Kapitel 32

13.4K 379 33
                                    


Miguel

"Hat Sofia nicht gemeckert?", frage ich verwirrt, als wir Garcia's Grundstück verlassen. Der Kerl hat geschrien wie am Spieß, als ich seine Frau draußen auf der Terrasse erschossen hab.
Auf meinem Hemd sind einige Blutflecken und ich hatte Mühe die rote Flüssigkeit von meinen Händen zu bekommen.

Sie hat wirklich arg geblutet.

"Natürlich hat sie was gesagt. Aber deshalb werde ich diese Sachen hier nicht abbrechen. Sie kennt meinen Beruf, damit muss sie sich abfinden.", erläutert er mir die Außeinandersetzung mit meiner Schwester.

"Amara wollte mit. Sie hatte wohl Angst um mich.", erzähle ich ihm und biege auf den Highway ab.
Übermorgen ist Garcia selber dran. Heute seine Frau, übermorgen er. Ich will ihn leiden lassen und die größte Schwäche eines Mannes ist bekanntlich seine Frau.

Ich konnte das nie nachvollziehen, wie Männer wegen Frauen schwach werden können.

Jetzt kann ich es.

"Aber sie hat sich wieder beruhigt. Sofia ist vermutlich in 3 Tagen noch immer sauer.", motzt er und leert das Magazin seiner Waffe.
Ich trete das Gaspedal etwas fester durch, weil wir schon längst nicht mehr im Zeitplan sind. Meine Kleine wird sich fürchterliche Sorgen machen.

"Ich kann sie verstehen. Sie ist hochschwanger und der Entbindungstermin ist bald. Wenn dir jetzt etwas passiert, dann hätte das Kind keinen Vater mehr.", versuche ich sie zu verteidigen.

Er winkt ab.
"Ich weiß doch, aber sie muss mir langsam vertrauen. Ich habe ihr gesagt, dass ich, wenn sie schwanger ist, nicht mehr aus der Nähe abdrücke. Daran halte ich mich."

Er lehnt sich zurück in den Sitz und verstaut die Waffe sicher im Handschuhfach.

"Soll ich das Übermorgen dann alleine Regeln? Ihr werdet sicherlich bald ins Krankenhaus müssen."

Ich schaue aufs Datum. Der Termin ist in 6 Tagen, das Kind könnte also jeden Augenblick kommen.

"Ja, besser ist das. Ruf doch deinen Bruder an, der will bestimmt mitkommen.", schmunzelt er und auch ich muss mir ein Grinsen verkneifen.
Pedro liebt es Leute zu töten. Früher hat er sich immer gefreut, wenn es solche Aufgaben für ihn gab.

"Dann gebe ich dir bis zur Entbindung frei. Kümmere dich um sie."

"Danke, Boss."
Zufrieden holt er sein Handy raus.

18:02 Uhr

"Wo ist Amara?", frage ich Sofia, als Xavier und ich die Eingangshalle betreten. Sie kommt gerade auf Xavier zu und will ihn umarmen.

"Oben.", teilt sie mir beiläufig mit.
Oben?
Ich lasse die beiden im Flur stehen und gehe die Treppen hoch.

"Willst du dir nicht vorher was anderes anziehen?"
Xavier deutet auf mein blutverschmiertes Hemd.

Ich winke ab.
Sie weiß, wo wir waren und was wir gemacht haben, da brauche ich das vor ihr nicht zu verstecken.

"Amara?"
Ich stoße hektisch die Tür auf. Sie steht auf dem Balkon, ignoriert mich.

Oder hat sie mich nicht gehört?
Doch.
Sie muss mich gehört haben.

"Amara.", wiederhole ich mich und gehe auf sie zu.
Sie steht am Geländer, schaut über den Garten aufs glänzende Meer.

"Du hast gesagt, du bist in 2 Stunden wieder hier."
Ihre Stimme klingt vorwurfsvoll.

Ich lehne mich in den Rahmen der Balkontür und verschränke die Arme, während ich auf meine Schuhe schaue. Bei genauerem Hinsehen erkennt man noch die Blutspritzer auf dem schwarzen Lack.

"Ich weiß. Es hat etwas länger gedauert und wir haben den Plan geändert.", erkläre ich ihr mein Zuspätkommen.

"Ich habe mir Sorgen gemacht."

"Auch das weiß ich. Ich hätte dir Schreiben sollen, entschuldige."
Ich gehe auf den Balkon, streiche ihr die Haare über die Schulter und hauche ihr einen Kuss in den Nacken.
Ich bemerke ihre Gänsehaut und auch wenn ich gerne eine spitze Bemerkung machen möchte, verkneife ich sie mir lieber.
Der Zeitpunkt wäre falsch.

"Du musst mir vertrauen.", beginne ich, als sie still bleibt.
Ich lasse von ihr ab und stelle mich neben sie.

"Ich würde es so gerne.", seufzt sie.

Ich nehme es ihr nicht Übel, dass sie mir nicht voll vertraut. Immerhin habe ich ihr schlimme Dinge angetan, die sie sicherlich nicht einfach so vergessen kann.
Egal wie stark ihre Liebe ist.

"Ich gebe dir die Zeit, die du brauchst.", versichere ich ihr.
Langsam nickt sie, dann schaut sie auf meine Hände.

"Du hast mir damals nicht erzählt, was der kleine Buchstabe auf deiner Hand für eine Bedeutung hat."
Sanft greift sie nach meiner rechten Hand.
Ich muss schmunzeln und genieße ihre zarte Haut auf meiner.
Als sie mich zum ersten Mal richtig anschaut, verschwindet ihr Lächeln schlagartig.

"Oh Gott.", ruft sie geschockt und hält sich die linke Hand vor den Mund.

"Bist du verletzt?", fragt sie schnell und hebt das Jackett leicht an, um sich den Blutfleck an meinem Bauch genauer anzusehen.
Ich greife ruhig nach ihrer Hand.

"Nein, das ist nicht meins. Ich werde mich umziehen und dann erzähle ich dir alles, was du wissen willst, comprende?", frage ich sie und küsse ihren Handrücken.

Natürlich sind mir ihre geschwollenen Augen nicht entgangen, dennoch werde ich sie nicht drauf ansprechen.
Ich mag es nicht, wenn sie weint, aber ich kann auch nicht leugnen, dass es mir schmeichelt, wenn sie sich Sorgen um mich macht.

Sie folgt mir, als ich den Balkon verlasse und setzt sich aufs Bett. Jede meiner Bewegungen beobachtet sie mit Adleraugen.
Wie ich die Waffe ablege.
Wie ich mein Jackett ausziehe und das Hemd aufknöpfe.
Wie ich meine Schuhe ausziehe und mir die Hose über die Hüften streife.

"Was schaust du so?", frage ich provokant und starre mindestens genauso intensiv zurück.
Schnell wendet sie ihren Blick ab und spielt mit ihren Händen.
Ich gehe halbnackt auf sie zu.
Direkt vor ihr halte ich an und warte, bis sie mich ansieht.

Dann beuge ich mich zu ihr runter, sodass mein Gesicht ganz nah vor ihrem ist.

Ich stoppe einen Moment, dann greife ich hinter sie, nehme meine Pyjamahose und entferne mich wieder von ihr.
Ein Lachen kann ich mir nicht verkneifen, als ich ihren geschockten Gesichtsausdruck sehe. Sie hatte wirklich gedacht, dass ich sie jetzt küsse.

Was ich natürlich gerne tun würde, aber das wäre nicht der richtige Zeitpunkt.

"Das ist nicht lustig.", motzt sie leise und verschränkt die Arme.

"Oh, aber doch.", lache ich und ziehe mir die Hose über.
Schnell gehe ich ins Bad und wasche mein Gesicht und meine Hände gründlich. Unter meinen Fingernägel kleben noch Blutreste, die ich schwer loswerde.

Nachdem ich meine sauberen Hände abgetrocknet habe, gehe ich zurück ins Schlafzimmer.

"Also, du willst wissen für wen das M steht?", frage ich sie und setze mich neben sie.

Mi amorWhere stories live. Discover now