Kapitel 46 | Der Anfang vom Ende I

567 85 108
                                    


Versiegelte Nachrichten

Unter einer versiegelten Nachricht versteht man einen Schriftzug, einen Brief oder auch ein Bild, welches nur mittels Magie sichtbar gemacht werden kann.

Das Grundprinzip einer versiegelten Nachricht ist das eines Tarntitels. Während bei letzterem jedoch nur ein magisches Grundgespür nötig ist, um durch die Tarnschrift zu sehen, so wird bei der versiegelten Nachricht ein komplexeres Verschlüsselungssystem verwendet. So können sie auf jedes beliebig ausgewählte Merkmal ausgerichtet werden. Beliebt sind hier: eine bestimmte Person, Altersgruppe, oder der Rang eines Meisters und/oder Erzmagiers.

- aus Leubrunners Lehrbuch der Magie; Kapitel 2.3 Techniken



„Das ist alles!?", fragte Miles entgeistert, nachdem er und Cora Flip und Däx in der Eingangshalle in die Arme gerannt waren. „Das ist Blackys ach so toller Plan?"

Flip hob schützend die Hände. „Es ist durchaus ein vernünftiges Vorgehen."

„Ohja", erwiderte Miles sarkastisch und verdrehte die Augen. „Und was ist mit Yolanda? Niclas schien ein wenig Ahnung von Medizin zu haben. Ich sag's ja ungern, aber mit ihm in ihrer Nähe habe ich mich besser gefühlt."

„Deine Freundin passt jetzt auf sie auf", sagte Däx zuversichtlich. „Sie soll was über ihre Vergiftung lesen."

„Das macht sie aber nicht zu einer Medizinerin!" Enttäuscht ließ Miles die Schultern hängen. „Wie geht es Felix?", fragte er. „Er ist erst elf; die Ereignisse müssen ganz schön schockierend für ihn sein."

Flip und Däx wechselten einen überraschten Blick.

„Jetzt wo du es erwähnst", murmelte der Empath und rückte sein Cappy zurecht, „ich habe ihn ganz vergessen. Er war eben auch gar nicht mehr im Raum. Oder hast du ihn gesehen, Däx?"
Der Kubaner legte angestrengt die Stirn in Falten. „Wer ist Felix?"

„Klein, blond, immerwährende Euphorie ...", begann Miles aufzuzählen.

„Den Jungen, den ihr abgefüllt habt!", fügte Cora finster hinzu. „Du hast Miles dazu angestachelt, oder?"

„Ganz langsam, Süße, ich hab ..."

„Das ist jetzt egal", schob Miles eine verbale Trennwand zwischen die beiden Kontrahenten. „Hast du ihn gesehen, Däx?"

Sein Kumpel schüttelte den Kopf. „Das letzte Mal, als Miss Versteht-keinen-Spaß ihm die Augen zugehalten hat, damit er Wasabis Wunde nicht sieht."

Miles grummelte und schob die Hände in die Taschen seines Pullovers.

„Toll! Jetzt ist Felix auch noch abgehauen. Vermutlich wurden ihm die Ereignisse zu viel und er hat sich irgendwo zurückgezogen. Im schlimmsten Fall hat er die Hochschule verlassen." Miles seufzte. „Okay, helft mir ihn zu suchen. Wir teilen uns auf und rufen nach ihm. Ich will nicht, dass ihm etwas passiert."

„Was sollte mir passieren? Mein großer Bruder ist doch in der Nähe."

Miles wirbelte herum. Vor ihm stand Felix und sah sie unschuldig an, die Hände hinter dem Rücken verborgen.

„Verdammt noch mal, Felix! Was schleichst du dich einfach so an?"

„Ich schleiche mich nicht an!", entgegnete Felix angegriffen. „Ich bin schon die ganze Zeit da. Ihr achtet nur nicht auf mich." Traurig ließ er den Kopf hängen. „Nicht mal mein großer Bruder beachtet mich."

Das Erbe des LichtbringersWhere stories live. Discover now