Kapitel 44 | Die Schatten werden länger I

506 92 80
                                    


Einer der bedeutensten und talentiertesten Artefaktschmiede war der Magier Varengard. Über sein Leben ist nicht allzu viel bekannt, über seine Erzeugnisse jedoch umso mehr. Der im Jahre 939 geborene Wikinger widmete sein Leben ganz der Zauberei und praktizierte diese auch offen als Seiðmenn seines Clans.

Von seinem Volk gefürchtet und mit Verachtung bestraft, wurde er geduldet, denn Magie galt als unmännlich und eines echten Wikingers nicht würdig. Dennoch geschah es nicht selten, dass Krieger und Häuptlinge ihn aufsuchten, um sich ihre Kleidung verzaubern zu lassen, sodass kein Schwert sie zu durchdringen vermochte. Einige dieser „magischen Rüstungen" existieren sogar heute noch.

Neben seinen Gewändern wurde Varengard bei den Magiern für seine Zauberstäbe bekannt. Sein eigener Stab war aus dem Holz einer Esche - in Legenden heißt es sogar von Yggdrasil selbst - geschnitzt und mit mächtigen Runen verziert. Der Knauf, in Form eines Drachenkopfes, zeugt von der Macht, die Varengard diesen Fabelwesen zusprach. Bis heute hat man nicht herausfinden können, wie er es schaffte, die magische Ladekapazität von Holz auf derart signifikante Weise zu erhöhen.

Varengard gilt als er letzte große Magier der Wikingerzeit.

- aus „Auf den Spuren großer Magier"



„Fuck!", rief Miles, als ihm beim Durchscrollen seiner Kontaktdaten wieder einfiel, dass Flip gar kein Smartphone oder Handy besaß. Gerade jetzt, wo er die beiden unbedingt warnen musste. Ohne Magie würde Felix sich und Flip im Notfall nicht mehr tarnen können ... wenn die beiden sich zu sehr darauf verließen und irgendwelche dummen Risiken eingingen ...
Miles mochte den Gedanken nicht ausformulieren.

„Hey, es ist Flip, von dem wir hier reden", sagte Cora beruhigend, als hätte sie gehört, was in seinem Kopf vorging. „Der wird schon nicht blindlings zur Vordertür reinstürmen, sobald er den Schlupfwinkel des Hexenmeisters gefunden hat."

„Trotzdem ..." Besorgt biss Miles sich auf die Unterlippe und begann damit, nervös auf und ab zu laufen. Wann kam denn endlich dieser bescheuerte Bus? Sie hatten keine Zeit, hier herumzustehen. Zwei seiner Freunde waren in Gefahr!

„Könnte mir mal jemand erklären, was hier eigentlich los ist?", fragte Däx, der die Situation immer noch nicht verstand und nur missmutig von einem zum anderen blickte. „Also entweder wollt ihr mich aus irgendeinem Grund verarschen - was ich echt nicht mehr witzig finde - oder die machen Experimente mit euch an der Hochschule und ihr seid vollkommen übergeschnappt!"

Er wurde ignoriert.

„Miles, mach dich nicht verrückt, das passt nicht zu dir", versuchte Cora ihn zu beruhigen. „Ihnen wird nichts passiert sein. Wir fahren jetzt zur Hoch..."

„Ach, das passt nicht zu mir!?", fuhr Miles sie an. „Und zu dir passt es nicht, dass du die beiden einfach einem Hexenmeister hinterherschickst! Hast du vergessen, was der mit Herrn Jakob angestellt hat?"

„Nein, hab ich nicht!", schnauzte Cora zurück. „Gerade deswegen müssen wir etwas tun! Und das weiß auch Flip! Ich habe ihn nicht dazu gezwungen, es war seine Entscheidung und ..."

„Und ihr kommt jetzt endlich mal runter!", schnitt Däx ihr das Wort hab. Streitschlichtend stellte er sich zwischen die beiden Magier und schob sie voneinander weg. „Hört mal auf hier rumzubitchen, das hält ja keiner aus!"

Miles hielt inne. „Tut mir leid", entschuldigte er sich murmelnd und vergrub seine Hände in den Taschen seiner Jacke. „Ich mache mir halt Sorgen um die beiden."

Das Erbe des LichtbringersDär berättelser lever. Upptäck nu