Kapitel 61

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Miguel
16:12 Uhr

"Hast du ein Hotel gebucht oder sind wir in deinem Haus?", fragt mich Amara, als wir mein Flugzeug verlassen.

"Wir sind in einem Hotel in Los Angeles.", teile ich ihr mit und lasse sie vorgehen. Vorsichtig lege ich meine Hand auf ihren unteren Rücken und gebe ihr etwas Halt, als wir die Treppe vom Flugzeug betreten. Es ist heiß auf dem Rollfeld, die Sonne und die Hitze sind regelrecht erdrückend.

Ich schiebe die Ärmel des frischen Hemdes hoch, dann öffne ich ein paar Knöpfe. Amara streicht sich die Haare aus dem Gesicht, dann folgt sie mir zum Auto.

"Dauert es lange vom Flughafen? Ich möchte noch zum Meer.", fragt sie leicht aufgeregt und schaut sich auf dem Rollfeld um, bevor sie endlich einsteigt. Ich schlage die Tür zu und gehe ums Auto herum, um mich zu ihr auf die Rückbank zu setzen.

"15 Min.", gebe ich ihr eine knappe Antwort und hole mein Handy aus der Hosentasche.

"Heute gehst du aber auch schwimmen.", bestimmt sie und schaut sich durch das Seitenfenster die großen Flugzeuge an, die an den vielen Gates stehen.

"Nein.", lehne ich ab.

"Doch.", kichert sie leise und widmet sich dann weiter den Flugzeugen.

Ich gehe doch nicht schwimmen. Und sie auch nicht. Ich muss arbeiten und da kann sie nicht am Pool sitzen. Wenn ich arbeite, kann ich nicht auf sie aufpassen. Deshalb geht sie auch nicht schwimmen, so einfach ist das.

Ich habe einen Anruf von Xavier und einen von meinem Vater. Ich überlege, ob ich jetzt sofort zurückrufe, oder besser warte, bis ich alleine bin.

Amara muss nicht alles mitbekommen, das würde sie nur noch mehr in Gefahr bringen.

"Ruf ruhig zurück."
Amara deutet auf mein Telefon und schaut mich abwartend an. Als sie meinen Blick versteht, verdreht sie die Augen.

"Ich höre auch nicht hin.", antwortet sie genervt und steckt sich Kopfhörer in die Ohren. Dann betrachtet sie die großen Wolkenkratzer links neben der Hauptstraße.
Schließlich rufe ich Xavier widerwillig zurück.

"Was gibts.", frage ich eine Spur zu genervt.

"Eduardo wurde bei einer Grenzkontrolle festgenommen.", ertönt seine Stimme am anderen Ende.

"Festgenommen? Von der Polizei?", frage ich überrascht und kann es irgendwie nicht glauben.

Skeptisch schaue ich immer wieder zu Amara. Entweder schauspielert sie gut oder sie hört wirklich nichts.

"Ja, in Tijuana. So wie es aussieht, geht er für ne lange Zeit in den Knast.", lacht er.

"Und sucht noch jemand nach Amara?", stelle ich meine wichtigste Frage.

"Dante meinte, davon wüsste nur Eduardo selbst.", erklärt er mir. Ich muss höhnisch Lachen.

"Dante erzählt viel, wenn der Tag lang ist. Gibt es einen Nachfolger?", wechsle ich das Thema.

"Nein. Nicht, dass ich wüsste. Wieso? Bist du wieder interessiert?", will er schmunzelnd wissen. Ich zucke, auch wenn er es nicht sieht, mit den Schultern, ehe ich antworte.

"Jetzt, wo sie keinen Boss haben und trotzdem Geld verdienen müssen, kriege ich seine Handlanger sicherlich leicht."

"Mag sein, gib mir Bescheid, wenn du eine Entscheidung getroffen hast. Viel Spaß in LA.", verabschiedet er sich und legt dann auf.
Ich lasse das Handy zurück in die Hosentasche gleiten. Soll ich Amara jetzt sofort davon erzählen oder lieber abwarten, bis wir im Hotel sind?

Ich beobachte sie, wie sie fasziniert die Hochhäuser anstarrt und tippe sie an. Schnell nimmt sie die Kopfhörer raus und schaut mich an.

"Und?", fragt sie neugierig.

Ich beuge mich leicht zu ihr vor, dann flüstere ich ihr ins Ohr.

"Wenn ich vorgehabt hätte dir das zu erzählen, dann hättest du deine Kopfhörer erst gar nichts ins Ohr stecken müssen, comprende?", hauche ich und entferne mich von ihr.

"Du erzählst es mir also nicht?", hakt sie noch einmal nach.

"Nein. Später vielleicht.", mache ich ihr klar, dass sie meine Aussage schon richtig verstanden hat.

Sie verdreht die Augen, dann schaut sie wieder aus dem Fenster. Ich beobachte eine Zeit lang ihr Profil. Ihr kleine Nase, die vollen Lippen und die klaren Augen. Sie trägt ihre Haare in einem tiefen Zopf, die Sonnenbrille steckt auf ihrem Kopf.

"Was ist?", fragt sie unbeirrt ohne mich ein einziges Mal anzuschauen.

"Nichts.", räuspere ich mich.

"Sag schon.", lässt sie nicht locker und lehnt sich zu mir rüber um mir ins Gesicht schauen zu können.

"Amara.", will ich sie bitten, das Thema ruhen zu lassen.

"Was?", haucht sie und legt eine Hand auf meinen Oberschenkel. Schnell schaue ich auf ihre Hand, dann in ihr Gesicht.

"Warum beobachtest du mich?", wiederholt sie sich. Ihre Augen wandern durch mein Gesicht und bleiben an meinen Lippen hängen. Dieses Biest weiß genau, was sie da tut.

"Weil du schön bist.", hauche ich zurück.
Ein Lächeln schleicht sich auf ihre rosigen Lippen, dann will sie sich zurück ziehen, doch ich greife um ihren Nacken. Überrascht schaut sie mich an, dann blitzt etwas in ihren Augen auf.

"Was wird das?", ärgere ich sie und schließe die Klappe zwischen Fahrer und uns. Muss ja keiner mitbekommen, was ich mit meiner Frau mache.

Als sie nicht antwortet, ziehe ich sie näher zu mir und küsse die Stelle hinter ihrem Ohr. Ihre Hand, die noch immer auf meinem Oberschenkel liegt, krallt sich in meine Anzughose. Ich küsse sanft ihren Hals entlang und genieße ihre Reaktion.

"Wann sind wir am Hotel?", rufe ich dem Fahrer durch die geschlossene Klappe zu.

"10 Minuten, Señor.", antwortet er mir schnell.

"Hast du gehört?", frage ich Amara leise und streiche ihr eine Strähne aus dem Gesicht.

Sie legt ihren Kopf leicht schief und schaut mich fragend an. Ich schnalle sie ab, umgreife ihre Taille und setze sie langsam auf meinem Schoß ab.

Ohne auf ihre Reaktion zu warten, lege ich meine Lippen auf ihre.

Mi amorWhere stories live. Discover now