Kapitel 14

15.7K 468 45
                                    

Miguel

Ich muss mich dringend um einen neuen Gärtner kümmern, bevor ich zurück nach Culiacan gehe. Das Grundstück soll schließlich nicht vergammelt aussehen, wenn ich wieder her komme, obwohl ich das Anwesen auch einfach verkaufen könnte, wenn Amara ihr Studium beendet hat.

Für die paar Tage, die ich im Jahr hier runter komme, reicht auch ein Hotel völlig aus.

Ich beschließe meinen Laptop raus zu holen und mich auf die Terrasse zu setzen.
Das Wetter ist gut und ich habe Amara immer im Blick.

"Bring mir mal einen Kaffee nach draußen!", befehle ich der jungen Haushälterin, die gerade den Esstisch im Wohnzimmer putzt.
Eingeschüchtert nickt sie.

Ich merke an Amara's Bewegungen, dass es sie verunsichert, dass ich nun hier draußen arbeite.
"Da oben rechts, da hängt noch eine Olive.", beginne ich sie zu ärgern.

Sie schaut sich den Baum genau an, doch kann keine finden.

Kein Wunder, hängt ja auch keine mehr dran.
Ich muss schmunzeln.
"Da ganz rechts, noch höher.", höre ich nicht auf.

Sie streckt sich, hängt halb im Baum.

Es dauert einen Moment bis sie merkt, dass ich mich lustig mache.
"Miguel!", schimpft sie laut und greift genervt nach dem vollen Eimer.

Sie will an mir vorbei und die Oliven in die Küche bringen, doch ich greife nach ihrem Handgelenk.

Belustigt nehme ich ihr den Eimer aus der Hand und stelle ihn neben mir ab, danach ziehe ich sie auf meinen Schoß.

"Miguel!"
Sie versucht sich von mir weg zu drücken, doch ich habe meine Arme fest um sie geschlungen.

"Du siehst schön aus", beginne ich flüsternd.

Überrascht schaut sie mich an.

Ich greife mit der linken Hand ihren Hals und lege meine Lippen hinter ihr Ohr.
Ihr Atem geht schnell, während ich weiter ihren Hals küsse.

"Miguel!", ruft Xavier. 

Amara zuckt zusammen und stößt mit dem Bein unter den Holztisch, sodass mein Kaffee über den Tassenrand schwappt und den Tisch überflutet.

Schnell löst sie meine Arme von ihrem Körper und stellt sich blitzschnell neben meinen Stuhl. Xavier kommt um die Ecke und sieht zwischen uns her.

Mein Mädchen greift nach dem Eimer und eilt an Xavier vorbei ins Haus.

Ich verkneife mir ein Grinsen. 

"Hab ich gestört?", will Xavier wissen und schaut Amara hinterher.

Ich winke ab.
"Was ist?"

Er setzt sich mir gegenüber und verschränkt die Hände auf dem Tisch.
"Dante hat mir erzählt, dass Carlos' Sohn nach Amerika kommen will. Er will ein Treffen mit dir ausmachen.", erzählt er mir.

"Braucht er nicht, wir fahren morgen zurück nach Culiacan. Ich werde danach zu ihm nach Guadalajara fliegen.", teile ich ihm meine Entscheidung mit.

"Gut. Was passiert mit Amara?", hakt er nach.

"Sie kommt mit. In einem Monat fliege ich mit ihr zurück nach Los Angeles, damit sie ihren Abschluss machen kann."

"Denkst du, dass ist eine gute Idee? Willst du sie noch immer überall einweihen und sie ins Geschäft holen?"
Skeptisch blickt er mich an und schaut mir dann über die Schulter zu Amara, die in der Küche steht und die Oliven wäscht.

"Ja, genauso hab ich das geplant.", zicke ich ihn an. 

Unzufrieden lehnt er sich zurück.
"Miguel, das ist sau gefährlich.", will er mich jetzt tatsächlich belehren.

Ich runzle die Stirn.
"Stimmt, das weißt du ja besser als ich.", brumme ich ironisch und erschrecke schon fast, als meine Schwester plötzlich neben mir steht.

"Miguel, streite dich nicht immer.", verdreht sie die Augen und lässt sich von meinem besten Freund küssen.

"Dir auch einen guten Tag.", murmel ich.
Ich freue mich, Sofia endlich mal wieder zu sehen, aber zur Zeit passt es mir gar nicht. Ich habe viel zu viel um die Ohren, außerdem ist Amara hier und morgen muss ich wieder zurück nach Culiacan.

"Sofia, Schwesterherz. Schön, dich zu sehen. Wie geht es dir und wie geht es dem Baby?", verstellt sie ihre Stimme und zeigt mir, wie ich in ihren Augen hätte reagieren sollen. 

Ich trinke den letzten Schluck meines pechschwarzen Kaffees aus und will gerade aufstehen, als Amara auf die Terrasse kommt.

"Sofia.", ruft sie freudig.

Meine Schwester dreht sich überrascht um und kann ihren Augen kaum glauben.
"Amara, du bist wieder hier.", quietscht Sofia und zieht Amara in eine herzliche Umarmung.

Während die beiden sich umarmen, schaue ich weiter in meinen Laptop und schicke die Mail ab, an der ich die Zeit über gearbeitet habe.

"Wie kommt es, dass du wieder hier bist?", wundert sich Sofia und streicht Amara eine Strähne aus dem Gesicht.

"Wir haben eben wieder Kontakt.", brumme ich und schließe meinen Laptop.

Sofia verdreht die Augen, Amara senkt nur kurz den Kopf.

"Herzlichen Glückwunsch.", wechselt Amara das Thema und deutet auf Sofia's runden Bauch.
"In welchem Monat bist du?", erkundigt sie sich strahlend.

Die Haushälterin stellt mir einen neuen Kaffee auf den Tisch und dazu ein paar Kekse.
Eigentlich hatte ich nicht vor jetzt eine Pause zu machen, aber was soll's.

"Wir fahren um 18 Uhr los.", informiere ich Xavier, der ruhig dem Gespräch lauscht.

"Alles klar, wie genau willst du es machen?"
Seine Stimme ist absichtlich leiser, weil Sofia es nicht gerne hört, wenn er mit mir - ich nenne es Kundenbesuche - wahrnimmt.

"Ich jage ihm von hinten die Kugel in den Kopf, ganz einfach.", zucke ich mit den Schultern und greife nach der Kaffeetasse.
Sofia und Amara stehen noch immer auf der Terrasse und unterhalten sich über die Sofias Schwangerschaft.

"Wie, heute kein großer Aufwand?", lacht Xavier leise und zieht schmunzelnd die Augenbrauen hoch. Normalerweise ist es nicht meine Art, Leute einfach so zu erschießen, aber ich letzter Zeit verspüre ich wirklich keine Lust dazu, die Bastarde vorher noch Leiden zu lassen.

Ich zucke mit den Schultern.
"Vielleicht schieße ich ihm auch erst in die Brust und dann in den Kopf, damit er obendrein noch das Gefühl bekommt, als würde er einen Erstickungstod erleiden."

"Klingt interessant."
Anerkennend nickt Xavier mir zu und nimmt sich ein Plätzchen. 

Ich muss schmunzeln, als auch er sich ein Grinsen verkneift.
Als ich klein war, wollte ich immer mit ihm zusammenarbeiten und siehe da, es funktioniert perfekt.

Genauso, wie ich es mir damals ausgemalt hatte.

Mi amorWhere stories live. Discover now