Kapitel 48 | Das Erbe des Lichtbringers II

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Miles stieß einen Wutschrei aus und warf einen Feuerball nach dem verhassten Feind.

Wirkungslos erlosch das Geschoss einen Meter, bevor es sein Ziel erreichte.

„Putzig", kommentierte der Hexenmeister belustigt. „Dein Freund ist dir ziemlich egal, oder?"

Miles knurrte.

„Hör nicht auf ihn", wisperte Cora ihm zu. „Er will dich nur provozieren, um dich unvorsichtig zu machen. Es war Flips Entscheidung, du bist nicht dafür verantwortlich! Nutze die Zeit, die er dir schenkt. Wenn wir untergehen, dann im Kampf. Auch ... auch wenn ich nicht weiß, was ich ihm mit meiner Gabe antun könnte."

Einmal mehr lachte der Hexenmeister. „Na los, greift mich doch an. Ich habe Zeit, dein Freund allerdings nicht."

Miles sah zu Cora. Angst lag in ihrem Blick. Angst aber auch Entschlossenheit. Sie war bereit, hier mit ihm zu kämpfen. Und Miles hatte auch schon eine Idee. Allerdings wäre es nicht gut, wenn der Hexenmeister mithörte. Vorsichtig stuppste er ihr Bewusstsein an und hoffte, dass sie würde antworten können.

Cora, sagte er telepathisch.

Oh shit! Ich höre dich in meinem Kopf. Du ...

Ich brauche deine Hilfe!, unterbrach er ihre verwirrten Gedanken. Wir müssen uns koordinieren, ohne, dass der Hexenmeister es mitbekommt. Das geht nur auf dem Weg der Telepathie. Flip hat es mir beigebracht. Ich halte die Verbindung, du musst einfach nur denken, was du mir mitteilen willst, okay?

Cora zögerte kurz. Okay, antwortete sie.

Mein Feuer blockt er ab. Aber ich habe eine andere Idee. Er stellte sich die Szenerie bildhaft vor, um sie schneller zu erklären.

Cora nickte. Sie verstand die Bilder.

Sie teilten sich auf und näherten sich ihrem Feind aus zwei Richtungen. Langsam brachten sie sich in Position, während der Hexenmeister immer noch still, mit dem von Miles' Blut getränkten Schwert in der Hand vor ihnen wartete.

„Zwei gegen einen", sagte er hämisch. „Habt ihr denn keinen Funken Ehre?"

„In diesem Kampf geht es schon lange nicht mehr um Ehre", antwortete Miles seinen Spott ignorierend. Unauffällig ging er hinter einer exotischen Pflanze in Deckung, die mit einem kleinen Umzaun aus Gusseisen vor neugierigen Parkbesuchern geschützt werden sollte. Perfekt!

Er warf einen schnellen Blick hinüber zu Cora, die auf der anderen Seite des Kiesweges neben einer Parkbank in die Hocke gegangen war. Um die Bank herum hatte man den Boden betoniert und Miles konnte undeutlich ihr Spiegelbild in einer der Pfützen sehen.

Jetzt?, fragte sie.

Nein! Warte noch. Ich muss erst ... Miles klammerte sich an das Geländer. Jetzt!, teilte er Cora den Befehl zum Angriff mit.

Seine Freundin zögerte nicht länger. Wasser stieg aus Pfützen, Gras und Boden vor ihr in die Luft, formte sich und flog dem Hexenmeister entgegen. Noch mitten im Flug erstarrte es zu Projektilen scharfkantigen Eises, als Miles jegliche Wärme aus der Flüssigkeit zog und sie in das Gusseisen leitete.

Überrascht hob der Hexenmeister das Schwert, um den Hagel aus Eissplittern abzuwehren, der nun von Cora ausging.

Ja gib's ihm!

Mit Vergnügen!, antwortete sie und Miles sah ein grimmiges Lächeln über ihr Gesicht huschen. Er konnte fühlen, wie ihre Hoffnung stieg, als wären es seine eigenen Empfindungen. Doch der Schub der Entschlossenheit blieb nicht von Dauer.

Das Erbe des LichtbringersWhere stories live. Discover now