Kapitel 47 | Schattentanz V

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„Bitte beruhigen Sie sich doch!"

„Oh nein!", zeterte die Alte und versuchte sich aus Katys Griff zu befreien. „Ich hab eindeutig Schreie da oben gehört! Erst das zersplitterte Fenster vor wenigen Stunden und jetzt das! Ich rufe die Polizei!"

„So warten Sie doch!", versuchte Katy es erneut, denn die Polizei war das Letzte, was sie hier gebrauchen konnten. „Es ist mitten in der Nacht. Der Mieter über ihnen schaut sich bestimmt nur einen Horrorfilm an!"

„Dann werde ich erst recht die Polizei rufen!", insistierte sie weiter. „Er hat den Fernseher viel zu laut!" Mit einem energischen Zerren riss sie sich los.

Katy überlegte, ob sie die Alte einfach k.o. schlagen sollte, befürchtete aber, das Mütterchen dabei zu stark zu verletzen. Dass diese alte Schabracke auch gerade jetzt aufwachen musste. Das war eindeutig Däx gewesen, der geschrien hatte und Katy fühlte sich gedrängt, den beiden Jungs erneut zu Hilfe zu eilen. Obwohl ... da oben war anscheinend die Gefahr. Vielleicht sollte sie die Alte doch die Polizei rufen lassen.

Felix war ihr in der Situation keine Hilfe. Wie versteinert stand der Junge auf der Straße und starrte mit den Fingernägeln im Mund entsetzt zum Fenster im zweiten Stock empor. Er hatte Angst.

„Da oben ist nichts!", versuchte Katy ihn zu beruhigen. „Nur der Fernseher, alles in bester Ordnung."

Verschreckt wandte er ihr sein Gesicht zu.

„Oh nein, das glaube ich nicht!", mischte sich die Alte wieder ein und ohne darauf zu achten, dass neben ihr ein verängstigtes Kind stand. „Wissen Sie, da oben geht schon seit einiger Zeit nicht alles mit rechten Dingen zu. Seltsame Gestalten gehen dort ein und aus. Ein Mann in einem langen Mantel, der ständig sein Gesicht verbirgt. Ich hab das schon der Polizei gemeldet, aber die halten mich für vollkommen verrückt."

Oh ja, warum nur?, kommentierte Katy innerlich.

„Wir sind hier im HotSpot", argumentierte sie ärgerlich. „Hier wohnen nur seltsame Leute – Sie natürlich ausgeschlossen. Ist der Mann Muslim? Es könnte seine Frau mit einer Burka gewesen sein."

„oh neinneinneinneinnein", widersprach die Alte erregt. „Dafür sah die Kleidung zu teuer aus. Zu gut für solche Leute!"

Oh Himmel, eine Nazi-Oma ist sie auch noch! Katy schüttelte energisch den Kopf. „Ich halte nichts von solchen Geschichten", sagte sie bestimmt. „Ich bin sicher, da oben ist alles in bester Ordnung."

Ein weiterer Schrei ertönte und Katy sah gerade noch, wie ein Mann über ihnen aus dem Fenster fiel. Mit dem hässlichen Knacken brechender Knochen schlug er keine drei Meter von ihnen entfernt auf der Straße auf.

Schock lähmte die drei Beobachter.

„Okay", fand Katy ihre Stimme als erste wieder. „Ich nehme alles zurück."

*******

Es krachte und ein weiterer Lautsprecher wurde in seine Bestandteile zerfetzt.
„Wieder daneben", sprach Miles in das Headset, während Cora den Schalter einer Mehrfachsteckdose betätigte, um einer anderen Box Saft zu geben. Flip hatte Recht behalten. Die Technik verwirrte den Hexenmeister. Er kam einfach nicht damit klar, dass Miles' Stimme ständig aus einer anderen Richtung kam. Allerdings würde dieses Ablenkungsmanöver nicht mehr sehr lange funktionieren.

„Du kannst dich nicht ewig verstecken!", gellte der Hexenmeister. „Du magst mich mit diesen Geräten zum Narren halten, aber ich werde jedes einzelne vernichten, bis nur noch du übrig bleibst! Ich weiß, dass du hier bist! Und sei gewiss, ich werde dich finden!"

Das Erbe des LichtbringersΌπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα