Kapitel 49 | Verantwortung und Konsequenzen II

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Miles atmete auf. „Danke sehr."

„Keine Ursache, Kleiner." Blacky tappste nach vorne und machte es sich auf seinem Schoß bequem.

„Wir hätten dir schon eher geholfen", fügte Yolanda hinzu und setzte sich auf den Stuhl, der zwischen Miles' Bett und dem Fenster stand, „aber wir wollten herausfinden, was Siggert beabsichtigt. Den Fall Hexenmeister untersucht er nämlich nicht!" Sie seufzte und Erschöpfung bemannte sich ihrer. „Eine Begegnung mit der Extraktionsbehörde, besonders mit Inspektor Siggert, ist immer eine unliebsame Erfahrung. Mein Kompliment, du hast dich gut geschlagen."

„Natürlich hat er das" und erstmal sah Miles den alten Funkenschmied lächeln. „Er ist schließlich mein Schüler."

„Aber er weiß das mit Felix", hielt Miles fest, bei dem die Sorge sich wie eine Zecke festgebissen hatte.

„Gar nichts weiß er", brummte Blacky. „Er hat einen scharfen Verstand und vermutet viel, um seine Subjekte zu verunsichern. Deswegen habe ich an dieser Stelle eingegriffen. Am Ende bringt er die Extraktion gegen dich noch durch."

„Heißt das, er ...?"

„Keine Sorge", beruhigte ihn die Hüterin. „Er kann nichts beweisen. Die offizielle Geschichte ist die, die Felix mir vergangenen Sonntag erzählt hat. Außerdem", fügte sie mit einem Schuss Entschlossenheit hinzu, „würde ich ihm die Hölle heiß machen, wenn er versuchen würde, einen solchen Beschluss gegen dich und deine kleine mutige Truppe durchzubringen." Sie lächelte aufmunternd.

„Also", sagte Miles unsicher, „gibt es diesmal keinen Ärger?"

Hingegen seiner Erwartung lachte Frau Wasabi, hielt aber schnell inne, da es sich in ein schmerzvolles Husten verwandelte.

„Geht es Ihnen gut?" Abermals wollte er sich aufrichten, aber seine eigene Verletzung erinnerte ihn durch Schmerzen daran, dass er das endlich lassen sollte.

Frau Wasabi winkte ab. „Geht schon. Die Vergiftung ist kuriert, aber ich habe immer noch eine unschöne Fleischwunde in der Seite. Gibt Schlimmeres. Ich bin froh, nach einer Woche überhaupt auf den Beinen zu sein. Ohne euch wäre ich bestimmt jetzt tot ..."

Blackys Ohr zuckte. „Du weißt schon, dass du ihn mit deiner Dankbarkeit nur noch mehr zu solch unbedachten und lebensgefährlichen Aktionen anstacheln wirst, oder?"

„Ich kann ja schlecht böse darauf sein, dass er und seine Freunde den Bann brachen und den Hexenmeister verjagten."

„In der Tat", pflichtete Meister He bei und trat näher an das Bett heran. „Auch wenn das extrem leichtsinnig war." Ohne Vorwarnung knallte etwas auf seinen Schädel nieder und Miles fluchte ausgiebig. Einmal über den Schlag, den ihn sein Meister anscheinend mit einem Regenschirm übergezogen hatte und ein zweites Mal, weil er sich mit der reflexartigen Bewegung, sich den Kopf zu reiben, nur weitere Schmerzen in seiner Einstichswunde zufügte.

„Autsch, wofür war das denn nun schon wieder!?", fauchte er seinen Meister an, der aufrecht, den Regenschirm mit beiden Händen auf den Boden gestützt vor ihm stand, während Blacky sich nur teilnahmslos mit der Hinterpfote am Ohr kratzte.

„Für deine Leichtsinnigkiet, wofür sonst?", erwiderte He hart. „Ich verliere nicht gerne Schüler, das macht sich nicht gut in meiner Akte als Jungmagierausbilder. Zumal du mit dem Schicksal der ganzen Welt gepokert hast, dich als vermeintlicher Lichtbringer ohne irgendein Training direkt umbringen zu lassen."

„Aber ich war doch gar nicht der Lichtbringer", hielt Miles fest.

„Aber alle hielten dich dafür. Wir, deine Freunde und am Ende du dich selbst. Und was in den Köpfen der Menschen sitzt, ist Realität. Also warst du es. Alle haben es geglaubt und ihr Leben dafür aufs Spiel gesetzt." Er nickte kurz in Flips Richtung, der immer noch reglos in seinem Bett lag. „Ich glaube, du weißt jetzt, was es bedeutet, Verantwortung für etwas zu übernehmen und dafür die Konsequenzen zu tragen."

Das Erbe des LichtbringersWhere stories live. Discover now