Kapitel 19

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Miguel

20:12 Uhr


Ich beobachte Amara, wie sie die Weintrauben wäscht. Sie trägt eine weiße, kurze Stoffhose und ein graues Top. Ihre Haare hat sie zurückgebunden.

"Hör auf mich anzustarren und schneide das Baguette weiter.", kichert sie ohne mich anzuschauen.

"Ich starre nicht.", murmel ich ertappt und greife nach dem Brotmesser.
"Lass uns morgen zum Strand, es wird gleich schon dunkel.", ändere ich unseren Plan.

"Okay.", gibt sie unzufrieden wieder, doch ich werde sicherlich nicht mit ihr diskutieren.
Ich schneide das Brot in Stücke und kümmere mich nicht weiter um ihre schlechte Laune.
Wenn sie schmollen will, soll sie schmollen.

"Du hast selber gesagt, dass wir an den Strand gehen!", motzt sie plötzlich und unterbricht meinen Gedankengang.
Ich lege das Messer weg und lehne mich zurück in den Stuhl.

"Und jetzt habe ich gerade gesagt, dass wir morgen hin gehen, wenn es hell ist.", gebe ich eben so pampig von mir.
Sie knallt den Kühlschrank laut zu, nachdem sie sich eine Flasche Wein heraus geholt hat, die sie auf die Theke stellt.

"Aber-"

"Kein Aber! Ich diskutiere nicht weiter. Ich hab gesagt, dass wir da morgen hin gehen und jetzt halt deine Klappe!", fauche ich und schlage mit der flachen Hand auf den Tisch.

Sie zuckt leicht zusammen und greift dann nach der Weinflasche.
"Oh nein. Damit fangen wir nicht an. Es gibt keinen Alkohol für dich."
Ich schiebe quietschend den Stuhl zurück und gehe mit großen Schritten auf sie zu.

Ihre Augen werden vor Angst groß.
 "Bleib weg.", ruft sie panisch und entfernt sich von mir.
Ihre recht Hand umklammert die Weißweinflasche fest.

"Gib mir die Flasche.", fordere ich sie auf und mache eine eindeutige Bewegung mit meinen Fingern.

"Was wenn nicht? Was willst du dann machen?", beginnt sie, mich frech zu provozieren.
Sie geht rückwärts ins Wohnzimmer und bemerkt, dass sie bald keine Chance mehr hat zu entkommen.

"Amara. Hör auf damit und gib mir jetzt die Flasche.", übergehe ich ihre Provokation so gut es geht.
Sie hört nicht auf mich.

Sie hört einfach nicht und schraubt den Deckel von der Weinflasche auf.
Langsam wird es mir zu bunt.
Ich mache einen großen Schritt auf sie zu, greife nach der großen Flasche in ihrer kleinen Hand.

Sie kreischt, als ich ihr die Flasche aus der Hand reiße und sie zu mir ran ziehe.
"Wenn ich sage, dass es reicht. Dann reicht es, mi amor. Provozier mich besser nicht.", flüstere ich ihr bedrohlich ins linke Ohr.

Die Gänsehaut in ihrem Nacken entgeht mir nicht. Sie hat Respekt vor mir, gleichzeitig ist sie mir verfallen.
Sie kann sich nicht dagegen wehren, das verrät mir ihre Haut, ihre roten Wangen, die Nervosität.

"Verstanden?", schiebe ich genauso bedrohlich hinterher.
Langsam nickt sie. 

Ich lasse ihren Arm los, den ich vielleicht etwas zu fest gegriffen habe.

Bewegungslos bleibt sie im Raum stehen und schaut mir hinterher, wie ich den Wein in den Kühlschrank stelle und mir anschließend auf dem Weg zum Balkon eine Zigarette anzünde. Ein schlechtes Gewissen macht sich in mir breit, da ich ihr vermutlich das Gefühl gebe, dass sie mich tierisch nervt.

Das tut sie nicht.
Das hat sie nicht einmal damals, vor 4 Jahren.
Nicht einmal da. 

Dieses kleine, hübsche Ding, würde mich niemals nerven. Ich bin gesegnet von ihrer Anwesenheit und kann von Glück sprechen, dass sie überhaupt noch Kontakt zu mir hat, nach dem, was ich ihr angetan habe.

"Ich... Ich gehe duschen.", höre ich ihre leise Stimme neben der Balkontür.
Sie schaut mich nicht an, betrachtet den Boden und dreht sich dann schnell weg, als ich nicht antworte.

"Amara.", halte ich sie auf.
"Komm mal her.", will ich, dass sie bei mir bleibt. 

Mit leisen Schritten kommt sie auf den Balkon zu, hält jedoch einen Sicherheitsabstand. Ich drücke meine Zigarette auf dem Geländer aus und winke sie weiter zu mir.

"Hab ich dir weh getan?", frage ich ehrlich, als ich den roten Abdruck an ihren schmalen Oberarm sehe.
Schnell schüttelt sie den Kopf und lügt mich an.

Ich atme tief aus und ziehe sie vor meine Brust.
"Du sollst doch nicht lügen.", erinnere ich sie an meine Worte, die ich schon so oft wiederholt habe.
Meine Stimme klingt rau durch die Zigarette, aber keinesfalls wütend.

Ihr Körper ist angespannt, das merke ich an der Art und Weise, wie sie in meinen Armen liegt.

 "Du hast doch keine Angst vor mir, oder?", hake ich nach, da es das schlimmste für mich wäre, wenn mein Mädchen sich bei mir nicht sicher fühlt.

"Nur manchmal.", gibt sie zu.

Mir bleibt die Luft weg.
"Bitte?", frage ich fassungslos.
Ich drücke sie vorsichtig auf die Sitzecke und hocke mich vor sie.

"Schau mich an.", bitte ich sie und blicke in ihre Augen.
"Ich weiß, dass mein Griff nicht besonders sanft ist, aber ich werde dir nie wieder was antun. Ich habe mich zutiefst geschämt, als ich dir die Waffe an den Hals gehalten habe oder dich auf den Boden geschubst habe. Ich werde dir nicht weh tun, ich schwöre bei meiner toten Mutter.", flehe ich sie an und hoffe inständig, dass sie mir glaubt.

"Vertrau mir. Ich weiß, dass ich das nicht von dir verlangen kann, aber ich wünsche es mir so sehr. Vertrau mir, por favor.", wiederhole ich mich.

"Du bist manchmal so angsteinflößend und unantastbar, ich kann dich nicht einschätzen und du warst noch nie sanft zu mir.", erklärt sie mir, woher die Angst kommt.

Ich streiche ihr eine Strähne aus dem Gesicht.
"Soll ich dir zeigen, wie sanft ich sein kann?"
Ich ziehe meine Augenbrauen hoch und schaue sie abwartend an.

Ihr klarer Blick jagt mir einen Schauer über den Rücken.
"Wie meinst du das?", runzelt sie die Stirn. 

Ihre Wangen werden rot, als sie versteht, was ich meine.

"Oh Gott, Miguel!", hält sie sich die Ohren zu. 

Ich muss lachen.
"Was denn?", frage ich sie nichtsahnend.

"Hast du etwa schmutzige Gedanken?", runzle ich die Stirn und schaue sie vorwurfsvoll an.
Sie haut mir gegen die Schulter, ihr Gesicht glüht vor Scham.

Ich drücke mich vom Boden ab und ziehe sie an der Hand vom Stuhl hoch. 

"Was hast du vor?", fragt sie unsicher, als ich sie hinter mir herziehe.

"Miguel", bittet sie mich, mit ihr zu reden. 

Ich drücke sie aufs Bett und knöpfe langsam mein Hemd auf.
Mein Blick ruht währenddessen auf dem schönen Mädchen, dass mit dem Rücken auf der weißen Bettwäsche liegt.

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