Kapitel 26 | Zu gut für diese Welt

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Telepathie

Auch bekannt als die Kunst der gedanklichen Kommunikation. Obwohl man bei Telepathie von einem magischen Talent spricht, ist sie im eigentlichen Sinne keine Zauberei. Das liegt daran, dass keine Magie verbrannt werden muss, um telepatisch zu kommunizieren. Mit ein wenig Übung sind Magier in der Lage, die natürliche Flussrichtung der Magie so zu manipulieren, dass zwischen ihnen ein beiderseitiges Band entsteht, ähnlich wie bei einem LAN-Kabel.

Eine der Eigenschaften von Magie ist es, Informationen aufzunehmen, so auch die Gedanken von Magiern. Magier mit einem guten Gespür für die Magie sind somit in der Lage, die in ihr enthaltenen Informationen zu hören und zu sehen.

- aus Leubrunners Lehrbuch der Magie; Abschnitt 2.2 Eigenschaften der Magie



„Nervös?"

Miles warf Flip einen skeptischen Seitenblick zu. „Musst du das wirklich fragen?"

Der Empath zuckte mit den Schultern. „Nein, aber es schien mir ein geeigneter Einstieg für belanglose Kommunikation zu sein."

Miles antwortete nicht darauf. Flip hatte recht, er war nervös – und das nicht zu knapp! Und das Gefühl wurde immer schlimmer, je weiter sie sich der Adresse näherten, die Katy ihm genannt hatte. Das Viertel war ihm inzwischen wohlbekannt, schließlich hatte er es jeden Morgen durchquert, als er noch von Blacky in seiner Gabe unterrichtet worden war.

Blacky ... Was der Fuchs wohl tat? Er hatte seine Aufgabe erledigt und war dann einfach aus Miles' Leben verschwunden ... Vertrauter, pah, es war ein Job gewesen, mehr nicht. Vermutlich geht er schon den nächsten Jungmagier auf die Nerven.

Ein Windzug fuhr durch die Bäume und den Stoff von Miles' Pullover. Er merkte, wie er zu zittern begann. Je feuerresistenter er wurde, desto mehr setzte sie ihm anscheinend zu, denn Flip kam mit einem dicken Pulli aus. Der Junge bemerkte seine Reaktion, deutete sie aber falsch.

„Beruhige dich, es kann doch gar nichts passieren", sagte er. Sein gewohnt zögerlicher und unsicherer Ton trat die angedachte Wirkung der Worte mit Füßen. „Ich bin sehr sicher in Mathe und solange wir telepathisch in Kontakt miteinander stehen und wir uns stark genug konzentrieren, wird alles gut laufen. Du darfst die Verbindung nur nicht unterbrechen, sonst kann ich dir nicht mehr helfen und eine neue aufzubauen wird schwierig über die Distanz."

„Danke für's Mutmachen", antwortete Miles sarkastisch.

Flip wurde rot. „Eeh ... selbst wenn das passiert; dieses Mädchen geht in die elfte und du in die zehnte Klasse? Sie kann kaum erwarten, dass du ihr bei ihrem aktuellen beziehungsweise dem noch vor dir liegendem Stoff helfen kannst. Wenn alle Stricke reißen, dann sag, dass du das noch nicht im Unterricht hattest."

„Das kann ich nicht."

Flip sah ihn verständnislos an und hielt sein Cappy fest, als ein weiterer Windstoß durch die unbelebte Gasse des Außenviertels fegte.

„Aber es ist die reine Wahrheit. Es ist nicht schlimm. Ich verstehe ja, dass du helfen willst und ich bewundere, wie viel Mühe du dir gibst. Ihr trefft euch zum Lernen, so wie wir gestern, da ist nichts dabei."

Miles schwieg und ließ seinen Blick über die ordentlichen Vorgärten der kleinen Wohnhäuser schweifen. Ja, sie trafen sich zum Lernen ... wenn aber nun Däx recht behalten sollte – was Miles als gar nicht so unwahrscheinlich einstufte – dann würden er und Katy gleich was ganz anderes machen und er wollte nicht, dass Flip dann noch mit ihm irgendwie telepathisch verbunden war und ... spannerte.

Das Erbe des LichtbringersWhere stories live. Discover now