Kapitel 34

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Miguel

Die Minuten vergehen, doch auch nach einer halben Stunde kommt sie noch immer nicht wieder heraus.

Muss ich jetzt wirklich nach ihr schauen?

Widerwillig stehe ich aus dem Bett auf.
„Amara."

Ich klopfe ein paar Mal an die Tür und warte auf ihre Antwort, die nicht kommt.

"Komm da jetzt raus! Ich bin müde und will schlafen.", fauche ich und klopfe erneut.

"Geh doch einfach schlafen! Ich komme schon raus!", schreit sie.
Dann höre ich, wie die Dusche angeht. Das ist doch wohl nicht ihr Ernst?
Es ist kurz vor 21 Uhr und sie will jetzt noch duschen?

"Du gehst jetzt sicher nicht duschen."

"Und wie ich das tue. Und jetzt verpiss' dich!", ruft sie zurück.
Ich halte in meiner Bewegung inne.

Wie bitte?

Ich warte, ob sie sich noch entschuldigen will, dann gehe ich ins Bad.
Abrupt stoppe ich, als ich sie zusammengekauert mit Klamotten unter der Dusche finde. Sie sitzt mit dem Rücken zu mir, hat die Arme um die Beine geschlungen und lässt das heiße Wasser auf sich prasseln.

"Komm da raus.", fordere ich sie auf und bleibe mitten im Raum stehen.

"Geh einfach weg!", übergeht sie meine Aufforderung.

"Amara.", werde ich ungeduldig.

"Vielleicht überlege ich es mir, wenn du dich entschuldigst."
Will sie jetzt ernsthaft mit mir verhandeln?
Ist ihr nicht klar, dass sie gegen mich nicht gewinnen kann?

"Einen Scheiß werde ich, du kommst da jetzt raus.", wiederhole ich mich.

"Nichts wer-"

"Ein Anruf, Amara. Hast du das schon vergessen?!", unterbreche ich ihre Diskussion.
Ich gehe auf die Dusche zu, drehe das Wasser ab und zerre sie hinter mir her. Das Wasser der nassen Kleidung tropft den ganzen Boden voll und ich muss aufpassen, dass ich nicht ausrutsche.

"Fass mich nicht an.", faucht sie und schlägt meine Hand weg.
Die Stelle, die sie getroffen hat, zwirbelt stark, doch ich lasse mir nichts anmerken. Wäre ja noch schöner, wenn ich ihr zeigen würde, dass sie mir weh tun kann.

"Zieh dich um und dann leg dich verdammt nochmal ins Bett!"
Ich streife ihre kalte Schulter, als ich an ihr vorbei gehe.

"Ich weiß nicht, ob du denkst, dass wir zusammen wären.", beginnt sie.
Ich drehe mich langsam um.

"Aber wenn du das denken solltest, dann mache ich Schluss.", beendet sie ihren Satz.

"Was tust du?", frage ich stirnrunzelnd und gehe zurück ins Bad.

"Du willst Schluss machen?", wiederhole ich ihre Aussage, um sicherzugehen, dass ich sie richtig verstanden habe.

"Ja, ich mache Schluss. Das mit uns-" Sie zeigt zwischen uns her,
"- ist vorbei. Wir sind kein Paar mehr, solltest du das jemals gedacht haben."
Ihre Stimme zittert, aber mir ist nicht klar, ob es von ihrer Wut oder der Kälte kommt.

"Das tust du nicht.", lehne ich ab.
Was denkt sie?
Das sie hier das Sagen hat?
Sicherlich nicht.

"Und wie ich das tue. Ich habe dir eine Chance gegeben, die du gerade versaut hast. Das mit uns ist vorbei. Du hast deine Chance vertan."
Mein Blut gefriert bei ihren Worten. Ich habe meine Chance vertan?
Wer entscheidet das?

"Und das entscheidest du?", frage ich spöttisch und lehne mich in den Türrahmen.

"Ja, das entscheide ich, weil ICH dir die Chance gegeben habe. Außerdem lachst du nur so doof, weil dir der Arsch auf Grundeis geht."
Sie geht an mir vorbei, lässt mich im Türrahmen stehen und nimmt sich ihre Tasche.
Dann greift sie nach ihrer Bettdecke und einem Kissen.

"Ich schlafe drüben."

Ich sehe ihr nach, wie sie klitschnass aus der Tür geht und das andere Zimmer betritt. Sie schaut mir ein letztes Mal ins Gesicht, dann schließt sie die Tür.

Ich lasse mich langsam aufs Bett fallen und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen.

"Du Idiot.", flüstere ich und verharre in der Position.

00:34 Uhr

Ich liege die ganze Nacht wach, kann nicht schlafen und denke an Amara. Das hat sie doch nicht ernst gemeint, oder?
Sie kann nicht mit mir Schluss machen.
Sie liebt mich und ich liebe sie. Da kann man nicht einfach Schluss machen.

Ich rolle mich auf die Seite und schaue aus dem Fenster.
Ohne Amara fühlt sich das Bett ganz anders an.

Kalt, viel zu kalt.

Ich habe das Verlangen zu ihr rüber zu gehen.
Ich will sehen, dass es ihr gut geht.

Zögernd schiebe ich die Decke von meinem Körper und richte mich auf. Eigentlich bräuchte ich erst eine Zigarette, aber das spare ich mir jetzt.

Ich gehe aus meinem Zimmer und öffne leise die Tür. Sie liegt auf dem Bett und starrt an die Decke.
Als sie mich bemerkt, schließt sie ihre Augen kurz und rollt sich dann auf die rechte Seite.

"Ich-", beginne ich, doch sie unterbricht mich.

"Lass es. Egal was du sagen willst, du wirst es nur noch schlimmer machen."

Ihre Worte treffen mich, doch ich lasse mich nicht abwimmeln.
Ich trete ganz ins Zimmer und lasse die Holztür ins Schloss fallen, dann bewege ich mich langsam auf sie zu.

"Miguel-"

"Heirate mich."
Mein Herz rast schnell, als ich die Worte ausspreche.
Ihr Kopf schnellt in meine Richtung, dann richtet sie sich auf.

"Spinnst du?", fragt sie außer sich vor Wut.
Was hat sie denn?
Ich bitte sie mich zu heiraten und sie wird wütend?

"Du drohst mir damit, meinen Vater umbringen zu lassen und jetzt soll ich dich heiraten? Hast du denn überhaupt keinen Respekt vor mir?!"
Ihre Stimme bebt vor Wut, während sie hastig das Bett verlässt.

"Verschwinde!", wirft sie hinterher.

"Du liebst mich, ich liebe dich. Wo ist das Problem?", frage ich nicht-verstehend.

"Nein. Du liebst mich nicht. Du liebst dich. Dich selber liebst du und das ist dein größtes Problem. Du kannst mich nicht lieben, wenn du selbst die wichtigste Person in deinem Leben bist.", haucht sie.

"Das stimmt nicht."

"Und wie das stimmt. Das, was du für mich empfindest, mag mehr sein, als du für andere Leute empfindest. Das will ich nicht bestreiten. Aber lieben tust du mich nicht. Das ist keine Liebe."
Sie gestikuliert wild mit den Händen, während ihre Worte nur gedämpft bei mir ankommen.

Guten Morgen! :)
Ich hoffe ihr hattet ein schönes Wochenende?
Weil Nikolaus ist, kommen heute 3 Kapitel 😊

Mi amorWhere stories live. Discover now