauf, mein Gesicht überfüllt von Tränen schon fast zum trillionsten Mal in dieser Woche. Es interessierte mich nicht wer er war oder wie er mit mir sprach, ich war verzweifelt und es fühlte sich an als würde ich jeden Moment die Fassung verlieren."K-kyle, bring mich her weg. Bitte, bring mich hier weg." ich flehte in mit meinen Augen an, meine Beine zitternd unter mein Körper da es immer schwieriger wurde mein Gewicht zu halten und zwei Sekunden später, wurde alles schwarz vor meinen Augen und ich spürte nur noch wie zwei starke Arme mich ergreifen, bevor ich hätte fallen können.

Kyle's Sicht.

"K-kyle, bring mich hier weg. Bitte, bring mich hier weg." ihre Stimme war gefüllt von Panik und ihre Augen bettelten auf eine Art und Weise das ich noch nie gesehen hatte. Dieses Blaue brannte sich in mein Gehirn ein. So viel Schmerz und Hass aufeinmal zu sehen, war selbst für mich schädlich. Ihr Körper begann zu fallen und ich ergriff schnell ihre Taille aus Instinkt, ihr Gesicht wenige Zentimeter von meinen. Sie sah so fertig aus das ich mich fragte was ihr Innerhalb von diesen 20 Minuten passiert ist und wenn ich bedenke das sie genau mich um Hilfe bittet, dann kann ich nicht anders als wissen, dass ich sie auf keinen Fall wieder da reinbringen darf. Während ich in ihr Gesicht sah welches mit so viel Erschöpfung auf meine Arme lag, das ich dachte sie würde nie wieder aufwachen, hörte ich wieder ihre Wörter in meinen Gedanken.

" Glaubst du das wirklich?! Glaubst du wirklich ich denke du hast ein Herz aus Gold oder du bist nur ein Junge mit gewissen Komplexen?! Auf keinen Fall! Ich bin mir sehr bewusst das du Spaß daran hast andere Menschen verletzt, wütend und irritiert zu sehen! Aber ich wäre kein Mensch wenn ich mir keine Sorgen um dich machen würde, wenn deine Hand so aussieht als hättest du es mit einem Hammer zermatscht!" wäre ich auch kein Mensch wenn ich sie einfach hier lassen würde? Und viel wichtiger, war sie tatsächlich anders als die anderen?

Immer noch Kyle's Sicht. Vor dem Abendessen wieder.

Das Mädchen der dieses Tagebuch gehört hatte, gefiel mir. Sie schien Dinge völlig anders zu sehen als andere, sie schien so zu sein wie ich. Zumindest ihre Denkweise ähnelte mir sehr. Ich las bereits seit einer Stunde dieses Tagebuch und sie schrieb ihre Meinung dazu hin, warum sie in der Schule anders ist, als Zuhause. Sie beschrieb es nicht komplett, deshalb wusste ich nicht ob sie ihre innere Dämonen versteckt wenn sie in die Schule geht und eine nette Person spielt oder ob sie vorspielt innere Dämonen zu haben damit keiner an sie rankommt. Auch über ihre Freundinnen schrieb sie, wie sie nicht weiß was die richtige Entscheidung zwischen so vielen Lügen ist und nicht weiß ob sie tatsächlich das tun sollte, was sie tun möchte. Ich begann ihr zu Antworten. Meistens fragte sie am Ende eines Abschnittes in ihrem Tagebuch eine Frage und ich begann mit einem schwarzen Stift, eine Antwort hinzuschreiben, selbst wenn ich nicht weiß ob sie dieses Tagebuch je wieder findet. Es ist schließlich bei mir?

Auf der nächsten Seite, schrieb sie über etwas das ich sehr gut verstand und ihre Worte nachvollziehen konnte.

Vertrauen. Man sagt wenn jemand mal dein Vertrauen bricht, brauchst du Jahre um jemanden anderen wieder zu vertrauen, du brauchst nur eine Sekunde um dieses Vertrauen wieder zu verlieren und für immer um es noch einmal aufzubauen. Als ich 14 war, passierte mir etwas wo ich mein Vertrauen gegen über Menschen verlor. Ich wünschte mir das der nächste Mensch dem ich sage „Ich vertraue dir" mir sagt, dass es die richtige Entscheidung war. Aber was tu ich, wenn es doch nicht die richtige Entscheidung war?

Seufzend nahm ich den Stift und konnte nicht fassen wie sehr mir dieses Mädchen bei manchen Dingen ähnelte, selbst wenn sie wahrscheinlich nie meine Antworten auf ihre Fragen sehen wird.

Dann weißt du, dass die Person die dein Vertrauen gebrochen hat, dein Vertrauen gar nicht wert war. Und du machst weiter wie bisher. Denn wie du schon einmal geschrieben hast, jeder Mensch ist anders. Und nur weil eine Person dein Vertrauen nicht schätzt, bedeutet es nicht das die Nächste es auch nicht wird. 

Dear DiaryWhere stories live. Discover now