Kapitel 26

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Miguel

"Es war Carlos' Sohn.", rückt Dante endlich mit der Sprache raus.

"Wann.", fragt Amara ihn emotionslos.
Sie notiert die Informationen, die Dante ihr gibt, fein säuberlich auf dem weißen Papier vor ihr.

"Vor circa vier Tagen. Drei seiner Männer haben sie ausgegraben und dann mit einem schwarzen Van abtransportiert. Sie haben vor, euch die Leichteile per Post zu schicken.", erklärt er ihr nun etwas freundlicher.
Amara lässt sich nichts anmerken, was mich erstaunt. Sie hat sich gut im Griff und scheint die Situation gut unter Kontrolle zu haben.

Zufrieden schreibe ich die Mail an meinen Cousin weiter.
Nächstes Mal lasse ich sie die Verhandlungen führen, definitiv.

Ich stelle sie mir im Gericht vor, wie sie die Angeklagten beim Plädoyer fertig macht.

Das ist meine Frau.

"Ging doch gut.", lobe ich sie unauffällig und nehme ihr mein Handy wieder ab.

"Was ist dieser Kerl eigentlich für ein Ekelpaket?", motzt sie und hält mir die Blätter hin.

Ich zucke mit den Schultern.
"Ich verstehe mich gut mit ihm."

"Ja, weil du mindestens genauso schlimm bist, wie er."
Hat sie mich gerade beleidigt?

Ich ziehe die Augenbrauen hoch und lehne mich zurück.
"Wie bitte?"

"Das hast du verstanden, mi amor."
Sie grinst falsch und verlässt dann mein Büro.

Perplex schaue ich ihr hinterher.

Der perfekte Hintern wackelt leicht in dieser seidigen Shorts, ihre Hüften schwingen sanft.
Ich atme laut aus und tippe dann die Mail weiter.

Sie macht mich fertig.

17:34 Uhr

Als ich drei Stunden später in den Garten komme, sitzt Amara auf der Terrasse und lernt für ihr Staatsexamen. Ich lehne mich an den Tisch und nehme mir einen Zettel, den ich mir genauer durchlese.

Unternehmensrecht.

"Wenn du fertig bist, kannst du dich sofort um meine Clubs kümmern. Ich will das in trockenen Tüchern haben.", erinnere ich sie an unsere Abmachung.

"Sicher. Wenn ich fertig bin."
Ohne mich anzuschauen, antwortet sie pampig.

Ich muss schnaufend ausatmen.
"Du erlaubst dir etwas viel in letzter Zeit.", beginne ich und ziehe mir einen Stuhl heran, auf dem ich mich elegant niederlasse.
Unbeeindruckt ließt sie ihre Zettel weiter und trägt Notizen ein.

"Ich habe dir in Amerika gesagt, dass wir nur Partner sind. Du hältst dich nicht an unsere Abmachung.", spricht sie teilnahmslos.

Was will sie mir damit sagen?
Als würde sie davon nicht auch profitieren.

"Dann darfst du dich nicht von mir ficken lassen.", gebe ich mindestens genauso teilnahmslos von mir.

Überrascht schaut sie mich an.

Ja, Amara.
Jetzt hab ich dich.

Hat sie wirklich gedacht, sie könnte mich so einfach los werden?

"Das war das letzte Mal. Und ich gehöre auch nicht dir."

"Ach, das hast du also nur so gesagt?", provoziere ich sie und muss mich darauf konzentrieren, nicht gleich eine Latte zu kriegen, wenn ich an heute morgen zurück denke.

"Das habe ich nur so gesagt, richtig.", lügt sie mich an.
Ich verschränke meine Finger und schaue mir meine Hände nachdenklich an.
Ich könnte mal wieder Handcreme benutzten.
Durch das Tippen auf dem Laptop und den vielen Morden in den letzten Wochen sind meine Hände ganz schön rau geworden.

"Klar. Das sagt man ja auch einfach so. Besonders, wenn man gerade von hinten genommen wird, vor Erregung keucht und sich ins Bettlaken krallen muss, damit man nicht den Verstand verliert.", zische ich ihr leise entgegen.

Der Gärtner muss nun wirklich nicht hören, wie ich es meiner Frau besorge.

"Das ist nicht wahr.", leugnet sie meine Aussage und schluckt den Kloß in ihrem Hals herunter.

Und wie wahr das ist.
Denkt sie, ich sehe nicht, wie sie ihre Schenkel unter dem Tisch zusammenpresst?

"Also gut, wenn wir nur Partner sind, dann heul nicht rum, wenn ich dich auch wie einen behandle." Mit diesen Worte stehe ich auf, lasse es mir jedoch nicht nehmen noch einmal ihren Oberschenkel entlang zu streichen, bevor ich die Terrasse verlasse. Gerade war ich noch siegessicher, aber die Tatsache, dass sie nicht so reagiert hat, wie ich es wollte, verunsichert mich tatsächlich.

Irgendwie bekomme ich das Gefühl, als wäre ich derjenige, der diese rein geschäftliche "Partnerschaft" nicht lange durchhalten wird.

Genervt lasse ich mich wieder hinter den Schreibtisch fallen. Ich muss unbedingt herausfinden, wo Carlos' Sohn sich gerade aufhält und dann muss ich mich um Garcia kümmern.
Hätte er mich nicht verarschen wollen, dann hätte ich jetzt nur ein ernstes Problem und nicht zwei. Immer kommt irgendwas dazwischen.

Mi amorWhere stories live. Discover now