Kapitel 3 | Party Hard II

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Und Miles trank. Nicht nur Bier, welches er ja nicht einmal gedurft hätte – nein, Däx schaffte es sogar, die richtig harten Sachen von der Barkeeperin für sich und seinen Freund zu ergattern. Vermutlich, weil er bereits wie achtzehn aussah und den Ausweis seines großen Bruders benutzt hatte, um ein rotes Bändchen am Eingang zu erhalten. Das erste Getränk, das er anschleppte, war ein Wodka-Cola-Mix zum Aufwärmen, Däx meinte, das bräuchte er, dann wäre es leichter, ein Mädel anzusprechen. Miles stellte es nicht in Frage, juckte es ihn doch, einen weiteren Punkt auf der Liste all der verbotenen Dinge, die er tun wollte, abzuhaken.

Am Anfang schmeckte das Zeug bitter und Däx lachte, als er zu husten begann, doch je mehr er davon trank, desto lustiger wurde ihr Aufenthalt im Star Light. Schnell war der Gedanke an die Mädels vergessen, denn Miles interessierte nur noch, was er noch hinunterschütten konnte. Die ganze Sache machte einfach immer mehr Spaß, besonders, als Däx auf das Mädelsangraben zurückkam, aber bei seiner Demonstration keinen gescheiten Satz mehr herausbrachte.

Tief im Inneren ahnte Miles, dass er und Däx sich so ziemlich daneben benahmen, aber durch den Alkohol empfand er das eher als spaßig. Nervig empfand er nur, dass ihn immer mehr Leute anrempelten ... oder war er es, der keine geraden Linien laufen konnte? Ihm war es egal, denn jetzt zählte nur der Moment. Heute wurde gefeiert und er genoss es in vollen Zügen.

Leider fand der Spaß für Miles ein viel zu schnelles Ende, denn er musste mit seinen angeblichen sechzehn Jahren die Disko um Mitternacht verlassen. Vor seinen Augen drehte sich alles, als ihm die milde Nachtluft umhüllte. Auch Däx schwankte – ihm schien es ähnlich zu gehen. Miles kicherte.

Eine Weile verbrachten die beiden Jungs damit, sich an die plötzliche Stille zu gewöhnen, die sich wie Watte auf ihre Ohren gelegt hatte, bevor Däx sich auf den Weg machte. Miles folgte ihm.

In seinem Inneren herrschte ein einziges Chaos – zugeben, ein äußerst amüsantes und ungewohntes, aber nach wie vor ein Chaos. Er fühlte sich vollkommen unbeschwert und alle Gedanken an irgendwelche Mathelehrerinnen, die sich über ihn bei seiner Mutter beschweren wollten, waren vergessen, oder so absurd, dass Miles nur kichern konnte.

Er ahnte, dass er völlig betrunken war, aber auch das war ihm wie alles andere gleich. Er wusste nur, dass es sich toll anfühlte und er das mit Däx jetzt öfter machen würde. Ein breites Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, als er an die vergangenen Stunden zurückdenken musste.

„Schie hat disch voll abscherviert", brach Miles schließlich das Schweigen, während die beiden Freunde gemeinsam durch die dunklen Gassen der Vorstadt torkelten. Er musste seinen Kumpel jetzt einfach damit aufziehen, es war zu witzig gewesen. Däx drehte den Kopf.

„Daschis nisch wahr", erwiderte er fröhlich. „Schie hat schich nur getschier... ge-ziert." Däx keckerte und stockte, als er sich plötzlich mit einer Straßenlaterne auf seinem Weg konfrontiert sah, von der er sich nicht sicher sein konnte, ob sie ihm ausweichen würde. Er beschloss, es darauf ankommen zu lassen; schließlich trainierte er gleich zwei Arten von Kampfsport. Die folgende Auseinandersetzung gewann die Laterne.

„Wasch maschst du da für'n Blödsinn?", fragte Miles mit einem Blick auf seinen zu Boden gegangenen Kumpel.

„Die Schtraschenfunzschel hat mir eine verpascht!"

Miles lachte und schwankte leicht, konnte sich aber halten. „Die wasch?"

„Die Laterne, du Schpackn", grollte Däx und kam unsicher zurück auf die Beine. „Dabei bin isch hier der Schtärkschte, jawoll, isch hab unsch beide insch Star Light geschleuscht."

„Geschleuscht!", johlte Miles vergnügt.

„Du weischt schon", erwiderte Däx verärgert. „Wir haben die Dischco infi... infil... infildingschda."

Das Erbe des LichtbringersWhere stories live. Discover now