Kapitel 56

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Amara

"Ich geh duschen. Geh du schonmal hoch, es ist schon spät.", teilt er mir mit und drückt kurz meinen Oberschenkel. Ich schaue dem großen, muskulösen Typ hinterher, bis seine Umrisse verblassen.
Leise seufze ich, weil ich nicht wahr haben will, dass mir der Kuss gefallen hat. Ich will nicht wahr haben, dass mir seine Hände an meinem Körper gefallen haben und das es schwer ist von ihm los zu kommen.

Trotzdem darf das jetzt nicht wieder in die falsche Richtung laufen. Es wird keine Beziehung mit ihm geben, das funktioniert einfach nicht.

"Wie geht es deinem Hals?", reißt mich Jasper aus meinen Gedanken und setzt sich vor mich an den Tisch.
Er beäugt das große, weiße Pflaster an meinem Hals und runzelt die Stirn.

"Alles in bester Ordnung.", gebe ich teilnahmslos von mir.
Er weiß, das er mir sehr weh getan hat, aber eine Entschuldigung habe ich von ihm bis jetzt noch nicht gehört.

Wäre ja auch zu viel verlangt.

Ich beobachte Jasper, wie er vor mir sitzt. Er trägt frische Sachen, vermutlich von Xavier. Seine blonden Locken, hängen ihm feucht ins Gesicht. Die stechenden blauen Augen, die er von Papa hat, beobachten mich detailliert.

"Hast du Kontakt zu Papa?", fragt er mich auf einmal und beendet das Blickduell.

"Manchmal.", zucke ich mit den Schultern.
Er nickt.

"Vielleicht solltest du dich bei ihm melden und ihm Bescheid geben, dass du lebst?", helfe ich ihm auf die Sprünge, weil er meinen auffordernden Blick anscheinend nicht versteht.

"Niemals. Er soll nicht auch noch in Gefahr sein."

"Jasper! Du gehörst zum Jalisco-Kartell! Die wissen alles über dich. Du brauchst niemanden mehr zu schützen, du bist ein offenes Buch für die!", werde ich langsam wütend, weil er so ignorant ist.
Ihn interessiert das hier alles einen Dreck.

"Beruhig dich."
Beschwichtigend hebt er die Hände und atmet laut aus.

"Du kannst mich mal. Ich gehe schlafen!", verabschiede ich mich wütend von ihm und lasse ihn auf der Terrasse zurück.
Er tut so als wäre alles wie früher.
Als hätte es diese 4 Jahre nie gegeben. Als könnte er hier einfach so rein marschieren und wirklich verlangen, dass ich so tue als wäre das alles nie passiert. Nichtmal melden wollte er sich.

Wütend stampfe ich die breite Steintreppe hoch um kurz drauf schwungvoll die Tür aufzureißen. Ich wechsle schnell meine Sachen, dann lege ich mich genervt und erschöpft zugleich ins große Bett.

"Was ist los?", fragt Miguel skeptisch.
Mit nur einem Handtuch um die Hüfte steht er im Türrahmen und guckt aus dem Badezimmer heraus.
Seine kurzen Haare sind feucht, Wassertropfen laufen über seinen Körper.

Ich wende meinen Blick ab.

"Jasper tut so, als wäre das alles nicht passiert. Als hätte er keinen Fehler begangen. Er hat sich nichtmal entschuldigt, für das, was er mir angetan hat. Er sieht das nicht mal ein. Und jetzt will er sich nichtmal bei unserem Vater melden und ihm sagen, dass es ihm gut geht.", meckere ich und fahre mir mit beiden Händen übers Gesicht.

Ich höre, wie er zurück ins Bad geht und anscheinend frische Sachen anzieht. Dann kommt er mit einer Jogginghose, die ihm locker auf den Hüften sitzt, zu mir und legt sich neben mich ins Bett.
Beide liegen wir hier und starren die hohe Decke mit der ausdrucksstarken Malerei an.

"Er ist einfach zu stolz dafür. In seinen Augen tut er das Richtige und ich das Falsche. Das kannst du nicht ändern. Er wird das nie akzeptieren.", beginnt er mit rauer Stimme.

"Aber-"

"Amara, hör auf dich damit zu beschäftigen. Wir werden die Sache mit Eduardo klären und dann ist alles gut. Dann bist du in Sicherheit. Und dein Bruder kann das tun und lassen, was er für nötig hält.", beendet er das Gespräch.

Ich ziehe die Decke über meinen Körper und schließe die Augen.

"Vielleicht hast du Recht.", gebe ich mürrisch zu und knipse mein Licht aus.

"Natürlich habe ich Recht.", schmunzelt er und schaltet ebenfalls seine Nachttischlampe aus.

Dann ist es still.

Der helle Mondschein leuchtet ins Zimmer und ich spüre seinen Blick auf meinem Körper. Ich traue mich nicht, mich zu bewegen.
Ich muss so tun, als würde ich jeden Augenblick einschlafen, damit er mich in Ruhe lässt.

"Du hast Angst, dass ich dich gleich anfasse, obwohl du dir nichts sehnlicher wünscht.", stellt er ruhig fest. Ich öffne vorsichtig die Augen.
Noch immer schaut er an die Decke.

"Habe ich nicht und tue ich auch nicht.", flüstere ich heiser und räuspere mich danach.

"Doch. Du verrätst dich.", glaubt er mir wohl nicht.
Ich soll mich verraten?
Womit denn bitte. Ich liege hier einfach nur.

"Dein schneller Atem. Deine Hand, die sich unter der Decke ins Bettlaken krallt und deine Oberschenkel, die du fest zusammendrückst.", fährt er fort.

Kann er Gedanken lesen?

Ertappt schaue ich ihn an.
Ein breites Grinsen schleicht sich auf seine Lippen, dann dreht er sich von mir weg auf die rechte Seite.

"Schlaf gut.", flötet er.
Im Fenster spiegelt sich sein Gesicht. Kurz zwinkert er mir zu, dann klopft er das Kissen zurecht und schließt die Augen.

Genervt von seiner Arroganz  seufze ich laut und drehe mich auch von ihm weg. Ich kann sein Grinsen bis hier hin spüren.

Er macht sich lustig.

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Meine Name ist dings.daaa

Mi amorWhere stories live. Discover now