Kapitel 9

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Miguel
19.13 Uhr

Den ganzen Tag schon sitze ich im Büro und betrachte meine Waffe gedankenverloren.
In den nächsten Tagen wird sein Sohn hier auftauchen, da bin ich mir sicher.
Aber darum kümmere ich mich, wenn es so weit ist.

Zu aller erst muss ich jetzt zu Amara.

Ich will die Treppe hochgehen, da ich vermute, dass sie in meinem Zimmer sitzt, als ich Stimmen aus dem Wohnzimmer höre.

Ein Blick durch die breite Tür verrät mir, dass sie mit Xavier auf der Couch sitzt.
Sie scheinen etwas zu spielen.
Stirnrunzelnd gehe ich auf die beiden zu und tatsächlich erklärt Xavier ihr, wie man Karten spielt.

Ich lasse mich gegenüber von den beiden auf dem Sofa nieder.
Amara stoppt sofort in ihrer Bewegung als sie mich sieht, doch ich signalisiere ihr mit einer einfachen Handbewegungen, dass sie weiter spielen soll. 

"Und was kann ich jetzt legen?", fragt sie Xavier verwirrt, als sie nicht mehr weiter weiß.

"Entweder das gleiche Symbol oder die selbe Zahl in jeder Farbe." erklärt er ihr.

"Sonst musst du ziehen.", mische ich mich ein und deute auf den Stapel der vor ihr liegt.

Der Duft von Tacos steigt mir in die Nase, während ich hier sitze und warte, dass beide fertig gespielt haben.
Im Augenwinkel sehe ich eine Haushälterin aus der Küche kommen und Teller auf den Tisch stellen.

"Gewonnen!", ruft Amara und lenkt meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. 

Xavier knallt die Karten auf den Tisch.
"Anfängerglück", schmunzelt er und packt die Karten zusammen.

"Können wir nicht noch eine Runde?", fragt ihn Amara nervös und knetet ihre Hände.

Sie hat Angst, dass er sie mit mir alleine lässt, das ist mir klar.

Er schüttelt den Kopf.
"Muss arbeiten.", lächelt er und schließt die Plastikverpackung des Spiels.
Xavier geht um den Couchtisch herum und auch Amara will aufstehen und das Wohnzimmer hastig verlassen.

"Hier geblieben.", stoppe ich sie und stehe auf.
Ängstlich setzt sie sich wieder auf das Ledersofa.

"Du hast ihn angelogen.", mache ich ihr klar, dass ich es weiß. 

Sie sagt nichts.

"Du warst nicht diejenige, die ihn zu mir geführt hat. Es war Jake.", rede ich drauf los.

"Stimmt das?", hake ich nach. 

Sie nickt.
"Ich hab ihm gesagt, dass du in Sacramento wohnst."
Ihre Stimme ist heiser und rau und sie klingt, als wäre sie 3 Tage auf einem Festival gewesen.

"Als er herausgefunden hat, dass ich Lüge, hat er mir seine Männer auf den Hals gehetzt, die mich verprügelt haben. Dann bist du mit Xavier gekommen.", erzählt sie mir endlich die ganze Wahrheit.

"Also. Carlos hat dir an der Uni aufgelauert und dir erzählt, dass er dich in Ruhe lässt, wenn du mir meine Kunden abluchst und ihm was über meine Geschäfte erzählst?", fasse ich zusammen.

Sie spielt aufgeregt mit ihren Fingern.
"Ja,"

"Und als er herausgefunden hat, dass du gelogen hast und aussteigen wolltest, hat er dir seine Handlanger geschickt.", stelle ich fest.

Sie nickt erneut.

"Zeig mir deine Knie.", fordere ich sie auf und krempel die Ärmel meines Hemdes hoch.

"Da ist nichts.", will sie mir ihre Knie nicht zeigen

Ich sehe, dass sie Angst hat, deshalb lasse ich sie vorerst damit in Ruhe.

"Gut okay, dann komm essen. Danach holen wir deine Sachen."
Ich stehe auf, greife mein Jackett und gehe zum Esstisch.

Mit langsamen Schritten folgt sie mir.
Damit sie sich besser setzen kann, ziehe ich ihr den Stuhl zurück.

"Kommt Xavier nicht?", fragt sie unsicher, als sie nur 2 Teller sieht.

"Der muss arbeiten.", erkläre ich ihr und lege einen Taco auf ihren Teller. 

Sie sieht unzufrieden aus, weshalb ich seufze.
"Ricarda!", rufe ich die ältere Haushälterin.
"Hol Xavier, er steht draußen.", nicke ich zur Haustür, als sie vor mir steht.

"Jetzt iss, Xavier kommt schon gleich.", fordere ich sie auf.
Sie hat, wie ich, den ganzen Tag noch nichts gegessen.

"Stimmt was nicht, Boss?", fragt mich mein bester Kumpel misstrauisch.

"Setz dich und iss mit uns.", bitte ich ihn auf Amara's Wunsch hin. 

Sie lächelt ihn zufrieden an. 

"Sehr freundlich.", grinst er Amara an, da er genau weiß, dass es ihre Idee war.

Schleimer.

"Xavier, spielen wir gleich noch Mau Mau?", fragt sie ihn, als wir aufgegessen haben.

Er lacht leise.
"Nochmal?", will er wissen und schmunzelt.

"Nein, wir müssen nach Los Angeles. Zieh dir Schuhe an.", unterbreche ich die beiden und schiebe den Stuhl über den Marmorboden.

Xavier zuckt mit den Schultern und macht sich dann zurück an die Arbeit.

"Hörst du schlecht?", frage ich sie eine Spur zu aggressiv, weil sie noch immer auf ihrem Hintern sitzt. Ich weiß nicht, warum ich sie schon wieder so schlecht behandel. Ich habe ihr unrecht getan und bringe nicht einmal eine Entschuldigung über die Lippen. 

Zickig steht sie auf und nimmt sich ihren und Xavier's Teller, den sie dann in die Küche bringt.

"Du musst das nicht tun.", seufze ich erneut.

"Nein, aber ich habe Benehmen!", zickt sie mich an und geht in den Flur. 

Ich lege den Kopf schief und folge ihr.
"Willst du mir jetzt mit Anstand und Benehmen kommen?", fauche ich und beobachte, wie sie mit Mühe ihre Schuhe anzieht.

"Ich helf' dir.", gebe ich nach, doch sie schlägt meine Finger weg. 

"Fass mich nicht an!", droht sie mir und zieht sich wacklig am Treppengeländer hoch. 

Ich fahre mir mit der rechten Hand durchs Gesicht, bevor ich ins Büro gehe, um die Autoschlüssel für den BMW zu holen. 

Als ich wieder komme, kämpft sie sich die Eingangstreppen runter.
Dass sie nicht einmal warten kann und Hilfe annimmt!

Ich gehe von hinten auf sie zu, lege ihren rechten Arm um meine Schulter und drücke sie mit dem linken Arm um ihre Taille fest an meinen Körper.

Dann trage ich sie die letzten 4 Stufen runter und setze sie vorsichtig auf dem Kies ab.
"Warte hier, ich hole das Auto."

Mi amorWhere stories live. Discover now