Kapitel 40 | Schluss mit Lustig

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Magische Ladung

So wie sich Magie um uns herum in der Luft befindet, so durchringt sie auch Materie und lädt diese auf; verändert sie im Falle von Leben sogar. Bei begabten Magiern resultiert das in kleinen Änderungen ihrer Physiologie wie zum Beispiel der erhöhten Kälteresistenz der Haut und inneren Organe eines Blizzards. Tote Materie jedoch wirkt sich nur auf die Bewegung von Magie aus, so wie Stein zum Beispiel Magie konzentriert. Von alleine laden sich nur die wenigsten Materialien mit Magie auf, dazu gehören die meisten Kristallstrukturen – besonders Diamant –, Silber, Sauerstoff und zu geringen Teilen auch Wasser und Holz.

So wie ein Magier Magie bewegen und verbrennen kann, so ist er auch in der Lage, Materie mit Magie anzureichern, unter anderem auch seinen eigenen Körper. Einige Materialien halten Magie ohne Verlustrate, andere wiederum geben sie schon nach kurzer Zeit wieder an die Luft ab, weswegen sie als magische Behälter ungeeignet sind. Eine Liste zu den Materialien und ihrer Ladungskapazitäten findet sich am Ende des Kapitels.

Wie sich zeigt haben Kristalle mit die höchste Kapazität. Deswegen werden sie gerne in Zauberstäbe eingefügt, die bis heute als mobile Magiespeicher für Magier dienen.

- aus Leubrunners Lehrbuch der Magie; Kapitel 2.1 Magische Ladung



Schafftlich zögerte, als er den Schlüssel zu seiner Wohnung ins Schloss steckte. Er wusste nicht wieso, aber irgendetwas ging da drinnen vor sich. Die Magie fühlte sich ... anders an, als er es gewohnt war ... mächtiger!

Voller Unbehagen öffnete er die Tür und trat ein. Eine drückene Schwere schlug ihm entgegen, ganz, als hätte die Luft um ihn herum einiges an Gewicht zugelegt. Vorsichtig wich er über die Schwelle und spürte, wie sein Anzug zu knistern begann als stünde er unter elektrischer Ladung. Etwas war hier nicht in Ordnung – ganz und gar nicht in Ordnung!

Mutig stieß er ins Wohnzimmer vor, wo er die Quelle seines Unwohlseins vermutete. Er fand den Hexenmeister – keine großartige Überraschung. Ihm den Rücken zukehrend und mit ausgebreiteten Armen schwebte er mitten im Zimmer. Eine Aura der Unschärfe und Energie umgab ihn; ließ seinen Umhang sachte umherwallen als befände er sich unter Wasser.

Schafftlich erschauderte. Was für einen dunklen Hokuspokus sein Meister auch diesmal trieb, hoffentlich würde er ihn auf dieses Zimmer beschränken. Jeder normale Mensch konnte spüren, dass hier etwas am Brodeln war. Selbst sein Hund versteckte sich unter dem Sofa und wagte keine Pfote hervor.

„Ah, Schafftlich", vernahm er die Stimme des Hexenmeisters, woraufhin die Aura verblasste und der merkwürdige Druck im Zimmer zurückging. Langsam schwebte der Schattenlord um die eigene Achse, bis er Schafftlich die Frontseite zuwandte und seine Füße wieder den Boden berührten. „Ihr kommt gerade recht, um etwas Großartigem beizuwohnen. Seht, es wird Euch gefallen."

„So, wird es das?", murmelte Schafftlich mehr zu sich selbst. Der Hexenmeister ignorierte den Einwand und schritt auf die Küche zu.

„Wisst Ihr, wie Zauberstäbe entstehen?", fragte er im Vorbeigehen. Schafftlich folgte ihm zögernd.

„Ja, natürlich. Man reichert einen Magiespeicher an – am besten Kristall oder Diamant – und setzt ihn in einen Stab."

„Das ist eine Möglichkeit", stimmte der Hexenmeister zu. „Eine andere besteht darin, den Stab selbst als Magiespeicher zu nutzen. Ihr scheint Euch damit auszukennen, denn ihr habt geeignete Vorlagen im Haus."

Schafftlich stutzte. Das war ihm neu. In seinem Haus befand sich unter Garantie nichts, was sich als Zauberstab verwenden ließe. Erst recht nicht in der schmalen Abstellkammer, in die der Hexenmeister nun seine hohe Gestalt schob. Was suchte er dort nur? Die Antwort präsentierte sich ihm wenige Sekunden später.

Das Erbe des LichtbringersWhere stories live. Discover now