Kapitel 28 | Ein längst überfälliges Gespräch I

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Die Ausbildung zum Magier ist nie leicht. Mit dem M-Gen geborene Kinder müssen ab ihrer Pubertät zusätzlich zu ihren Schularbeiten auch noch Zeit und Konzentration für ihre magischen Studien aufwenden – beinahe unmöglich, daneben noch weitere Freizeitaktivitäten unterzubringen. Nicht selten gibt es im Leben eines jungen Magiers diesen einen Moment, in dem er sich und seine Begabung nur noch verflucht. Deshalb gibt es die Vertrauten. Jeder Magier braucht in der heutigen Zeit jemandem, der diese Last mit ihm teilen kann.

- Winfried van Harzel




Am nächsten Morgen fragte Miles sich, warum sein Wecker klingelte. Schließlich hatte er doch nun sein verdientes Wochenende. Halt, nein. Ich habe das komplette Wochenende gelernt. Erst mit Flip, dann mit Katy und zum Schluss noch mit Cora. Heute ist Montag. Wie fies ist das denn?

Völlig übermüdet schleppte er sich zuerst in die Dusche, nach dem Frühstück zur Schule und dort durch den Unterricht. In der Pause prahlte er vor Däx mit seinem Date, kam aber ins Stocken, als sein Kumpel ein Foto von ihr sehen wollte. Er hatte keines von ihr schießen können, war zu feige gewesen, sie zu fragen, ob er eines machen durfte.

„Kein Foto?", fragte Däx misstrauisch. „Und Sex hattet ihr auch nicht? Uh, oh ..."

„Sie gab mir einen Kuss!", fauchte Miles etwas aufgebracht über die Reaktion seines besten Freundes.

„Richtig mit Zunge, eh?"

Miles wandte den Blick ab. „Auf die Wange", nuschelte er verlegen.

„Tja, tut mir leid, dir das sagen zu müssen, Partner, aber du scheinst in ihren Augen der nette Typ zu sein. Sie wird dir tausendmal sagen, wie lieb du bist und dass alle anderen Kerle, mit denen sie zu tun hat, totale Arschlöcher sind, aber ranlassen wird sie einen anderen. Das ist nun mal so."

Nach dieser Aussage war Miles etwas ausfallend geworden, weswegen sie den Rest des Vormittags nicht mehr miteinander gesprochen hatten.

Zum Glück verlief der Nachmittag an der Hochschule bedeutend besser. Cora und er hielten ihren Vortrag informativ genug, denn Herr van Harzel lobte ihre gute Vorbereitung. Auch die anderen Gruppen hatten sich ausgiebig mit ihren Themen befasst – Miles schob es alles auf die Magie, denn Magie war spannend – und so erfuhr er einige interessante Dinge über Magiekonzentration und dass es sogar ein magisches Abfallprodukt namens Vanum gab.

Aber auch andere Themen wie die Gesetzeslage der Magier wurden besprochen. An dieser Stelle startete Herr van Harzel eine ausgiebige Gruppendiskussion, weil er ein juristisches Grundwissen für „sinnvoll" erachtete.

„Ihr sollt schließlich wissen, wie ihr eure Fähigkeiten legal einsetzt und welche magischen Kunststücke schwere Folgen nach sich ziehen können" – so seine Worte.

Und so ging Miles' magische Ausbildung weiter. Am Dienstag beschäftigten sie sich erneut mit der Ley-Dynamik, in der sie nun die vier Bewegungsregeln der Magie klassifizierten, zudem sahen sie sich ein Lernvideo an. Miles hätte nie gedacht, dass es magische Lehrvideos gab. Irgendwie hatte er gehofft, die Magier hätten bessere Möglichkeiten, Unterricht zu gestalten. Wie gewohnt kam auch in dieser Stunde niemand zu Wort, da Frau Schrullzirkel alle eventuellen Fragen selbst beantwortete und mehr Wörter ausspuckte, als Miles in einer Woche hätte sagen könnte.

Etwas mulmig wurde ihm erst, als am Mittwoch Privatunterricht bei Erzmagier He anstand.

Mit einem miesen Gefühl im Magen stand er vor der Tür und zögerte das Anklopfen hinaus. Siedendheiß fiel ihm ein, dass sein Meister ihm ja eine Aufgabe gegeben hatte, die er bei den ganzen Geschehnissen der letzten Woche allerdings in seinen Hinterkopf verbannt hatte. Warum war sein Zauber beim ersten Versuch so explosiv gewesen, während die Flamme beim zweiten Mal loderte, wie er es gewohnt war? Er wusste es immer noch nicht. Unwohl rückte er den Hánfu zurecht, den er in seinem Rucksack mitgeschleppt und bereits angezogen hatte.

Das Erbe des LichtbringersHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin