Kapitel 70

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Amara
20:14 Uhr

Mir wird heiß und kalt, als ich vor dem Club ankomme. Rote Lichter treffen auf mein Gesicht und blenden mich, während die Nutten vor dem Club mein Erscheinungsbild mustern. Ich passe in dieser Leggings und dem schwarzen Hoodie hier nicht hin, das ist mir bewusst, aber ich muss in diesen Club rein.

Ich muss sehen, was er hier treibt.

"Ich will zu Miguel Jimenez.", spreche ich eine junge Frau an, die nur knapp bekleidet vor mir steht.

Sie lacht falsch.
"Jede Frau hier will zu Miguel Jimenez."

Provokant lässt sie ihren Blick über meinen Körper fahren und pustet spöttisch den Rauch ihrer Zigarette in mein Gesicht.

"Ich weiß, dass er da drin ist, also bring mich zu ihm!", fauche ich sie an.

Ihr Blick ändert sich von spottend zu überrascht und dann genervt, bis sie mich letztendlich durch den Stripclub führt.
Es ist kurz nach 20 Uhr, Miguel muss also schon mindestens eine halbe Stunde hier sein.

"Da hinten in der Ecke sitzen sie. Wenn dich jemand fragt: Du kennst mich nicht!", zischt sie unfreundlich und lässt mich in dem leichten Nebel auf der Tanzfläche stehen.
Vier Männer inklusive Miguel sitzen um einen runden Tisch auf dunkelroten Sofas. knapp 20 Meter vor mir.
Auf dem dunklen Tisch stehen zwei Whiskeyflaschen, ein Päckchen Koks liegt in der Mitte.

Miguel trinkt unbekümmert einen Schluck Whiskey und greift dann nach dem Koks auf dem Tisch um sich den Stoff genauer anzusehen.
Der dicke Mann links von ihm scheint einen Witz zu machen, denn plötzlich fangen alle an zu lachen.

Dann bleibt mir der Atem weg.

Eine blonde Frau drückt sich zwischen Miguels Beinen hoch, ihre Hand liegt gefährlich nach an seinem Schritt.
Ich beobachte mit schwerem Atem, wie er seine Hose zuknöpft und die Frau am Kinn an die Seite schiebt.
Ohne sie eines Blickes zu würdigen und ohne ein Wort mit ihr zu sprechen.

Er spricht ganz normal mit den anderen am Tisch weiter, so als wäre nie etwas gewesen. Als hätte er sich nicht gerade unter dem Tisch den Schwanz von einer Nutte lutschen lassen.
Fast hätte ich sie nicht gesehen, weil das Tischbein ihren Körper nahezu vollständig verdeckt hat. Erst als sie sich vom Boden hochgedrückt und sich auf der teuren schwarzen Anzughose abgestützt hat, sind mit ihre blonden langen Haare ins Auge gestochen.

Ihre Hand liegt noch immer an seinem Oberschenkel, auch wenn sie nicht mehr genau zwischen seinen Beinen sitzt.

Ich kämpfe mit den Tränen und als er dann auch noch aus Zufall zu mir herüber sieht und bemerkt, wer genau da in der Menschenmenge in einem schwarzen Hoodie steht und alles beobachtet hat, entweichen ihm die Gesichtszüge.

Sein Blick geht zu der Nutte auf dem Boden, dann rüber zu mir.

Die andern Männer scheinen noch nicht mitbekommen zu haben, dass Miguel ihnen gar nicht mehr zu hört.
An seinem Blick erkenne ich, dass er sich ertappt fühlt.
Er schaut noch einmal zu der Frau, drückt ihre Hand von seinem Schoß und schiebt sie bei Seite, um auf mich zuzugehen.

"Ich bin gleich wieder da.", teilt er den Männern mit und geht mit großen Schritten über die Tanzfläche auf mich zu.
Immer wieder rempeln mich Leute an und immer wieder verschwindet Miguel aus meinem Sichtfeld, weil sich tanzende Leute in seinen Weg drängen.

Das Piepen in meinen Ohren wird beinahe unerträglich, doch als Miguel grob nach meinem Handgelenk greift und mich mit einem Ruck durch den Club schleift, hört es auf. Plötzlich höre ich die donnernde Musik, laute Stimmen, die sich an der Bar über die Musik hinweg unterhalten, und vor allem Miguels Lackschuhe auf den Fliesen des Clubs.

"Was verflucht tust du hier!", regt er sich auf und drückt mich auf die Männertoilette.

Unfähig irgendetwas zu antworten, stehe ich stumm zwischen ihm und der Marmorwand.

"Rede mit mir!", faucht er und nimmt mein Kinn in seine Hand.

Tränen laufen mir still über die Wangen und ich bilde mir ein, als könnte man hören wie sie auf den teuren Boden treffen.

"Was hast du gesehen?", seufzt er und fährt sich kurz mit der linken Hand über die Bartstoppeln.

"Wofür willst du das wissen? Damit du weißt, was du mir weiter verheimlichen kannst und was du nicht leugnen kannst?", flüstere ich heißer und schaue ihm direkt in die grünen Augen.

"Du hast dir den Schwanz lutschen lassen, das hast du getan!", zische ich wütend und verletzt zu gleich.

"Ich habe nicht-"

"Bullshit! Lüg mich nicht an, ich habs gesehen!", unterbreche ich ihn und entferne seine Hand von meinem Kinn.

"Sie ist unter dem Tisch hergekommen. Die Schlampe hatte ihre Hände zwischen deinen Beinen und ihren Kopf auch! Und du Mistkerl hast dir die Hose zugeknöpft.", weine ich und beginne ihn von mir zu schubsen.

"Amara!", will er mich beruhigen, doch das kann er sich sparen.

"Mach deine dreckigen Geschäfte hier fertig und dann komm ins Hotel. Ich packe schonmal unsere Sachen.", zische ich und dränge mich an ihm vorbei.

"Du bleibst hier!", will er mich aufhalten, doch ich höre nicht auf ihn.

Schwungvoll öffne ich die Tür und laufe zügig durch den Club nach draußen.

Mi amorWhere stories live. Discover now