Kapitel 16

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Miguel

"Geh duschen, dann wechsle ich das Pflaster an deiner Rippe nochmal.", weise ich Amara an und halte ihr die Badezimmertür offen. 

Schnell geht sie an mir vorbei.
Dann schließe ich die Tür und setze mich auf den Balkon, der halb in der Sonne liegt.

Die Leute am Strand, die ich von hier aus sehen kann, liegen in der Sonne oder spielen irgendwelche Strandspiele.

Amara wollte auch immer gerne zum Strand.
Vielleicht habe ich ja heute Abend noch Zeit mit ihr dort hin zu gehen. 

Nur kurz, versteht sich.

"Ich bin fertig.", ertönt ihre leise Stimme hinter mir.
Ich drehe mich um und sehe sie in einem viel zu kurzen Handtuch in der Balkontür stehen. 

"Nimm dir Sachen aus meinem Schrank.", deute ich auf die Schiebetür links von ihr.
Dann drehe ich mich wieder um.

Ihr nackter Körper spiegelt sich vor mir in dem Geländer aus Glas.
Ich versuche meinen Blick abzuwenden, doch ich schaffe es nicht. 

Viel zu schön ist der Anblick.

"Komm raus, wenn du fertig bist.", spreche ich im vorbeigehen, als ich die Sachen aus dem Bad holen will. 

"Miguel!", zischt sie, weil sie noch nicht angezogen ist.

Mit den Sachen in meiner Hand verlasse ich das Bad und lasse meinen Blick unbeirrt über ihren Körper wandern, der nur von Unterwäsche bedeckt ist.

Was stellt sie sich so an?
Ich habe schon alles gesehen. 

Fertig angezogen tritt sie zu mir auf den Balkon.
Ich klopfe neben mich auf die bequeme Bank und besprühe das Wattepad mit etwas Desinfektionsmittel.
"Das wird wieder weh-"

"Mach einfach." unterbricht sie mich unfreundlich.
Ich halte ihr Shirt hoch und entferne das alte Pflaster.
Die Wunde dadrunter ist rot, aber nicht entzündet. Erleichtert drücke ich das Wattepad auf den Schnitt auf ihren Rippen.

"Was hattest du da an?", breche ich die anstrengende Stille zwischen uns.

"Einen Bikini von Sofia.", erwidert sie teilnahmslos und starrt auf den Strand.
Ich klebe das neue Pflaster auf ihre Rippen und packe alles zusammen.

"Sowas kannst du ni-"

"Und wie ich das kann, du bist weder mein Freund noch mein Mann.", unterbricht sie mich meckernd und erhebt sich anschließend.
Bei ihren Worten spüre ich einen Stich im Brustkorb.
Einen Moment bleibe ich auf dem Balkon sitzen und versuche mich zu sammeln.

Ich will mir nicht eingestehen, dass ihre Worte mich verletzt habe, doch das haben sie. Und wie sie das haben.

Ich knülle den Müll zusammen und schmeiße ihn weg.
Dann klatsche ich mir kaltes Wasser ins Gesicht und betrachte mich im Spiegel.

"Du Idiot!", zische ich meinem Spiegelbild zu.
Wie lange habe ich darauf gewartet, sie endlich wieder in meinen Armen zu halten? 

Eine Ewigkeit.

Ich knöpfe mein weißes Hemd auf und lege meine Waffe und Hose ab. Dann springe ich unter die Dusche, um wieder klar zu kommen.

Das kalte Wasser entspannt mich und gibt mir einen klaren Kopf.
Wenn wir in Mexiko ankommen, werde ich sie in alles einweisen und ihr die Aufgaben erklären, die sie zu erledigen hat.

Sobald ich im Arbeitsfluss bin, werde ich sie bestimmt schnell vergessen.


19:01 Uhr

Das Essen steht fertig auf dem Tisch und Sofia, Xavier und Amara sitzen bereits am langen Esstisch und unterhalten sich.
Ich bekomme Gänsehaut bei Amara's schönem Lächeln.

"Miguel, tut mir Leid, wegen gerade.", entschuldigt sich meine Schwester bei mir, als ich Platz genommen habe.

"Schon gut.", winke ich ab und greife nach Amara's Teller, um ihr etwas Fleisch und Gemüse zu geben.
Ich habe mir gemerkt, dass sie Kartoffeln nicht so gerne isst.

"Ich kann das alleine.", wirft sie mir vor den Kopf, als ich den Teller vor ihr abstelle. 

"Und deshalb darf ich dir nichts drauf tun?", ziehe ich die Augenbrauen hoch und lege die Kartoffeln und ein Stück Fleisch auf meinen.

Sie brummt etwas Unverständliches.

"Lasst es euch schmecken.", klatscht Sofia fröhlich in die Hände.
"Wird es ein Mädchen oder ein Junge?", will Amara wissen und schaut Sofia neugierig an.

"Ein Junge.", antwortet Xavier für Sofia, die gerade auf dem Stück Fleisch kaut.

 "Das ist das einzig Gute an dieser Schwangerschaft.", kann ich es mir nicht verkneifen und schiebe mir ebenfalls ein Stück Fleisch in den Mund.

"Miguel!", schimpft Amara und haut mir gegen den Oberarm.
Sofia verdreht die Augen.


19:56 Uhr  

Amara sammelt unsere Teller ein und bringt sie in die Küche.
Ich folge ihr.
"Du musst das nicht tun, dafür bezahle ich die Leute hier.", stelle ich zum 2. Mal klar. 

Ich halte sie auf, als sie die Spülmaschine öffnet.
"Können wir gleich nochmal reden?", überwinde ich mich sie zu fragen.

"Worüber?", fragt sie desinteressiert. 

Ich seufze.
"Bitte?", werfe ich hinterher.

"Du weißt ja nicht mal worüber.", macht sie sich lustig und öffnet die Spülmaschine, um die 4 Teller hineinzustellen.
Dann dreht sie sich um und lässt mich in der Küche stehen.

"Dieses Mädchen macht mich wahnsinnig.", zische ich leise und gehe ihr nach.
"Wir fahren morgen um 8 Uhr zum Flughafen. Ihr kommt dann nächste Woche nach?", richte ich meine Frage an Xavier und Sofia.

Beide nicken.
"Wir fahren noch nach Los Angeles und San Francisco.", lächelt meine Schwester Amara zu.

 Amara lächelt ebenfalls.
"Viel Spaß.", wünscht sie den beiden.

"Endlich frei.", zwinkert mir mein bester Freund zu und erhebt sich dann vom Stuhl.

"Gute Nacht und bis nächste Woche.", drückt Sofia Amara fest, ehe sie nach oben geht. 

"Warte hier, bitte.", will ich, dass Amara noch einen Augenblick sitzen bleibt, bis ich wieder komme.

"Xavier.", eile ich ihm hinterher.
"Was gibts?"
Irritiert schaut er mich an.

"Sag mal. Rein hypothetisch. Wo kann man in Culiacan Blumen kaufen?", frage ich ihn leise und fahre mir angespannt durch den Nacken.

Sein Mund verzieht sich zu einem breiten Grinsen. 

Ich verdrehe die Augen. 

"Wusste ich es doch.", boxt er mir gegen den Arm.

Mi amorDär berättelser lever. Upptäck nu