Kapitel 15 | Sozialstunden

706 115 122
                                    


Orte der Kraft

[...] Stonehenge und die Pyramiden von Gizeh sind gute Beispiele für starke Orte der Kraft. Solche sogenannten „Kraftbauten" sind aber nur die auffälligsten unter ihnen. Im alltäglichen Leben gibt es natürlich auch zahlreiche, kleinere Beispiele wie Kirchen, Schlösser oder Altbauten.

- aus Leubrunners Lehrbuch der Magie; Abschnitt 3.5 Magische Phänomene




Das Ende der Ferien kam leider nur allzu schnell. Blacky hatte sich die letzten freien Tage nicht mehr bei Miles blicken lassen und auch sonst war jegliche Magie in seinem Leben seit dem Auftauchen des dunklen Magiers an der Ruine wie weggepustet. Des Öfteren zog Miles mit Däx durch die Straßen, doch nie war ihnen ein Schatten über den Weg gelaufen. Ganz als wäre die Unterrichtsstunde letzte Woche wirklich das Ende aller miraculösen Zwischenfälle in seinem Leben gewesen.

Der erste Schultag verlief mehr oder weniger gut für Miles. Seine Freunde hießen ihn lautstark willkommen, andere wie Sarah hatten nur ein „und ich hatte gehofft, sie hätten dich rausgeworfen" für ihn übrig. Wirklich schlimm war nur das widerliche Grinsen, dass sich bei jeder Gelegenheit in Herrn Akkurats Gesicht stahl, wenn er seine Aufmerksamkeit im Unterricht auf Miles richtete und ihn mit subtilen Andeutungen an seinen Nachmittagskurs erinnerte.

„Mit Eintritt in die zehnte Klasse wird sich euer Stundenplan mit ein paar zusätzlichen Stunden füllen. Aber keine Sorge, so viele wie bei Miles werden es garantiert nicht werden."

Einige Schüler lachten und Miles konnte die Genugtuung in Herrn Akkurats Augen sehen, wann immer er ihn erneut vor der Klasse demütigte. Plötzlich erschien ihm Däx' Idee, den fetten Mercedes des alten Tyrannen in Brand zu stecken, gar nicht mehr so abwegig. Er würde es seinem Klassenlehrer noch heimzahlen, das schwor er sich! Aber nicht heute.

Nach Stunden der Langeweile endete die Schule und entließ Miles aus ihren Fängen. Auf dem Weg nach draußen rempelte ihn Martin an, ein Junge, mit dem Miles sich nie wirklich verstanden hatte.

„Hey, viel Vergnügen beim Sozialtraining, Loser."

„Fick dich, Arschloch!"

Martin lachte nur spöttisch.

„Na na, diese Ausdrücke wird man dir dort hoffentlich abtrainieren. Würde mich ja gerne noch weiter mit dir unterhalten, aber ich hab heute ein Date mit 'nem heißen Mädel aus der Parallelklasse. Ich hab ja die Nachmittage Zeit für sowas." Grinsend zeigte er Miles den gestreckten Mittelfinger.

„Mach einfach 'nen Abgang, Martin", grollte Däx, der drohend an Miles' Seite getreten war. Der Junge lachte nur, dann war er in der lärmenden Schülerschar verschwunden.

„Was ist?", murrte Miles, weil Däx ihn mit einem ernsten Blick musterte.

„Nichts. Ich frage mich nur, wann Martin so eine große Klappe gewachsen ist, und wann du deine scharfen Antworten verloren hast."

„Däx, ist dir gerade nicht aufgefallen, was Herr Akkurat eben gemacht hat?", fragte er, während sie über die Türschwelle hinaus ins Freie traten. Es war ein warmer Spätsommertag.

„Er hat dich bloßgestellt, na und? Das macht er gerne. Aber normalerweise schweigst du dazu nicht einfach. Hat er dich endlich gezähmt?"

„Nie!", fauchte Miles.

„Ist ja gut." Däx hob abwehrend die Hände. „Lust auf Hamburger? Dein Kurs beginnt ja erst am Nachmittag. Ich begleite dich in die Stadt."

Miles nickte. „Danke."

Das Erbe des LichtbringersWhere stories live. Discover now